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Comedian im InterviewIngolf Lück ganz ehrlich über Köln: „Weinen musste ich nie“

Interview mit Ingolf Lück

Spaßvogel Ingolf Lück (64) im Interview mit EXPRESS.de

Ingolf Lück (64) ist ein wahres Multitalent. EXPRESS.de verrät der Wahl-Kölner, welches neue Projekt ansteht und wo seine ersten Schritte in Köln begonnen haben.

von Christof Ernst  (che)

Cello, Gitarre, Saxofon, Gesang, Schauspiel, Comedy, Moderation: Ingolf Lück (64, „Wochenshow“, „Formel Eins“, „Caveman“) ist wahrscheinlich ein Multi-Talent.

Und jetzt erhält er die, wie er selbst sagt, „höchsten kölschen Weihen“: Denn er darf neben Tommy Engel im „WeihnachtsEngel“ auf der Bühne stehen. Darüber und über seine 40 Jahre als „ewiger Imi“ haben wir mit Lück gesprochen.

Ingolf Lück im Interview: „Mir kam Corona gerade recht“

EXPRESS: Ingolf, du bist 64, aber fit wie ein Turnschuh. Wie kommt's?

Ingolf Lück: Mein Vater ist 96, meine Mutter 93 Jahre alt. Ich habe also offensichtlich gute Gene geerbt. Gut, die körperliche Konstitution der Eltern ist altersbedingt, aber geistig sind beide absolut rege. Ein Segen.

Wie hältst du deine gute Form?

Ich versuche jeden Tag rund anderthalb Stunden Sport zu machen. Ich rudere 7 bis 10 Kilometer auf dem Ergometer, mache 100 Liegestütze und Gymnastik. Dann esse ich Müsli und trinke grünen Tee ... voll langweilig, aber das macht mich glücklich.

Dazu hattest du ja während der Corona-Pandemie genügend Zeit, oder?

Ja, und ich bin heilfroh, dass ich keine 21 mehr bin und am Anfang einer Karriere stehe, denn dann wären die zurückliegenden zwei Jahre ohne Auftritte echt bitter geworden. Im Gegenteil: Mir kam Corona gerade recht.

Wie das?

Ich stehe seit über 40 Jahren auf der Bühne. Das heißt: Ich kenne jedes kleine Theater in einer großen Stadt und jedes große Theater in einer kleinen Stadt und habe in jedem Hotel schon einmal übernachtet. Da fand ich den Zwangsaufenthalt zu Hause richtig gut: Ich habe das Gartenhäuschen hinter unserem Haus in Bayenthal gestrichen – erst bayrisch, dann karibisch, dann bayrisch-karibisch. Und ich habe wieder Musik gemacht. Ich spiele ja seit 50 Jahren Gitarre und Cello. Aber jetzt wollte ich mal ein Blasinstrument ausprobieren und habe angefangen, Saxofon zu spielen. Mein Unterstützer war übrigens der Kölner Musiker Bernd „Knaller“ Delbrügge.

Kasalla muss die geplante Tour absagen, in der Philharmonie bleiben Plätze frei, auch bekannte Comedians spielen vor halbvollen Theatern. Macht dir das Angst?

Viele – ich auch – dachten: Wenn das mit Corona mal nicht mehr so schlimm ist, haben die Leute wieder Bock auf Kultur. Aber leider sehen wir momentan das Gegenteil: Die Menschen haben sich offensichtlich lieber ein zweites Netflix- oder Disney+-Abo gekauft und bleiben zu Hause. Oder sie kaufen keine Tickets, weil sie Strom- und Gaspreise in die Höhe schießen und die Inflation fast bei zehn Prozent liegt. Dennoch: Wir Künstler müssen spielen, wir müssen den Betrieb am Laufen halten. Denn es geht nicht nur um uns, sondern auch die Mitarbeiter in den Theatern und Kleinkunstbühnen vor und hinter den Kulissen. Da hängen ganz viele Existenzen dran.

Ingolf Lück erkannte früh das Talent von Hape Kerkeling in Köln

Du bist in Bielefeld geboren, lebst aber seit über 40 Jahren in Köln. Wie kam's?

Lieben gelernt habe ich die Stadt, als ich 1984 im Sprungbrett-Theater aufgetreten bin. Dort konnte man als Nachwuchs-Comedian einen Monat lang spielen und brauchte sich mal vier Wochen keine Sorgen ums Geld zu machen. Und nach der Vorstellung ging es in die Südstadt. Viele, die später Stars wurden, haben dort angefangen. Hella von Sinnen, Dirk Bach ...

... und ein ganz junger Hape Kerkeling, richtig?

Genau. Als der seinen ersten Solo-Abend im Sprungbrett hatte, meinte er zu mir, eine Firma habe ihn für einen Auftritt angefragt und er habe als Gage 70 Mark verlangt. Ob das vielleicht übertrieben gewesen sei. Da habe ich zu ihm gesagt: „Hape, du wirst mal ein ganz Großer – nimm 80 Mark!“ (lacht) Der war damals 19 Jahre alt, und ich wusste in der Tat sofort, dass das ein Riesentalent war.

Talent hat deine Tochter Lily auch, denn sie ist eine erfolgreiche Schauspielerin. Wie stolz ist der Papa?

Naturlich sehr, zumal Lily direkt von ihrer absoluten Wunsch-Schauspielschule angenommen wurde, als sie vorgesprochen hatte. Das ist dem Papa leider nicht gelungen. Ich habe mich zum Beispiel einmal bei der Folkwang-Schule in Essen vorgestellt und den Hamlet gegeben – allerdings getanzt. Das kam nicht so gut an, und ich konnte sofort wieder nach Hause gehen. In Berlin war ich von 800 Bewerbern unter den letzten 12. Davon wurden 11 genommen – ich nicht.

Ingolf Lück, „der ewige Imi“, über seine Beziehung zu Köln

Du nennst sich selbst „der ewige Imi“. Was meinst du damit?

Ich habe alles getan, um das nicht mehr zu sein: Meine beiden Kinder sind in Köln geboren, ich bin am Rosenmontag bei Christoph Kuckelkorn auf dem Wagen mitgefahren, ich habe beim FC Hennes VI., VII. und VIII. geküsst. Und jetzt kriege ich nun wirklich die höchsten Weihen und darf bei Tommy Engels „WeihnachtsEngel“ mitmachen. Aber ich werde für immer ein Imi bleiben.

Woran machst du das fest?

Als ich zum ersten Mal mit dem Zug nach Köln reingefahren bin, saß neben mir eine ältere Dame, und als wir über die Hohenzollern Brücke fuhren, kullerten ihr die Tränen über die Wangen. Ich fragte sie: „Ist Ihnen nicht gut“. Und sie meinte: „Doch. Und wie! Immer, wenn ich den Dom sehe, muss ich weinen“. Ich bin bestimmt schon mehr als hundert Mal über diese Brücke gefahren, weinen musste ich nie. Aber es stellt sich inzwischen ein wohliges Bauchgefühl ein.

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Hast du früher schon einmal mit Tommy zusammengearbeitet?

Ja, 1985 waren er und die Bläck Fööss zu Gast bei „Formel Eins“. Danach gab es keinen Kontakt mehr. Deshalb ist das jetzt eine tolle Erfahrung. Tommy ist ein hochkreativer Künstler, ein feiner, fast harmoniesüchtiger Mensch. Er hat einfach das kölsche „Jeföhl“. Er passt in die Stadt, und sie passt zu ihm. Ich bin beruflich in der ganzen Republik herumgekommen und kann sagen: Es ist kein Klischee: Köln ist wirklich multi-kulti und weltoffen. In Ehrenfeld ruft der Muezzin, vor der Synagoge in der Roonstraße sagt man „Schalömchen“, in der Schaafenstraße kann man die knackigsten Männerpopos sehen und im Dom läutet der Dicke Pitter. Ich denke, es gibt ein kölsches Mantra.

Und wie lautet das?

Et is wie et is, denn et hät noch immer jot jejange, un mer muss och gönne könne. Also: Drink doch ene mit und stell dich nit esu an. Eins ist sicher: Tommy Engel kommt sicher mal ins kölsche Pantheon. Da sitzen schon Willy Millowitsch, Konrad Adenauer und Trude Herr. Und irgendwann – hoffentlich nicht so bald – kommen noch Lukas Podolski, Tommy Engel und Wolfgang Niedecken dazu.

Mehr über Ingolf Lück: Vater zweier Kinder

Wer hätte das gedacht: Bielefeld ist die Stadt der Spaßmacher. Ingolf Lück (26. April 1958) ist dort ebenso geboren wie Oliver Welke, Dietmar Wischmeyer und Ingo Oschmann. Lück studierte zwar Germanistik und Philosophie, aber es zog ihn immer ins Rampenlicht, erst auf die Bühne, später vor die Kamera.

Ab 1985 moderierte er die Hitparaden-Sendung „Formel Eins“ und stieg 1996 als Comedian bei der „Wochenshow“ (Sat.1) ein. Riesigen Erfolg hatte Lück mit dem Solo. Theaterstück „Caveman“, das seine Kollegin Esther Schweins inszeniert hatte.

2018 gewann er als damals ältester Teilnehmer (60 Jahre) mit Tanzpartnerin Ekaterina Leonova die RTL-Show „Let's Dance“. Ingolf Lück lebt in Bayenthal und ist Vater zweier Kinder.