Seit Karneval 2022 steigen in Köln die Corona-Zahlen. Der Zusammenhang scheint klar, doch ausgerechnet einer der gefragtesten Corona-Experten tritt nun auf die Bremse.
Corona und Karneval in KölnWas sagt Virologe Streeck zu den aktuellen Infektionszahlen?
Was sagt der berühmte Virologe Hendrik Streeck zu den steigenden Corona-Zahlen und den Menschenmassen, die Karneval beispielsweise auf der Zülpicher Straße feierten?
Es sieht wie der „perfekte“ Zusammenhang aus: Nach den Karnevals-Tagen 2022 ist der Corona-Inzidenzwert in Köln rasant in die Höhe gestiegen. Innerhalb weniger Tage ging es in einem irren Tempo von einem Wert unter 1000 auf 2332 am Montag (7. März).
Ist das, wie Kritiker argumentieren, die fast logische Folge der Feierlichkeiten an den jecken Tagen, die beispielsweise im Bereich der Zülpicher Straße kaum unterschiedlich war zu den Jahren vor Corona? Oder der XXL-Demo in der Kölner Innenstadt mit etwa 250.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern?
Corona und Karneval: Hat der Fastelovend die Zahlen nach oben getrieben?
Die Stadt Köln hatte den Feiernden ein 2G-plus-Konzept für die jecken Tage auferlegt und die gesamte Stadt zur Brauchtumszone erklärt. Bei der Demo am Rosenmontag (28. Februar 2022) aber hatte beispielsweise „nur“ 3G plus Maskenpflicht gegolten, eine Kontrolle war aufgrund der Menschenmassen ohnehin nicht durchführbar.
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck warnt dennoch vor vorschnellen Rückschlüssen bezüglich Corona und Karneval. „Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass das mit dem Karneval zusammenhängt. Aber man sollte immer vorsichtig sein: Korrelation bedeutet nicht automatisch Kausalität“, sagte Streeck der Deutschen Presse-Agentur.
Hendrik Streeck: Zusammenhang von Karneval und Corona spekulativ
In den Niederlanden sehe man einen ähnlichen Anstieg des Infektionsgeschehens. „Wir müssen vorsichtig sein mit solchen Interpretationen und sollten nicht zu viel spekulieren“, sagte Streeck. „Der wissenschaftlich sauberste Weg wäre natürlich eine Studie gewesen, bei der eine Gruppe Karneval feiert und eine andere nicht“, sagte er. Dafür ist es nun aber natürlich zu spät.
Auffällig ist: Gerade die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen ist stark von der steilen Corona-Inzidenzkurve betroffen, sie weist in Köln laut Landeszentrum Gesundheit (LZG NRW) einen Wert von mehr als 5000 auf.
Kölner Zahlen steigen: Inzidenzwert von mehr als 5000 bei 20- bis 29-Jährigen
Am Freitag (4. März) hatte die Stadt erklärt, der ausgeprägte Anstieg in der Altersklasse könne „ein Anzeichen für Ansteckung im Zusammenhang mit Karneval sein“. Sicher beurteilbar sei der Zusammenhang aber nicht, da die Kontaktnachverfolgung inzwischen erheblich zurückgefahren sei.
Mit dem Gesamtwert von 2332 liegt Köln im deutschlandweiten Vergleich aktuell auf Platz neun aller Städte und Kreise. Im Vergleich zu ganz NRW liegt der Kölner Inzidenzwert etwa doppelt so hoch. (tw)