Er war der erste US-Präsident, der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg besuchte – wenige Monate später wurde John F. Kennedy ermordet. Sein letzter Satz blieb vielen Menschen in Köln in Erinnerung.
Historischer BesuchAls John F. Kennedy Köln besuchte: Sein letzter Satz ließ die Menge toben
John F. Kennedy ist der erste amtierende US-Präsident, der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg besucht. Seine Rede in Berlin ist legendär – aber schon am 23. Juni 1963 wird der charismatische Politiker in Köln als Hoffnungsträger für Demokratie, Freiheit und Frieden frenetisch bejubelt.
Nur fünf Monate nach seiner Deutschlandreise wird der US-Präsident in Dallas ermordet.
John F. Kennedy in Köln: Der letzte Satz lässt die Menge toben
Zehn Tage dauert seine Europareise, vier davon verbringt John F. Kennedy in Deutschland. Gleich der erste Stopp führt ihn nach Köln. Nach Landung der „Air Force One“ am Flughafen begrüßt Bundeskanzler Konrad Adenauer den US-amerikanischen Staatsgast. Dann geht’s im offenen Mercedes 300 SL Richtung Köln.
Schon am Königsforst stehen zwei Männer mit einem Pappschild. „Papa Kennedy“ steht drauf. Als der 46-jährige Politiker die Stadtgrenze passiert, läuten die Kirchenglocken. Je näher die Kolonne dem Rathaus kommt, umso größer werden die Menschenmassen. Später heißt es, gut und gern 400.000 Menschen seien auf den Beinen gewesen, um „JFK“ zuzujubeln. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist zu lesen, vor allem Frauen seien hingerissen gewesen, von der jugendlichen Ausstrahlung des Mannes aus Washington.
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Dem Umjubelten fällt es offensichtlich schwer zu entscheiden, auf welcher Straßenseite er zuerst winken soll. Nach kurzem Zögern hebt er beide Hände und grüßt so die begeisterten Menschen rechts wie links. Irgendwann reicht auch das nicht mehr: Kennedy erhebt sich, Adenauer tut es ihm gleich, die Fahrt zum Kölner Rathaus geht stehend weiter in der „Parade der Herzlichkeit“.
Im Rathaus begrüßt Oberbürgermeister Theo Burauen den Staatsgast. Kennedy trägt sich ins Goldene Buch ein und hält dann draußen vor dem Rathaus von einem Rednerpult aus „eine kurze Rede an die Bevölkerung“ – so steht es im Protokoll zum Staatsbesuch.
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Kennedy richtet Grüße aus. „Von Köln in Minnesota, Köln in New Jersey und Köln in Texas“. Er preist das Wirken von Konrad Adenauer für Frieden und Freiheit und die große Geschichte Kölns, zeigt sich beeindruckt von den Lehren des Albertus Magnus. „Köln spielt seit römischer Zeit eine besondere Rolle beim Bewahren westlicher Kultur, Religion und Zivilisation“, ruft Kennedy den begeisterten Kölnern zu.
Besonders eingebrannt ins kölsche Gedächtnis aber hat sich sein letzter Satz: „May I greet you with the old Rheinish swing, Kölle Alaaf.“ Unter frenetischem Jubel verlässt Kennedy das Podium und fährt mit Kanzler Adenauer zum Kölner Dom. Fotos sind drinnen ausdrücklich nicht gestattet.
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Diesen intimen Moment will John Fitzgerald Kennedy für sich ganz allein. Später begeben sich Adenauer und Kennedy nach Bonn, am 25. Juni geht es nach Frankfurt, am 26. Juni nach Berlin. Dort hält er am Schöneberger Rathaus seine Rede, in der sein berühmtester Satz fällt: „Ich bin ein Berliner“.
JFK ist der erste amtierende US-Präsident, der nach dem Zweiten Weltkrieg Köln besucht. An der Ecke des Rathausplatzes, wo er seine Alaaf-Rede gehalten hat, wird nur wenige Tage nach seinem gewaltsamen Tod am 22. November 1963 eine Gedenkplakette angebracht, die an seine Worte erinnert. Im Dezember 1963 wird Kölns Rheinufer-Promenade vom Rheinpark bis zur Deutzer Werft in Kennedy-Ufer umbenannt.
Der Artikel von Inge Wozelka erschien am 20. Juni 2018 im EXPRESS in der Reihe „Kölner Zeitreise“.