„Schalom und Alaaf“Karneval auf jüdischem Friedhof in Köln – trauriger Anlass

Karnevalisten und Karnevalistinnen stehen am Grab.

Aaron Knappstein, Präsident der Kölschen Kippa Köpp, fand am 27. Januar 2023 bewegende Wort am Grab von Emil Jülich.

Zum Holocaust-Gedenktag versammelten sich Karnevalisten und Karnevalistinnen auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd.

von Daniela Decker  (dd)

Zu einer bewegenden Gedenkveranstaltung hatten am Freitag (27. Januar 2023) die Kölschen Kippa Köpp und das Festkomitee Kölner Karneval auf den jüdischen Friedhof in Bocklemünd eingeladen.

Grund war der offizielle Holocaust-Gedenktag und somit die Erinnerung an die ermordeten Mitglieder des ehemaligen jüdischen Karnevalsvereins „Kleiner Kölner Klub (KKK)“.

Holocaust-Gedenktag in Köln: Besondere Ehre für Emil Jülich

Am Grab von Emil Jülich, Komponist des Karnevalsschlagers „Ov krüzz oder quer“ (das Motto der Jubiläumssession), versammelten sich eingerahmt von den Plagenköpp vier Urenkel und Urenkelinnen von Emil Jülich, Vize-Präsidentin des Festkomitees Christine Flock sowie zahlreichen Karnevalisten und Karnevalistinnen aus verschiedenen Vereinen.

In seiner Ansprache ging Aaron Knappstein, der Präsident der Kölschen Kippa Köpp auf die kölsch-jüdische Seele von Emil Jülich ein: „Emil Jülich, war ein viel beschäftigter Künstler seiner Zeit, Karnevalist, Jude und er war fast komplett vergessen in dieser Stadt. Er war Senator der Kölner Narren-Zunft und er schrieb das Lied ‚Ov krüss oder quer, ov Knäch oder Hähr – mer looße nit un looße nit vum Fasteleer‘ als Büttenmarsch für die Narren-Zunft. Er war ein hundertprozentiges Beispiel der kölsch-jüdischen Seele, die es so häufig vor 1933 in dieser Stadt gab.“

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Emil Jülich ist nicht nur der Namensgeber für das diesjährige Jubiläumsmotto des Festkomitees, sondern in diesem Jahr jährt sich sein 100ster Todestag.

„Neben Emil Jülich möchte ich am offiziellen Holocaust-Gedenktag allen Mitgliedern des ‚Kleinen Kölner Klubs‘ gedenken. Das waren Kölner und Kölnerinnen, die vom ganzen Herzen mit ihrer Heimatstadt verbunden waren. Sie haben alles verloren, inklusive ihres Lebens, aber auch Köln hat diese Menschen verloren. Dieser Verlust wurde nicht immer in dieser Stadt gespürt und einige versuchen heute diesen Verlust zu vergessen. Man hört, es ist genug, es ist ein Vogelschiss der Geschichte. Wir glauben dennoch, dass wir alle gemeinsam in Köln leben und feiern können“, betonte Aaron Knappstein zuversichtlich.

Michael Rado, vom Vorstand der Synagogengemeinde Köln, erinnerte an das Besondere des Holocaust: „Das Besondere war, dass man Menschen industriell vernichtet hat. Industriell steht für fangen und vernichten. Sie wurden nicht als Menschen wahr genommen und umgebracht, weil sie nicht lebenswürdig seien.“

Synagogengemeinde Köln über das Besondere des Holocaust

Doch auch Michael Rado schaut zuversichtlich in die Zukunft: „Heute – und das erfreut uns und beruhigt uns auch – kommt Kölns Bürgermeisterin Brigitta von Bülow und erweist Emil Jülich und den viele anderen verstorbenen Juden und Jüdinnen ihre Referenz. Und sie – die Karnevalisten – sie zollen ebenfalls diesen Juden und Jüdinnen heute ihren Respekt.“

Michael Kramp, vom Vorstand des Festkomitees: „Dieser Tag ist ein Tag der Vergangenheit, aber es ist auch ein Tag, an dem wir in die Zukunft schauen sollten. Wir als Festkomitee sind froh, dass wir alle wieder gemeinsam unter dem Motto ‚Schalom und Alaaf‘ feiern können.“