Die traditionelle Sessionseröffnung in der Altstadt ging trotz der im Vorfeld verbreiteten Terror-Drohung ohne Zwischenfälle über die Bühne. Oberbürgermeisterin Reker lobte im Rathaus vor allem das Dreigestirn.
OB Reker feiert mit Dreigestirn„Lassen uns unser Lebensgefühl nicht von Terroristen oder Islamisten nehmen“
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Copyright: Daniela Decker
OB Henriette Reker empfing am Donnerstag (27. Februar 2025) zum letzten Mal ein Dreigestirn. Im Hansasaal des Rathauses fand der traditionelle Start in den Straßenkarneval statt.
Die offizielle Sessionseröffnung in der Altstadt – sie stand auch unter dem Eindruck der im Internet verbreiteten IS-Drohung. Doch die Kölschen lassen sich das Feiern nicht nehmen. Am Donnerstagmorgen (27. Februar 2025) standen die 3000 Jecken geduldig in der Schlange an, um in den Feierbereich auf dem Alter Markt zu kommen.
Die Altstädter hatten zum Start wieder ein buntes vierstündiges Musikprogramm auf die Beine gestellt. Wer Karten ergattert hatte, musste durch umfangreiche Kontrollen. Die Polizei war überall präsent, hielt sich aber sehr dezent im Hintergrund und beobachtete aufmerksam das Geschehen.
Sessionseröffnung auf dem Alter Markt mit Polizeipräsenz
Auch im Rathaus, schräg gegenüber von der Altstädter-Bühne, waren die Anschlags-Gerüchte natürlich Thema. „Ich möchte klarstellen: Es wird niemandem gelingen, uns Kölnerinnen und Kölnern einzuschüchtern. Wir genießen die fünfte Jahreszeit und wir lassen uns unser Lebensgefühl nicht von Terroristen oder Islamisten nehmen“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker beim Empfang.
Auch im Hansasaal standen Sicherheitsbedienstete unauffällig zwischen den bunt Kostümierten. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir den Fasteloved haben und dass uns in dieser Session ein so wundervolles und liebevolles Dreigestirn unterstützt. Das Dreigestirn steht für Lebensfreude, Vielfalt und Respekt“, sagte Reker.
Die Oberbürgermeisterin blickte in ihrer Ansprache auf die zurückliegenden Sessionswochen. „Es ist eine Kernkompetenz der Jecken, die Welt während der tollen Tage aus dem Tritt zu bringen. In diesem Jahr hatte ich das Gefühl, dass die Welt das allein schafft. Jetzt ist die Zeit, gegen all die Verunsicherung der Gegenwart endlich wieder Träume zu entwickeln und zum Blühen zu bringen. Unsere Stadtgeschichte ist voll von realisierten Träumen.“
Zur Zeit der Römer hätten die Kölschen vom Stadtrecht geträumt, zur Zeit der Preußen von der Vollendung des Doms. „Nach dem Krieg unter britischer Besatzung träumten sehr viele von Freiheit und Demokratie. Köln erlangte beides wieder. Mein Traum ist, dass das auch in Zukunft so bleibt. Viele träumten in den 60er- und 70er-Jahren davon, dass die Vielfalt in der Stadt sichtbarer wird. Das erfüllte sich mit dem ersten CSD 1991“, blickte Reker beim letzten Karnevalsempfang ihrer Amtszeit zurück.

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Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns (r.) feierte am Donnerstag seinen 62. Geburtstag und wurde von OB Reker mit einem Orden beschenkt. Neben ihm Dieter Hellermann, Präsident der StattGarde Colonia Ahoj.
„Die Kölschen haben also die Kraft, Träume zu verwirklichen und wir Jecken sind für diesen positiven Dreh des öffentlichen Bewusstseins die allerbesten Botschafterinnen und Botschafter. Wir feiern das Leben und die Gemeinschaft und wir treiben mit unseren bunten Kostümen die Vielfalt auf die Spitze. Machen wir also das LOVE in Fastelovend endlich so groß, wie es sein sollte.“
Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn bedankte sich vor allem bei Polizeipräsident Johannes Hermanns. Der feiert an Weiberfastnacht seinen 62. Geburtstag und überzeugte sich vor Ort, dass alle Sicherheitskonzepte funktionierten. „Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit gibt uns allen die Ruhe, Tiefe und Kraft, solch schwierige Tage durchzustehen. Wir wollen das respektvolle Feiern in Köln demonstrieren“, sagte Kuckelkorn.
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Die Jecken auf dem Alter Markt hatten eine deutliche Botschaft mit zum Sessionsstart gebracht.
Passend zum Weiberfastnacht übernahm am Donnerstag Jungfrau Marlis das Mikrofon. „Jeder ist bei uns willkommen und darf sich eine Auszeit gönnen. Besonders in diesen wirren Zeiten ist es nötiger denn je. Zu feiern ist keine Schande, sondern ein Geschenk an sich selbst“, sagte ihre Lieblichkeit.
„Karneval ist tolerant und jede Art Karneval zu feiern ist wichtig und richtig. Alaaf, Helau, Shalom oder was auch immer, alles ist willkommen. Denn am Ende singen wir doch all die gleichen kölschen Lieder – egal ob in Düsseldorf, Mainz oder München“, sagte Hendrik Ermen. „Wir appellieren an alle Menschen: Geht respektvoll miteinander um. Eine andere Meinung zu haben, ist okay. Wobei: Beim Altbier habe ich eine sehr gefestigte Meinung. Jeder kann den Fastelovend, vielleicht auch ein bisschen die Welt, besser machen, wenn man mal Fünfe gerade sein lässt und dem Gegenüber ein kurzes Lächeln schenkt.“
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11.11 Uhr auf dem Alter Markt. Mit reichlich Konfetti wurde der Start in die Sssion eingeläutet.
Von den Freunden und Förderern des Kölnisches Brauchtums gab es anschließend den Bürgerorden für das Dreigestirn. Baas Bernhard Conin stellte noch einmal die besonderen Verdienste des Trifoliums für das Brauchtum heraus. „Die drei haben ihre Aufgabe hervorragend gemacht.“
Prinz René I. war das massive Lob fast schon unangenehm. „Wir sind nichts Besonderes, wir haben nur die einfachsten Dinge gemacht, die uns allen in die Wiege gelegt wurden: Anstand zu haben, authentisch, ehrlich, geradlinig zu sein. Eine Meinung stark zu vertreten, Danke zu sagen, nahbar zu sein, guten Tag zu sagen – das ist nichts Besonderes.“