50 Jahre im KarnevalFranz, das Original vom Gürzenich: Sein größter Traum rührt zu Tränen

Franz Gottschalk ist der Parkplatzwächter vor dem Gürzenich in Köln. Hier leitet er gestenreich den Verkehr.

Parkwächter Franz Gottschalk ist seit 50 Jahren im Kölner Karneval und seit 20 Jahren vor dem Kölner Gürzenich.

Er ist ein kölsches Original am Gürzenich: Parkwächter Franz Gottschalk (70) sorgt seit 50 Jahren für Recht und Ordnung vor den Sälen des Kölner Karnevals.

von Bastian Ebel  (bas)

Wenn das diesjährige Motto „Ov krüzz oder quer“ wie Faust aufs Auge passt, dann auf die Straße vor dem Gürzenich zur Karnevalszeit: Bands rollen heran, Taxis gabeln Jecke auf oder bringen sie zur Sitzung und der ganz normale Verkehr will auch noch durch die Martinstraße.

Trubel allenthalben, ja sogar Hektik herrscht dann vor Kölns guter Stube. Ein Mann steht dabei wie ein neonfarbener Fels in der Brandung mit seiner Warnweste und behält seit 50 Jahren den Überblick. „Ich kann auch schonmal bestimmend werden“, sagt Franz Gottschalk (70) in breitestem Kölsch beim Gespräch mit EXPRESS.de. Hochdeutsch? Kommt für den Chef der Taxispur als kölscher Jung überhaupt nicht in Frage.

Köln: Parkwächter Franz seit 50 Jahren im Kölner Karneval

Mit ihm zu reden ist nicht leicht. Denn immer wieder muss er eingreifen und Autos einweisen – und das seit über 20 Jahren vor dem Gürzenich. „Ich war schon überall. Ob Stadion oder vor anderen Sälen“, berichtet Franz über sein goldenes Jubiläum als Sicherheitsmann.

Aber der Gürzenich ist genau das Richtige für ihn. Er könnte es sich zu Hause gemütlich machen als Rentner, aber nichts da! Bis manchmal tief in die Nacht ist er für die Gäste da. „Was soll ich zu Hause? Da gucke ich mir die Augen achtkantig am Fernseher“, findet er.

Nein, der Kölner Karneval – das ist sein Leben. „Ich bin jeck durch und durch. Für mich ist das wie eine Droge.“ Viele Stars hat er kommen und gehen sehen, der beste Prinz sei immer noch Wicky Junggeburth gewesen. „Die anderen waren alle super auf ihre Art, aber Wicky war einmalig.“

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So haben Franz über die Jahre auch viele Stars in ihr Herz geschlossen, wie er berichtet. „Der Bernd Stelter ist jot. Egal wie hektisch es ist, er hat immer ein nettes Wort parat. Auch der Guido Cantz ist immer sehr nett zu mir.“ Zu den Bands habe er ohnehin immer einen guten Draht.

Köln: Einmal bei den Blauen Funken an Rosenmontag dabei sei

Womit Franz auch bei den Schattenseiten seines Jobs wäre. Regen und Kälte sind da das kleinste Problem. Wenn das sonst so gut gelaunte kölsche Original davon erzählt, wird er ernst. „Weißt du“, sagt er dem Reporter, „manche Menschen behandeln dich wie einen kleinen Mann, wie ein Stück Scheiße. Sie denken, da stünde der kleine Parkwächter und behandeln dich von oben herab, nur weil sie vielleicht mehr Geld in der Tasche haben.“ Franz versucht dann freundlich zu bleiben, auch wenn ihm diese Situationen sehr weh tun.

Viele Stars des Karnevals kennen Franz natürlich: So auch die Klüngelköpp.

Viele Stars des Karnevals kennen Franz natürlich: So auch die Klüngelköpp.

Der fleißige Mann vor dem Gürzenich hat sie zwar alle schon gesehen, einen Lebenstraum hat er sich bislang aber nicht erfüllen können. Plötzlich stockt seine Stimme, seine Augen glänzen. „Einmal im Rosenmontagszug mitgehen auf einem Wagen und am liebsten bei den Blauen Funken. Dat wör jet“, schwärmt Franz gerührt.

Dabei malt er sich aus, wie das wohl wäre. „Dann steht man da oben und die Menschen jubeln einem endlich mal zu. Das ist mein größter Traum.“

Wenn Franz davon schwärmt, bekommt man für ihn Gänsehaut und man wünscht sich für ihn, dass er das einmal erlebt. Ob der Wunsch in Erfüllung geht? Bis dahin arbeitet er aber weiter unermüdlich daran, dass die Jecken gut und sicher an- und abreisen am Gürzenich. Denn Franz bleibt weiter der Fels in der jecken Brandung.