Die erste Proklamation nach der Pandemie ist Geschichte: EXPRESS.de analysiert Kölns gesellschaftliches Großereignis 2023.
KarnevalAnalyse zur Proklamation: Revolution bleibt aus – warum Köln mehr kann
Christoph Kuckelkorn hat recht! „Die Proklamation ist keine normale Sitzung, sondern eher eine Show oder eine Revue“, sagt der Präsident des Kölner Festkomitees. Das ist mittlerweile Naturgesetz. Genau wie dieses: Als darbietende Solo-Kraft hat man es immer schwer auf einer Proklamation in Köln.
Aber was bleibt von der ersten „Pripro“ nach Corona, dem ersten großen Zusammentreffen der Kölner Stadtgesellschaft? Ein Akt in drei Teilen! Denn das Programm zum 200. Jubiläum war gespickt mit Top-Künstlern und Künstlerinnen des Kölner Karnevals. Sie alle haben ihre Sache hervorragend gemacht, weil niemand absichtlich auf die Bühne geht und sagt: „Heute baue ich mal so richtig Mist.“
Proklamation in Köln: Dreigestirn ein Höhepunkt
Womit wir beim ersten Akt wären: Köln hat sich auf die „Pripro“ gefreut. So sehr, dass schon weit vor Veranstaltungsbeginn das Foyer proppevoll war. Wo sonst noch jemand kurz vor Beginn aus dem Taxi huschte, wollte jeder nach zwei Jahren ganz pünktlich dabei sein.
Mega-Stau im Foyer, weil ein zusätzlicher Sektempfang dafür sorgte, dass kein Durchkommen war. Was mit Beginn der Pripro dazu führte, dass der Saal unruhig war. Schließlich hat man sich viel zu erzählen, nach so langer Zeit. Sehr zulasten der Menschen auf der Bühne.
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Ein grandioser Höhepunkt folgte in Akt zwei mit der eigentlichen Proklamation: Das Dreigestirn der Roten Funken wurde vor allem in der „Südkurve“ bejubelt, weil sie das perfekt machen, was drei sympathische Repräsentanten des Kölner Karnevals tun können: Bodenständig, kölsch, liebevoll und einfühlsam haben sie die Botschaft des Festes übermittelt. Klasse!
Dass das Stimmungsbarometer danach bekanntlich runterging – geschenkt. Das lag aber auch in der Programmgestaltung: wenig Rede, viel Musik.
Die Schere zwischen TV-Publikum (sieht gerne Reden) und Saal (hört gerne Musik) ist eben weit auseinander. Dennoch lebte die Proklamation zum 200. Jubiläum eher von dem Erwartbaren, nicht vom Überraschenden.
Akt drei ist deshalb auch schnell erzählt: Die Bands inklusive Herrengedeck haben am Ende den Saal wieder toben lassen. Zumindest den halben Saal, denn das Foyer war ab 22 Uhr (da wurden die Theken aufgemacht) wieder randvoll.
Köln: Erwartbares Programm bei der Proklamation
Schon klar: Das Publikum ist ein Querschnitt durch die Stadtgesellschaft inklusive Sponsoren. Deshalb darf man es auch nicht mit einem Sitzungspublikum vergleichen. Aber Respekt ist keine Frage von „oben oder unten.“
Das Fazit ist deshalb: Die Pripro-Revolution ist ausgeblieben, obwohl man nach Corona die Chance gehabt hätte, manch altbackene Struktur aufzuknacken. Dass Christoph Kuckelkorn wieder allein moderiert hat, war ein Lichtblick – genauso wie die Künstlerinnen und Künstler. Das ist doch ein Anfang, weil der Kölner Karneval mehr ist als eine Show oder Revue – und noch ganz viel mehr zu bieten hat.