Karneval in KölnSexuelle Übergriffe „leider keine Seltenheit“ – was die Polizei jetzt versucht

Junge Leute feiern Karneval im Kwartier Lateng, die Polizei läuft durch die Menge.

Um ein Zeichen gegen jegliche Art von sexualisierte Gewalt zu setzen, hat die Kölner Polizei vor den Karnevalstagen eine Präventionskampagne ins Leben gerufen. Das Symbolfoto wurde am 28. Februar 2022 aufgenommen.

Für ein sicheres und angstfreies Feiern während der anstehenden Karnevalstage hat die Kölner Polizei eine spezielle Kampagne ins Leben gerufen.

von Niklas Brühl  (nb)

In der kommenden Woche stehen die jecken Tage an und damit der Höhepunkt der 201. Session des organisierten Kölner Karnevals. Tausende Menschen werden auf Sitzungen, Umzügen oder auf den Straßen der Stadt schunkeln, feiern und singen.

Allerdings kommt es während der Karnevalstage vor allem für Frauen auch immer wieder zu sexuellen Übergriffen. Die Kölner Polizei will mit einer Präventionskampagne gegen diese Straftaten vorbeugen und das Sicherheitsgefühl der weiblichen Jecken verstärken. Das Motto lautet: „It’s a dress, not a yes!“

Karneval in Köln: Polizeikampagne gegen sexualisierte Gewalt gestartet

Die Kampagne startet am Montag (29. Januar 2024) unter anderem mit Videos in den Sozialen Netzwerken. Die Polizei arbeitet hierbei unter anderem mit den Cheerleadern des 1. FC Köln, den Wildcats Leverkusen, der Tanzgruppe der Kölschen Greesberger und dem Tanzpaar der Roten Funken zusammen.

Die klare Botschaft ist: Kleidung oder ausgelassenes Feiern darf nicht als Einladung für sexuelle Übergriffe missverstanden werden. Derartiges Verhalten habe im alltäglichen Leben und damit auch an Karneval nichts verloren, schreibt die Polizei in einer Mitteilung.

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Kriminalhauptkommissarin Claudia Sobotta, die bei der Kriminalprävention das Themenfeld „sexualisierte Gewalt“ betreut, sagt: „Blöde Sprüche, Grapschen, doofe Anmachen haben viele junge Mädchen und Frauen schon erlebt. Belästigungen und Übergriffe sind leider keine Seltenheit, denn Alkoholkonsum, Feierlaune und räumliche Enge werden häufig ausgenutzt.“

Unter dem Hashtag #itsadressnotayes soll die Kampagne bis zu den Karnevalstagen verbreitet und geteilt werden, damit alle Menschen in Köln sicher und ohne Angst feiern können. Claudia Sobotta sagt: „Betrachtet man die Fallzahlen der Sexualdelikte, unterscheiden sie sich bei der Auswertung der einzelnen Monate kaum. Auffällig ist aber, dass in den Monaten mit besonderen Tatgelegenheiten wie Karneval, Halloween und der Sessionseröffnung ein großer Anteil der angezeigten Taten auf die wenigen Tage der Feierlichkeiten entfällt. Deshalb wollen wir mit der Kampagne sensibilisieren.“

Die Aussagen der Kriminalhauptkommissarin werden auch durch die Zahlen der vergangenen Jahre untermauert: Die Sexualdelikte waren in den Corona-Jahren 2020 (589, davon 337 sexuelle Belästigungen) und 2021 (548, davon 302 sexuelle Belästigungen) aufgrund der öffentlichen Beschränkungen erwartungsgemäß niedrig. 2022, als wieder mehr Freizeitaktivität beschränkungsfrei möglich waren, stiegen sie deutlich an (821, davon 497 sexuelle Belästigungen). Die Zahlen für das Jahr 2023 liegen dabei noch nicht vor.

Bei einer genauen Betrachtung dieser angesprochenen Jahre fällt auf, dass die angezeigten Sexualdelikte im entsprechenden Monat sich vor allem rund um die Karnevalstage ereigneten.

Im vergangenen Jahr wurden 61 der 69 Strafanzeigen während Karneval gestellt. 2022 waren es 43 von 52. Diese Zahl soll auch mithilfe der angelaufenen Kampagne der Kölner Polizei in diesem Jahr reduziert werden.