KarnevalMarita Köllner will mit „Let's-Dance“-Hilfe den Sessions-Hit landen

Marita Köllner und Tanztrainer Sascha Epstein.

Marita Köllner mit ihrem Tanztrainer und Choreografen Sascha Epstein.

Sängerin Marita Köllner hat einen neuen Sessionstitel. Für die dazugehörige Choreografie gab es professionelle Unterstützung. Zudem findet die Kölnerin ein paar ernste Worte zur Karnevals-Branche.

von Daniela Decker  (dd)

Sie ist seit über 55 Jahren eine weibliche Institution im Kölner Karneval und dennoch erfindet sich Marita Köllner (65) noch einmal ganz neu. In der kommenden Session will sie mit dem Titel „Oh Susanna, wo ist das rote Pferd“ für einen echt jecken Ohrwurm sorgen.

Mit dem „roten Pferd“ hat sich Marita Köllner einen Traum erfüllt: „Ich war es leid, über den Dom, den Rhing, den Fasteleer und die Liebe zu singen. Ich wollte einfach mal was ganz Beklopptes wagen.“ Diesen Wunsch hat sie auch Produzent Reiner Hömig deutlich gemacht.

Marita Köllner: Neuer Song auch auf Sampler „Karneval der Stars 53“

„Ich hab‘ nur gesagt: Pass auf Jung, mir ist total egal, wenn die Leute denken, die Ahl ist bekloppt. Ich möchte in der Session etwas Verrücktes machen.“ Daraufhin schlug Kölns Erfolgsproduzent den Song vor. „Meine erste Reaktion: ‚Das ist ja noch verrückter, als ich gedacht habe.‘ Doch Reiner meinte nur: ‚Das passt zu dir‘.“

Trotz Bedenken, gerade in Bezug auf ihr Alter, fuhr das Publikum bei kleinen und größeren Auftritten auf den Song ab. „Auch wenn jetzt bestimmt einige sagen, die Köllner macht jetzt auf jung, macht die Ahl das jetzt. Ich will einfach so sein, wie ich bin und das ist nun mal naturbekloppt.“

Marita Köllner mit zwei Gästen im Brauhaus.

Peter, Marita Köllner und Ralf suchen im Brauhaus Reissdorf das rote Pferd per Steckbrief.

Zum Song wurde auch eine Choreografie von Sascha Epstein entwickelt, der auch als Trainer und Choreograf bei „Let's Dance“ wirkt. „Ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass ich so einen Spaß mit dem Publikum habe, wenn ich über die Bühne jage. Gut, für die Session muss ich noch Konditionstraining machen, damit ich nicht in Atemnot verfalle“, lacht die Sängerin.

Dass man sie wegen des Songs in die Ballermann-Schublade stecken könnte, davor hat Marita keine Angst: „Dann hätten sie das bei ‚Böse Mädchen fahren nach Mallorca‘ auch schon machen müssen. Ich bin keine Ballermann-Sängerin, auch wenn ich 27 Jahre lang bei diversen Schlagerveranstaltungen auf der Insel mitgewirkt habe. Meiner Meinung nach hat nicht jeder Gute-Laune-Song direkt was mit der Ballermann-Szene zu tun. Für mich ist der Titel einfach nur höherer Blödsinn.“

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„Oh Susanna, wo ist das rote Pferd“ ist auf dem Sampler „Karneval der Stars 53“ (erscheint am 27. Oktober) vertreten. „Anfangs war Christoph Gros (Geschäftsführer von Pavement, d. Red.) gar nicht so überzeugt von der Nummer. Auch er hatte anfänglich die Ballermann-Bedenken im Kopf. Doch er revidierte seine Meinung.“ Was Marita Köllner besonders freut, ist, dass sie mit dem Titel auch jüngere Menschen erreicht. „Das ist die Botschaft: Wir Alten können auch noch Jüngere begeistern.“

Marita Köllner: „Bei den Gruppen haben wir einen Einheitsbrei“

Auf die Frage, warum sich nicht mehr Frauen auf die Karnevalsbühne trauen, hat „Et fussich Julche“ eine klare Antwort: „Die Literaten unterstützen diese Entwicklung, indem sie entweder nur Männer oder Gruppen nehmen und wenn sie eine Frau im Programm haben, wollen sie keine zweite. Ausnahmen gibt es nur sehr selten. Es gibt Gesellschaften, die buchen mich nicht, weil ich eine Frau bin. Und dann gibt es Gesellschaften, die verstärkt das jüngere Publikum ansprechen wollen, die sagen ganz klar, du bist zu alt für unsere Veranstaltungen. Dass der Karneval nicht nur aus jungen Leuten besteht, sondern ein generationsübergreifendes Fest ist, wird von manchen leider vergessen.“

Gibt es einen Rat für Frauen, die im Karneval Fuß fassen wollen? „Du darfst nicht eitel sein, du musst deinen eigenen Stil entwickeln und nicht andere kopieren. Das erleben wir gerade bei den Gruppen. Jeder macht die Bläck Fööss, Höhner, Paveier, Brings oder Kasalla nach. Ergebnis: Es ist alles ein Einheitsbrei, ein Sound. Und man muss sich von Anfang an von dem Gedanken verabschieden, dass man in zwei Jahren ein Star ist. Wer im Karneval bestehen will, der braucht Durchhaltevermögen.“