Die Klüngelköpp freuen sich, dass ihr Bühnentechniker Werner wieder mit dabei ist. Dem 57-Jährigen musste in einer Not-OP der linke Unterschenkel amputiert werden. Mit Prothese mischt er nun wieder mit.
Wieder an BordKlüngelköpp-Techniker verlor Unterschenkel – jetzt macht er allen Mut

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Die Klüngelköpp mit ihrem Bühnentechniker Werner vor ihrem Auftritt in der Kulturkirche in Nippes. Dem 57-Jährigen musste der linke Unterschenkel amputiert werden.
Die Klüngelköpp beherrschen längst nicht nur die Karnevalsbühnen. Dass die Band auch besinnliche Töne anschlagen kann, stellte sie in dieser Woche an zwei Abenden eindrucksvoll unter Beweis.
Unter dem Titel „Santa Extravaganza“ entführte Frontmann Frank Reudenbach mit seinen Kollegen sowie Gast Thomas Cüpper das begeisterte Publikum in der ausverkauften Kulturkirche in Nippes in eine vorweihnachtliche Zeit.
Klüngelköpp feierten Weihnachts-Konzerte in der Kulturkirche Nippes
Nicht nur die einzigartige Stimmung bei den Konzerten berührte die Band, auch etwas anderes: Bühnentechniker Werner (57) ist wieder voll dabei. Der sorgt seit 2015 bei jedem Auftritt der Klüngelköpp dafür, dass alles funktioniert.
So war es auch am 30. Mai 2022. „Es war wie immer, wir waren mit der Band unterwegs und hatten Spaß. Doch plötzlich bekam ich stechende Schmerzen in der linken Wade. Da die nicht so richtig weggingen, bin ich zum Arzt. Der hat mich sofort zu einer Venologin geschickt, die mich wiederum ins Krankenhaus überwiesen hat“, erzählt Werner im EXPRESS.de-Gespräch.

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Bühnentechniker Werner hilft Thomas Cüpper, der als Gast bei den Klüngelköpp auftrat, beim Aufbau.
Das Röntgenbild zeigte, dass die Durchblutung der linken Wade nicht mehr gegeben war. „Dann ging alles Schlag auf Schlag und kurze Zeit später war ich bereits im OP.“ Bei der Not-OP stellten die Ärzte im Dürener Krankenhaus fest, dass weder das Weiten noch das Einsetzen von künstlichen Adern das Bein und das Leben ihres Patienten hätte retten können.
Während der Operation holten die Ärzte Werner aus der Narkose, um ihn zu fragen, ob er mit der Amputation einverstanden sei. „Die Ärzte sagten mir, dass ein multiples Organversagen die Folge wäre, wenn ich der Amputation nicht zustimmen würde. Meine Antwort: ‚Ja klar, weg damit‘.“

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Die Klüngelköpp bei ihrem Konzert in der Kulturkirche in Nippes.
Bei der 20-stündigen OP schaffte es das Ärzte-Team, Werners Leben zu retten. „Als ich nach der OP langsam wieder wach wurde und an mir herunterschaute, dachte ich nur: ‚Ist ja wirklich weg, also kein Traum‘.“ Es dauerte aber gerade einmal 15 Minuten, bis für ihn feststand: „Junge, das schaffst du.“
Motiviert von seiner Frau, den Klüngelköpp und seinen Freunden nahm Werner all seine Kraft zusammen und kämpfte sich aus dem Bett. „Zwei Tage nach der OP habe ich mit Werner telefoniert und damit gerechnet, dass er am Boden zerstört ist. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Der Typ hat einen Kampfgeist und Lebensmut, da können wir uns alle eine Scheibe von abschneiden“, sagt Sänger Reudenbach.

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Werners Prothesen-Verkleidung ziert das Logo der Klüngelköpp.
„Ich habe Gas gegeben, so bin ich halt“, lacht Werner. „Zudem hatte ich das absolute Glück, dass ich auf einen Orthopädietechnik-Mechaniker gestoßen bin, der alles dafür getan hat, dass ich wieder ans Laufen kam.“ Durch seinen eisernen Willen konnte er bereits nach eineinhalb Monaten mit Krücken laufen. Knapp ein halbes Jahr später brauchte er die Krücken nicht mehr.
„Für mich war es zu langsam, für andere zu schnell. Das Krankenhaus in Düren hat super gearbeitet und ich habe heute nur geringfügige Phantomschmerzen, die mich aber nicht behindern.“ Sein Ziel in der ganzen Zeit: „Ich wollte einfach wieder mitten im Leben stehen, meinen Job als Kfz-Meister in der Autobahnmeisterei in Köln, wo ich als Schlosser tätig bin, wieder ausüben und ich wollte mein großes Hobby – mit den Klüngelköpp als Crewmitglied unterwegs zu sein – wieder machen.“
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Trotz Prothese macht Werner heute alles fast wieder wie vorher: „Das Einzige, was noch nicht geht, ist mit Gewicht eine Treppe hochgehen. Da muss ich noch dran arbeiten. Es ist halt immer noch ein Lernprozess. Darüber hinaus muss ich mir selbst eingestehen, dass es mir heute natürlich schwerer fällt, die Cases auf die Bühne zu rollen und dass ich auch langsamer geworden bin. Aber ich will diese Belastung, ich will mitten im Leben stehen und nicht nur zuschauen.“
Damit die Belastung nicht zu hoch wird, ist Werner schweren Herzens nicht bei allen Auftritten dabei, obwohl er den Karnevalsbelastungs-Test vor zwei Wochen bestanden hat: „Erstmals war ich freitags bei fünf und samstags bei sieben Auftritten dabei. Überall, wo eine Rampe war, hat es funktioniert. Nur bei Treppen musste ich passen. Was fehlt ist die Geschwindigkeit, weil ich mich immer herumdrehen muss. Alles macht das Bein dann doch nicht mit.“
Klüngelköpp: Techniker Werner hat erste Belastungstests bestanden
Seine Leidenschaft für die Klüngelköpp zeigt Werner auch auf seiner Prothesen-Verkleidung: „Diese besondere Verkleidung meiner Prothese, mit dem Logo der Klüngelköpp samt Beleuchtung, werde ich im Karneval tragen. Die Leute finden es gut und machen wie selbstverständlich Platz.“
Als Werner zum ersten Mal mit der Spezialverkleidung im Probenraum aufgetaucht ist, sind die Musiker fast umgefallen. „Es ist halt mein Leben. Ohne meine Frau und die Klüngelköpp, ich weiß nicht, ob ich heute schon so weit wäre. Für mich ist die Prothese kein Fremdkörper, sondern gehört einfach zu mir.“