Menschen in Indianerkostüm erhalten am 11.11. in Köln in der „Bagatelle Bar“ keinen Eintritt. „Die heftige Kritik an der Kneipe ist berechtigt“, meint unser Autor. Ein EXPRESS.de-Kommentar.
11.11. in KölnVerbot von Indianer-Kostüm ist keine „Bagatelle“
Man kann von Gastronom Daniel Rabe halten, was man möchte: Der Mann setzt sich ein. Als Sprecher der IG Gastro ist der Kölner Wirt und Inhaber der „Bagatelle“ umtriebig und im Sinne seiner Zunft unterwegs und streitet gerne und viel für die Belange der Gastronomie.
Manche nennen es gute PR, andere wiederum ein engagiertes Verhalten, wenn er in langen und breiten Monologen auf den sozialen Netzwerken agiert. Ihm ist eben nicht egal, was in seinem Veedel und der Stadt passiert. Und er weiß: Was er schreibt, wirkt.
Köln: Indianer-Kostüme in „Bagatelle“ zum 11.11 verboten
Jetzt für seine „Bagatelle“ Indianerkostüme für den 11.11. verbieten zu wollen, ist allerdings sehr weit übers Ziel hinausgeschossen. Denn diese Sache ist gleich an mehreren Stellen völlig überzogen.
Zunächst steht der Kölner Karneval in seinen Grundfesten für Toleranz, Gemeinsamkeit und Akzeptanz. Vorauseilender politischer Gehorsam hat ihm in seiner Geschichte immer geschadet. Wer so offen für Toleranz und Buntheit streitet, sollte auch Indianerkostüme ertragen können, die bislang nie ein Thema gewesen sind.
Vielmehr greift es ohne Not eine Debatte auf, die eine schweigende Mehrheit der Gesellschaft mit Kopfschütteln zur Kenntnis nimmt. Als hätte die Gastronomie nicht genügend Probleme durch Personalmangel, Krieg und Corona, macht man hier ein politisch korrektes Fass auf, das die Menschen – mit Verlaub – nicht im Ansatz interessiert.
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Der Kölner Karneval steht in der kommenden Session vor vielen Herausforderungen: Mangelnde Ticket-Verkäufe und „Feiern“ im Angesicht eines Krieges inklusive Energiekrise und Corona sind beileibe kein Pappenstiel.
Hier würde man sich wünschen, gemeinsam durch die schweren Zeiten zu schiffen, anstatt zu spalten. Denn dieses Verbot hat das Potenzial zur Spaltung. Das ist beileibe keine „Bagatelle“. Deshalb ist das Zurückrudern nach einem ziemlich eindeutigen Posting jetzt auch vergebene Liebesmühe.
War diese Ankündigung nun engagiertes Verhalten oder einfach nur gute PR? Beides ist im aktuellen Alltag für die Menschen, die ganz andere Probleme haben, nur schwer zu ertragen.