Kölner KarnevalPremiere in der Flora: Traditionsgesellschaften wollen Party-Trend den Stecker ziehen

Ein Plakat mit zwei Karnevalisten, die den Kölner Dom umarmen.

„Die kölsche Nostalgiesitzung“ der Nippeser Bürgerwehr und der „Grossen von 1883“ feiert bald Premiere.

„Die kölsche Nostalgiesitzung“ feiert bald Premiere im Kölner Karneval.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Der Trend zu leiseren Karnevalsveranstaltungen ist auch 2024 ungebrochen. Ob Flüster- oder Nostalgiesitzung, die Zahl der Jecken, die den ruhigen Karneval genießen möchten, wird immer größer.

Und so feiert am 13. Januar (ab 19 Uhr) „Die kölsche Nostalgiesitzung“ der Nippeser Bürgerwehr und der „Grossen von 1883“ ihre Premiere.

Kölner Karneval: „Die kölsche Nostalgiesitzung“ in der Flora

„Dem Karneval wird immer nachgesagt, dass er von Jahr zu Jahr lauter und partymäßiger wird. Daher freuen wir uns sehr, dass wir nun endlich auch eine ruhige Form von Veranstaltung in unserem Terminkalender anbieten können“, betont Michael Gerhold, Präsident der Nippeser Bürgerwehr.

Dass sich für das Format der leisen Töne gleich zwei Traditions-Gesellschaften zusammengeschlossen haben, freut Gerhold besonders: „Das zeigt doch deutlich, wie der Karneval verbindet. Konkurrenzdenken sollte da keinen Platz haben.“

So auch bei der Leitung der Sitzung: „Der Sitzungsleiter der Grossen von 1823 Thomas Frings und ich werden gemeinsam durchs Programm führen. Unterstützt werden wir dabei von einem gemischten Elferrat unter dem Motto ‚Uniform neben Frack‘“, kündigt Gerhold an.

Für das Programm im historischen Ambiente der Flora konnten die befreundeten Gesellschaften Künstlerinnen und Künstler sowie karnevalistische Persönlichkeiten wie Thomas Cüpper „Et Klimpermännche“, Jörg Runge „Dä Tuppes vum Land“, der „Kölsche Köbes“, Gabi Elabor als „Annegret vum Wochemaat“, Norbert Conrads und die Räuber, die sich „usjestöpselt“ präsentieren werden, engagieren.

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Vielen treuen Sitzungsbesucherinnen und -besucher empfinden die heute gängigen Programme zu laut, zu wenig kölsch und zu austauschbar. Schaut man sich die Programme an, findet man überall die gleichen Redner und Gruppen. Wenn man sich den Nachwuchs anschauen möchte, muss man Veranstaltungen im Umland besuchen.

Hinzu kommt, dass es fast unmöglich ist, ein Sitzungsprogramm zu gestalten, das 18- bis 80-Jährige gleichermaßen begeistert. „Daher ist es so wichtig für den Karneval, dass wir verschiedene Formate anbieten“, betont Gerhold. Und weiter: „Der Karneval an sich ist lauter geworden. Das spürt man am deutlichsten in den Sälen. Daraus folgt, dass Rednerpositionen zu späterer Stunde gestrichen werden.“

Dieses Problem haben die Macher von Flüstersitzungen nicht. Ganz im Gegenteil, bei diesen Veranstaltungen überwiegt die Rede und nicht die Musik.

Natürlich sind Musikbeiträge Bestandteil, aber eben anders: „In der Flora werden sich beispielsweise die Räuber extra für diese Sitzung in einem im Karneval ungewöhnlichen musikalischen Gewand – unplugged - präsentieren. Zwar sind solche Auftritte für die Künstler mit etwas mehr Aufwand verbunden, dennoch, wie im Fall der Räuber, sind sie sehr gerne dabei und genießen als Band die besondere Atmosphäre, wo man den Saal eben nicht nach dem zweiten Takt auf den Stühlen haben muss“, erklärt Gerhold.