Die Kölner ZDF-Mädchensitzung wird nicht mehr aus dem Kölner Sartory, sondern aus dem Theater am Tanzbrunnen gesendet. „Immer eine Frage des Stils“, meint unser Autor. Ein EXPRESS.de-Kommentar.
KommentarAus für Kölner Sartory-Sitzung im ZDF: „Eine Frage des Stils“
Kölsche Jecke mögen Veränderungen zunächst einmal nicht, widerspricht das doch in mehrfacher Hinsicht dem kölschen Grundgesetz und betrifft Paragraphen wie „Et hätt noch immer jot jejange“ oder „Et es wie et es“. Dennoch braucht auch der Kölner Karneval behutsame Veränderungen in Richtung Zukunft. Die Betonung liegt auf behutsam, dann gewöhnt man sich einfacher dran.
Deshalb mag der Schritt des Festkomitee Kölner Karneval in Kooperation mit dem ZDF auch einer für die Zukunft sein, die Mädchensitzung künftig nicht mehr aus dem Sartory zu senden und stattdessen das Theater am Tanzbrunnen zu mieten.
ZDF und Festkomitee: Wechsel in Tanzbrunnen ohne Begründung
Wie es aber dazu kam, wirft Fragen auf, die das Festkomitee wird beantworten müssen. Versetzten wir uns mal in die Lage eines privaten Saalbetreibers wie Marcus Sartory: Er ist zugebenermaßen ein Geschäftsmann, der seine Meinung offen kundtut. Das hat er auch in der Pandemie getan, als er rechtliche Schwierigkeiten bei Entschädigungszahlungen anprangerte. Das hat dem Festkomitee nicht gefallen. So weit also nicht immer ganz einfach.
Dann hört er – ohnehin gebeutelt durch die Pandemie – Monate nichts. Bis er dann auf Umwegen erfährt, dass die ZDF-Sitzung nicht mehr bei ihm stattfindet. Sartory fragt mehrmals beim Festkomitee nach, auch schriftlich. Die Antwort vom Maarweg nach jahrzehntelanger Partnerschaft ist Schweigen.
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Ob nun das ZDF den Schritt weg von Sartory wollte oder das Festkomitee – das spielt dabei keine Rolle. Als Vertragspartner hätte man als FK auf Sartory zugehen müssen und ihm die Entscheidung – auch wenn es kontrovers wird – mitteilen müssen.
Weiberfastnacht 2023: Kölner TV-Sitzung im ZDF aus Tanzbrunnen
Stattdessen sagt man einfach nichts und begründet den Weggang erst auf EXPRESS.de-Nachfrage mit kürzeren Kabelwegen, besseren Kamera-Schwenks und dass dem ZDF auf einmal aufgefallen sei, wie schön das Theater am Tanzbrunnen doch ist. Jeder kann sich selbst ein Bild davon machen, ob dieser Stil etwas mit guter Partnerschaft zu schaffen hat.
Vermutungen, dass der Weggang eine Retourkutsche für Sartorys kritische Haltung inmitten der Pandemie war, wird man darüber hinaus natürlich abstreiten. Als Interessenvertretung von über 140 angeschlossenen Vereinen wird man sich allerdings fragen lassen dürfen, ob dieses Geschäftsgebaren im Sinne des ehrbaren Kölner Karnevals ist oder ob man damit in die Muster längst vergangen geglaubter „Von oben herab“-Entscheidungen zurückfällt? Letzteres wäre fatal – nicht nur für Sartory. Sondern auch für die Zukunft des Kölner Karnevals.