Premiere ein RiesenerfolgKölner Karnevalsverein zeigt stolz die eigenen Wurzeln

Eine Musikformation spielt auf einer kleinen Bühne, die Herren sind alle dunkel gekleidet.

Die Musikformation „Schängs Schmölzje“ nahm das Publikum bei der Premiere am Sonntag (5. November 2023) mit auf eine musikalische Zeitreise.

Die Kölschen Kippa Köpp (KKK) haben Premiere gefeiert – mit einer kurzweiligen jüdischen Zeitreise durch den kölschen Fastelovend.

von Daniela Decker  (dd)

Eine Wiederauferstehung auf jüdische Art feierten die Kölschen Kippa Köpp (KKK) am Sonntagabend (5. November 2023) im Urania-Theater in Ehrenfeld. „Eine jüdische Zeitreise durch den kölschen Fastelovend ist eine Premiere für die Kippa Köpp“, betont Aaron Knappstein, Präsident der KKK.

Seit Jahren durchforsten er und seine Vorstandskollegen die Archive nach Spuren jüdischer Karnevalistinnen und Karnevalisten, die zwischen 1823 und 1938 den Kölner Karneval mit geprägt haben: „Bei unserer Suche sind wir auf viele Texte, Büttenreden und Lieder gestoßen. Darüber ist die Idee entstanden, einige dieser Beiträge und Songs auf die Bühne zu bringen“, erklärt Aaron Knappstein.

Kölsche Kippa Köpp zeigen Historisches aus den eigenen Reihen

Präsentiert wurden unter dem Motto „Von ‚Köln eine Kroyn‘ bis ‚Heidewitzka in New York‘“ Texte und Lieder, die zum Teil seit 140 Jahren nicht mehr auf einer Bühne gesprochen wurden. „Es sind Texte, die in ihrer Zeit geschrieben wurden und für uns heute ungewohnt klingen. Aber das ist genau das Besondere und wenn ich über Besonderes spreche, dann meine ich auch die aktuelle Situation. Natürlich haben wir uns nach dem 7. Oktober gefragt: Dürfen wir so eine Veranstaltung machen?“, erklärt der Präsident weiter.

Aber: „Darauf gibt es nur eine Antwort: Wir müssen, denn dieser Abend ist eine Hommage an alle jüdischen Frauen und Männer, die diese Stadt mitgestaltet haben. Es ist wichtig, über jüdisches Leben zu sprechen, denn wir gehören zu Köln und wollen das auch deutlich zeigen.“

Ein Mann im Anzug steht auf einer Bühne und zeigt dem Publikum eine Karnevalsmütze.

Kippa-Köpp-Präsident Aaron Knappstein bei der Premiere.

Dass der Kölner Karneval, die Karnevalistinnen und Karnevalisten sich solidarisch an die Seite aller Jüdinnen und Juden stellen, untermauerte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn in seiner Rede: „Der unmenschliche, barbarische terroristische Überfall auf junge feiernde Menschen hat uns alle entsetzt. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Ebenfalls gibt es keine Rechtfertigung für die Forderung, das Existenzrecht des Staates Israel infrage zu stellen. Unser Mitgefühl gilt allen zivilen Opfern. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden und Tagen bei den vielen Geiseln.“

Deutliche Worte von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn

Ebenso thematisierte Kuckelkorn die Situation in Deutschland und in Köln: „Die Ereignisse in Israel haben erneut eine antisemitische Welle ins Rollen gebracht. Es darf nicht sein, dass fast 80 Jahre nach dem Holocaust Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder in Angst leben müssen. In Angst vor täglichen Übergriffen auf ihr Leben. Wir stellen uns entschieden gegen jede Form von Antisemitismus.“

Ein Mann im dunklen Anzug steht mit Zetteln und Mikrofon auf einer Bühne und hält eine Rede.

Für die Worte von FK-Präsident Christoph Kuckelkorn gab es viel Zuspruch.

Die Schauspieler Michael Klevenhaus und Susanne Kamp, die kölsch-israelische Opernsängerin Dalia Schaechter und die Musikformation Schängs Schmölzje nahmen das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die letzten 100 Jahre jüdisch-kölschen Karnevals.

Unter anderem Hans David Tobar, der von 1905 bis 1933 die Festsäle rockte, Büttenrednerin Gerti Ransohoff, die alleine 1930 fünfmal im Gürzenich als eine „Rakete von Witz und Laune“ (Kölner Lokal-Anzeiger) gefeiert wurde, oder die Lieder von Emil Jülich, der das Motto der vergangenen Jubiläums-Session („Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr – mer looße nit un looße nit vum Fasteleer“) schuf, begeisterten die Gäste.

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Zum Schluss gab es stehende Ovationen und lautstarke Zugabe-Rufe für die Protagonisten des Abends.

Übrigens: Unter dem Titel „Schalom & Alaaf – Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“, widmet das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln vom 8. November 2023 bis 31. März 2024 erstmals Jüdinnen und Juden im Kölner Karneval eine Ausstellung.

Die zweisprachige Ausstellung (Deutsch und Englisch) stellt erstmals jüdische Karnevalistinnen und Karnevalisten in den Mittelpunkt, die den Karneval prägen, mitgestalten, feiern.

Seit der Gründung des organisierten Karnevals vor 200 Jahren in Köln, sind Jüdinnen und Juden Teil davon. Ob auf der Straße, in der Kneipe, im Verein, oder auf der Bühne – sie waren Impulsgeber und Motoren des kölschen Brauchtums. „Schalom & Alaaf“ lädt die Menschen ein, ihre Geschichten zu entdecken – in historischer Perspektive, aber auch ganz gegenwartsnah.