Das Festkomitee Kölner Karneval hat die Persiflagewagen für das Rosenmontagsfest präsentiert. Und das mit so deutlichen Botschaften wie selten zuvor.
Kölsche Jecke hauen draufSchweinepriester und Putin-Hammer: So wird das Zoch-Fest
Corona hin, Corona her: Auch wenn der Zoch in diesem Jahr erneut nicht in seiner gewohnten Form stattfinden kann, so hat das Team um Zugleiter Holger Kirsch ganze Arbeit geleistet. Und sehr gute: Die Botschaften, die der Kölner Karneval beim Rosenmontags-Fest im Rheinenergie-Stadion Stadion entsendet, sind so unmissverständlich, kritisch und zum Teil bissig wie selten zuvor.
Das zeigte die Präsentation der Persiflagewagen am Dienstag, 22. Februar, die traditionell Politik und Gesellschaft den Spiegel vorhalten – egal ob lokale, nationale oder internationale Themen.
Karneval in Köln: Wagen für Fest an Rosenmontag im Rheinenergie-Stadion präsentiert
Hatten Kirsch und sein Team bereits im vergangenen Jahr den Missbrauchs-Skandal in der katholischen Kirche thematisiert, indem schwarze Schäflein gezeigt wurden, werden die kölschen Jecken diesmal noch deutlicher: Sie zeigen ganz einfach Schweinepriester.
Und noch jemand kriegt sein Fett weg: Russlands-Präsident Wladimir Putin lässt den Hammer kreisen und versucht, sich die Ukraine als Baustein in „seine“ Sowjetunion zu klöppeln. Auch die Diktatur in Weißrussland ist Thema an Rosenmontag, der in diesem Jahr erneut ganz anders ist.
300 Meter Zugweg statt 6,5 Kilometer, 8800 Zuschauer statt Hunderttausenden, 4700 Teilnehmer statt 12.000. Alle Persiflage-Wagen werden im Anschluss an die Veranstaltung in die Innenstadt gebracht und entlang des Original-Zugweges bis Dienstagnachmittag ausgestellt. So sollen möglichst viele Jecken die Gelegenheit haben, die Persiflagen aus der Nähe zu sehen.
„Die Persiflagen sind das entscheidende Ausdrucksmittel der Karnevalisten, um Missstände und Denkwürdiges in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken”, erklärt Holger Kirsch. „Das ist auch in Corona-Zeiten nicht anders. Im Gegenteil: Gerade weil manche Themen durch die Pandemie in den Hintergrund gerückt sind, wollen wir sie in Bewusstsein der Menschen rücken.”
Dazu zählen zum Beispiel die Hungersnöte in dieser Welt. Dieser Persiflagewagen liegt dem Zugleiter besonders am Herzen, wie er bei der Präsentation gegenüber EXPRESS.de sagte.
Natürlich spielt auch Köln eine Rolle: Eine Schnecke symbolisiert die Kölner Bauvorhaben, Oberbürgermeisterin Henriette Reker ruft als Muezzin von einem Minarett, und – noch nicht ganz fertig gestellt – auch FC-Trainer Steffen Baumgart wird lautstark von sich reden machen.
„In diesem Jahr sind die Persiflagwagen doppelt wichtig, weil sie ja nicht nur im Stadion dabei sein werden, sondern im Anschluss in der Kölner Innenstadt an zwölf verschiedenen Orten Plätzen ausgestellt werden und dadurch für jeden Kölner zugängig sind“, so Kirsch. „Und wir zeigen damit, das der Karneval existiert auch in diesen Zeiten.“
Das WDR-Fernsehen überträgt das Roesenmontagsfest im Stadion ab 9.45 Uhr, in der ARD wird es ab 14.10 Uhr gezeigt. Dabei treten neben dem Kölner Dreigestirn auch Bands wie Bläck Fööss oder Cat Ballou auf. Karten kosten 11,11 Euro plus 1,42 Euro für die Vorverkaufsgebühr und einen Fahrschein für Hin- und Rückfahrt im VRS-Gebiet.
Die Plätze sind nach Angaben des Festkomitees so angeordnet, dass immer zwei Personen nebeneinandersitzen und zu den Nachbarplätzen ausreichend Abstand gehalten werde. Einlass ist nur unter 2-G-Plus-Bedingungen. Der Vorverkauf startet am Dienstag, 22. Februar um 18 Uhr hier.
Für den Zugleiter ist es nach dem Puppen-Zoch im vergangenen Jahr das nächste jecke Abenteuer. „Ich glaube, es ist uns gelungen, nicht in eine Corona-Depression zu fallen“, sagt Kirsch.
„Alles hät sing Zick“, lautet das aktuelle Karnevals-Motto. Der Pandemie aber möchten Holger Kirsch und wohl alle kölschen Jecken so schnell wie möglich nur eines zurufen: „Zick eröm!"