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TV-KritikWDR-Doku über Kölner Karneval glänzt, aber eine Sache nervt

Rote Funken stoßen bei einer Besprechung an

Szene aus der Doku Alaaf - 200 Jahre Kölner Karneval mit den Roten Funken.

Der WDR hat sich mit der Dokumentation „Alaaf – 200 Jahre Kölner Karneval“, erzählt von Annette Frier, mächtig ins Zeug gelegt. Eine Sache nervt, findet unser Autor. Eine TV-Kritik.

von Bastian Ebel  (bas)

Das Jahr 1823: Alkohol und Unzucht an jeder Ecke, vor der kirchlichen Fastenzeit ging es noch einmal richtig rund. So startet die neue Dokumentation, die der WDR dem Kölner Karneval zum 200. Jubiläum des organisierten Festes schenkt und ab sofort in der Mediathek (oder Freitag, 10. Februar, 20.15 Uhr im TV) zu sehen ist. Herausgekommen ist ein tolles Kaleidoskop über die fünfte Jahreszeit in der Domstadt.

Verbindung zwischen historischen Elementen und den Blick in das „Hier und Jetzt“ – erstaunliche Parallelen können zwischen der Gründung des „Festordnenden Komitees“ und der Neuzeit in den 90 Minuten gezogen werden. Stichwort: Auswüchse.

WDR: Doku „Alaaf – 200 Jahre Karneval“ erklärt das Fest anschaulich

Diese Doku ist ein mächtiges Eigenlob auf Köln mit tollen Bildern, was auch völlig in Ordnung ist. Zum Beispiel erklärt Christoph Kuckelkorn, warum der Kölner Zoch Vorbild für alle weiteren Züge weltweit in Sachen Karneval war. Und wenn schon der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy „Kölle alaaf“ bei seinem Köln-Besuch gesagt hat, dann muss die Welt das auch wissen.

Darüber hinaus kommen die üblichen WDR-Gesichter und das Festkomitee ausreichend zu Wort und erklären den Kölner Karneval und seine Rituale. Rosenmontagszug, Golfkrieg, Zweiter Weltkrieg, die Cholera 1831 und zuletzt Corona – historisch werden die wichtigsten Meilensteine erzählt.

Einführung der Narrenkappe

Baron Carl Heinrich Maximilian von Czettritz und Neuhauß (Uke Bosse) bei der Einführung der ersten Narrenkappe im Jahre 1827.

Was muss, das muss: Eine geschlagene Viertelstunde wird abermals die Debatte um Frauen im Kölner Karneval aufgemacht. Wohltuend dabei: Mirja Boes, die sich dafür einsetzt, behutsam die Dinge anzugehen. Gaby Köster und Nicole Kempermann fordern dagegen mehr Tempo bei Frauen im Dreigestirn.

WDR: Diskussion um Frauen im Karneval nervt

Kempermann: „Da wird beim Dreigestirn immer ein Riegel vorgeschoben.“ Stimmt zwar nicht, weil das Festkomitee schon längst dafür votiert hat, aber gut. Die Brechstange in der Dokumentation – sie nervt ein wenig. Eine historische Einordnung mit einem Stand von heute wäre in Ordnung gewesen, aber so wird man dann doch wieder in eine gesellschaftliche Debatte hineingezogen, obwohl der Karneval der Neuzeit viel weiter ist, als es in dem Film den Eindruck macht.

Schön und gelungen: Die integrative Kraft des Kölner Karnevals – insbesondere beim Kinder-Karneval – wird ebenfalls erzählt. Genauso wie die dunklen Zeiten des Nationalsozialismus. Eindrucksvoll schildert Ludwig Sebus seine persönlichen Erlebnisse.

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Von Bütt bis Elferrat bis hin zum Nubbel – wer sich für den Kölner Karneval bislang nicht wirklich interessiert hat, wird umfassend aufgeklärt und bekommt anschaulich aufgeschlüsselt, was den Fastelovend wirklich ausmacht. Inklusive des alternativen Karnevals mit seinen verschiedenen Formaten. Auch der Blick auf das Ehrenamt kommt zum Glück nicht zu kurz.

Und die Dokumentation schaut hinter die Kulissen: Tanztrainerin Biggi Fahnenschreiber bringt jungen Leuten beispielsweise mit ihren über 90 Jahren heute noch das Tanzen bei. Auch sie ist Protagonistin eines kurzweiligen Einblicks und die jecke Welt. Ein wunderbarer Schlusssatz von Ludwig Sebus rundet die gelungene Rundreise ab: „Kein anderes Fest ist in der Lage, die Menschen so schnell glücklich zu machen und Frieden zu machen.“