Keine KVB, PlatzverbotWird das Kölner Kult-Schwein Amanda ihrem Frauchen weggenommen?
Köln – Amanda ist ein Minnesota-Minischweinchen. Und ist seit zwei Jahren der Liebling der Touristen in der City.
Doch aus dem niedlichen Schweinchen ist eine richtige Sau geworden. Und die darf eigentlich gar nichts mehr.
Die Stadt spricht Verbote aus
Nicht auf die Straße und nicht in die KVB. Sagt die Stadt. Und nicht in die freie Wildbahn. Sagt ihr Frauchen. Amanda zwischen allen Fronten: Kölns ärmste Sau.
Schweinehalterin Monika Müller (51) ist verzweifelt. Die Stadt hat Ordnungsverfügungen zur Haltung und Führung eines Minischweins gegen sie erlassen, Platzverbote ausgesprochen und Zwangsgelder angedroht.
Eingabe an den Stadtrat
Monika Müller bittet jetzt sogar den Stadtrat per Eingabe um Hilfe: „Seit zwei Jahren halte ich das Minnesota-Minischwein als Haustier.“ Um ihre Frührente aufzubessern, fährt sie mit der KVB in die Fußgängerzone und macht dort Straßenmusik.
„Mein Schwein ist immer dabei – völlig brav.“ Sie kann den Ärger nicht verstehen: „Ein Schwein an der Leine zu führen, ist doch nichts Anderes als mit einem Hund Gassi zu gehen.“
Schwein = Hund?
Die Stadt sieht das anders. Warum das ganze Schweine-Theater? „Aus Gründen des Tierschutzes und aus tierseuchenrechtlichen Gründen“, sagt Gabriele Pappenheim vom Veterinäramt. „Ein Schwein ist kein Hund, mit dem man durch die Stadt ziehen könnte“, so die amtliche Tierärztin.
Das habe der Gesetzgeber schon allein deswegen verboten, um das Risiko der Ausbreitung von Tierseuchen wie die Schweinepest gering zu halten.
Schwein im Wohnzimmer ist nicht artgerecht
„Auch ist es nicht artgerecht, ein solches Tier in der Wohnung zu halten. Ein Schwein braucht Auslauf und möchte sich im Schlamm suhlen“, so Pappenheim. Ein Stall im Garten sei der richtige Ort.
Tierarzt Dr. Ralf Unna (49) ergänzt: „Schweine sind Tiere, die in der Rotte leben. Und die fängt bei zwei Artgenossen an. Sonst sind sie einsam. Eine Einzelhaltung ist nicht artgerecht.“
Gefahr einer Fehlprägung
Wenn Amanda immer nur einen Menschen als Bezugsperson habe, komme es zu einer Fehlprägung. „Der harte Stadtasphalt als Grundlage ist ebenfalls nicht geeignet.“ Stattdessen brauche sie Stroh.
Amanda wurde von Frauchen Müller mit der Hand aufgezogen und nur auf sie geprägt. So gesehen ist Amanda eine arme Sau.
Schweine-Entziehung droht
„Schweine-Mama“ Müller protestiert, Amanda fühle sich auch so sauwohl. Sie hat Widerspruch gegen die Ordnungsverfügungen eingelegt.
Für die Kölner Behörde ist der Fall klar. Die Amtstierärztin sagt: „Verstößt die Schweinehalterin gegen Ordnungsverfügungen und gegen eine artgerechte Haltung, muss ihr das Minischwein eigentlich entzogen werden.“ Von Amts wegen.
Für Minischweine gelten zahlreiche Vorschriften
Ein Minischwein ist eben auch nur ein Schwein, sei es noch so zahm und zutraulich. Es ist für die städtischen Behörden kein Haus-, sondern ein Nutztier – und wird rechtlich auch so behandelt.
Wie für die Artgenossen in der Landwirtschaft gelten zahlreiche Vorschriften – etwa zur Einzäunung der Stallungen und des Außengeländes zur Seuchenverhinderung, der Fütterung, der Meldung bei Behörden sowie staatlich angeordnete Keulungen im Seuchenfall.
Für das Gesundheitsamt kommt auch noch hinzu: Auch ein Minischwein ist ein potenzieller Überträger der Schweinepest, bei deren Ausbruch Hunderte Tiere im Umkreis getötet werden müssten.