Kinder-Models missbrauchtLandgericht Köln: BGH hebt Teilfreispruch eines Kinderfotografen auf

Ein Mann sitzt auf der Anklagebank, seine Anwältin spricht mit ihm.

Der Teilfreispruch gegen einen Kinderfotografen (hier beim Prozessauftakt am 31. Mai 2022) wurde durch den BGH aufgehoben.

Herbst 2022 hat das Kölner Landgericht das Urteil gegen einen Kinderfotografen wegen sexuellen Missbrauchs gesprochen. Jetzt hat der BGH einen Teilfreispruch aufgehoben.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Es soll Kinder-Models sexuell missbraucht, sich unter anderem in einem Kölner Penthouse an Jungs vergangen haben: Der Prozess gegen einen berühmten Fotografen schlug hohe Wellen.

Auch, dass der damals 53-Jährige Ende September 2022 zwar zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, aber wegen des Vorwurfs des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in fünf Fällen freigesprochen wurde, wurde diskutiert. Jetzt hat der Bundesgerichtshof (BGH) diesen Teilfreispruch kassiert!

Landgericht Köln: BGH hebt Teilurteil gegen Kinderfotografen auf

Das gab der BGH am Mittwoch (17. Juli 2024) bekannt. Die Aufhebung erfolgte, weil die Kölner Staatsanwaltschaft gegen das Urteil Revision eingelegt hatte.

Das Landgericht hatte den Kinder- und Modefotografen, dessen Fotos unter anderem in der „Vogue“ und im „New York Times Magazine“ erschienen sind, am 28. September 2022 wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in vier Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt.

In fünf weiteren Fällen erfolgte jedoch ein Freispruch. Obwohl der Angeklagte, der als Fotograf von Kindermodels international tätig war, nach Feststellungen des Gerichts, in einer Vielzahl von Fällen sexuelle Handlungen an und mit präpubertären männlichen Kindern vorgenommen hat, kam es dazu.

Auch zu den fünf Freispruchfällen, die auf Revision der Staatsanwaltschaft und eines Nebenklägers überprüft wurden, hatte das Landgericht festgestellt: Zweifel daran, dass es auch insoweit zu sexuellen Übergriffen des Angeklagten gekommen sei, hätten sich nicht ergeben.

BGH: Kölner Strafkammer hat „überspannte Anforderungen an den Nachweis konkreter Taten gestellt“

Der Angeklagte sei aber freizusprechen, weil nicht festgestellt werden konnte, dass er die Taten so, wie sie in der Anklageschrift konkretisiert worden seien, begangen habe. Eine hinreichende zeitliche und örtliche Ein- und Abgrenzung sei nicht möglich.

Amtsgericht, Landgericht ...

Diese Gerichte gibt es in Köln

Blick aus der Luft auf die Hochhäuser des Justizzentrums.

Das Kölner Amtsgericht befinden sich im Justizzentrum an der Luxemburger Straße in Köln-Sülz. Es ist nach dem in München das zweitgrößte in Deutschland, was daran liegt, dass in den größeren Städten Berlin und Hamburg die Zuständigkeit jeweils auf mehrere Gerichte verteilt ist. Weitere Teile des Kölner Amtsgerichts (unter anderem Nachlass- und Zwangsversteigerungsgericht) sind gemeinsam mit dem Oberlandesgericht am Reichenspergerplatz in Köln-Neustadt-Nord untergebracht. Das Symbolfoto stammt vom 25. August 2023.

An der Fassade des Justizzentrums befindet sich der Schriftzug Landgericht.

Das Landgericht befindet sich (wie das Amtsgericht) im 1981 eingeweihten Justizzentrum in Sülz. Es existiert seit 1820 und war bis 1981 schwerpunktmäßig im Gerichtsgebäude Appellhofplatz untergebracht, doch dort wurde es zu eng. Das Kölner Landgericht ist das größte der drei Landgerichte im Bezirk des Oberlandesgerichts Köln und eines der größten Deutschlands.

An der Fassade befindet sich der Schriftzug Arbeitsgericht.

Das Kölner Arbeitsgericht an der Blumenthalstraße 33 ist nicht nur das größte in NRW, sondern in ganz Deutschland. Außerdem das älteste. Bereits seit 1811 wird in Köln Arbeitsrecht gesprochen. Das Arbeitsgericht ist nicht nur zuständig für die kreisfreie Stadt Köln, sondern auch im Rhein-Erft-Kreis für Bedburg, Bergheim, Brühl, Elsdorf, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim und Wesseling, im Rheinisch-Bergischen-Kreis für Bergisch Gladbach, Kürten, Odenthal, Overath und Rösrath. An gleicher Adresse hat auch das Landesarbeitsgericht seinen Sitz. Das Symbolfoto wurde aufgenommen am 21. September 2011

Vor einem mehrstöckigen Gebäude steht eine Tafel mit den Worten „Landesarbeitsgericht Arbeitsgericht“.

Das Landesarbeitsgericht ist neben Hamm und Düsseldorf eines (und dabei das jüngste) von drei Landesarbeitsgerichten von NRW. Zum Kölner Landesarbeitsgerichtsbezirk gehören die vier Arbeitsgerichte Aachen, Bonn, Köln und Siegburg. Das Foto wurde am 14. Februar 2024 aufgenommen.

Der Eingangsbereich zum Verwaltungsgericht in Köln.

Das Verwaltungsgericht liegt am Appellhofplatz. Dort wurde am 6. November 1826 das erste Gerichtsgebäude seiner Bestimmung übergeben: Der Appellationsgerichtshof beherbergte mit Ausnahme der Friedensgerichte (aus denen gingen später die Amtsgerichte hervor) sämtliche Kölner Gerichte einschließlich der Generalstaatsanwaltschaft und Staatsanwaltschaft. 1879 wurde aus dem Appellationsgerichtshof das Oberlandesgericht und ein Neubau errichtet. Das Symbolfoto ist vom 2. September 2016.

Die Fassade des Oberlandesgerichts ist prächtig mit vielen Verzierungen.

Das Oberlandesgericht (OLG) am Reichenspergerplatz ist eines der drei Oberlandesgerichte des Landes Nordrhein-Westfalen. Das prächtige Gebäude wurde nach den Plänen des Geheimen Oberbaurats Paul Thoemer von 1907 bis 1911 errichtet und am 7. Oktober 1911 eingeweiht. Damals war es das größte Gerichtsgebäude Deutschlands. Beim Kölner OLG arbeiten etwa 120 Richter beziehungsweise Richterinnen. Das Symbolfoto ist aus April 2018.

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Das sah der BGH anders und hob das entsprechende Urteil – wegen sachlich-rechtlicher Fehler in der Beweiswürdigung. Die Strafkammer des Kölner Landgerichts habe ihre Annahme, die Taten ließen sich nicht in einer für eine Verurteilung genügenden Weise konkretisieren, nicht rechtsfehlerfrei begründet. Vielmehr habe sie überspannte Anforderungen an den Nachweis konkreter Taten gestellt, heißt es seitens des BGH.

Der Bundesgerichtshof hat die Sache daher an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen. Wann es in dem Fall weiter geht, steht noch nicht fest – eine Entscheidung steht weiterhin aus.