Bei diesen Bildern hält jeder inne„Der Krieg ist zu End´, unser Kölle ging drauf...“
Köln – D´r Zoch kütt – durch die Kölner Kriegsruinen.
Köln, Krieg und Karneval: Im Vorfeld des Rosenmontagszugs und wenige Tage vor dem 75. Jahrestag des Kriegsendes in Köln (am 6. März 1945 erreichten die GIs den Dom) erinnert eine Ausstellung in Sülz an die ersten Nachkriegsjahre in der vernichteten Metropole. Die Amerikaner nannten Köln bei ihrer Eroberung „Dead City“, die „Tote Stadt“.
75 Bilder des Kölner Fotografen Walter Dick (1914-1976) sind bei Bild & Rahmen Werkladen (Rennebergstraße 5) ausgestellt. Geschäftsführer Frank Warda erklärt: „Gerade vor dem Hintergrund wiedererstarkender rechtsnationaler Strömungen in Deutschland sollen diese eindrücklichen Bilder zum Nachdenken und Gedenken anregen, damit so etwas auch in den kommenden Jahren nicht passiert.“
Auch in der toten Stadt ging das Leben weiter, musste weitergehen. Millionen Deutsche wurden im Zweiten Weltkrieg getötet, Deutsche töteten Millionen. Für jeden wurde es spätestens jetzt zur unfassbaren Gewissheit: Deutschland hatte sich eines Menschheitsverbrechens, des Holocaust, schuldig gemacht.
Schuld, Verzweiflung, Vergebung und der Wille zum Überleben und Neuanfang. Inmitten dieser Extreme wurde schon im November 1945 in kleineren Sitzungen der Auftakt in die „fünfte Jahreszeit“ gefeiert, ein Motto hieß: „Der Krieg ist zu End´/unser Kölle ging drauf/Spuck´ in die Händ/und bau wieder auf!“.
1948 gab es den ersten, noch provisorischen Zoch. Den erlebte der Brauchtumsforscher Reinold Louis (79) als Kind mit seinen Schwestern und seiner Mutter mit.
Louis erinnert sich: ,„Das war eine Eigeninitiative der Roten Funken und war eigentlich ein Kinderzoch, er ging vom Salierring zum Rudolfplatz. Aber es schlossen sich noch andere an. Dann rief mich einer in den Zoch rein und drückte mir Kamelle in die Hände. Ich wusste noch gar nicht, was Kamelle sind. Ich war von allem überwältigt. Dieses Erlebnis hat mich für immer geprägt.“
Der erste Rosenmontagszug nach dem Zweiten Weltkrieg
1949 ging dann der erste offizielle Rosenmontagszug, der damals noch „Kappenfahrt“ hieß. Und Reinold Louis wurde später zum Karnevalsexperten und langjährigen ARD-Zochkommentator (warum Reinhold Louis nach 50 Jahren dieses Jahr nicht dabei kann – hier lesen Sie mehr)
Zu den legendären Fotos von Walter Dick erzählt Louis noch eine andere persönliche Anekdote, ein Zufallstreffer. Dick hatte Louis als Kind mit anderen Pänz beim Räumen von Trümmern in der Elsaßstraße in der Südstadt fotografiert, wo die Familie wohnte.
Bei der Trümmerräumung, auch das eine Referenz an den Karneval, hätten die Kölner Karnevalsgesellschaften eine sehr wichtige Rolle gespielt. „Sie haben das gut organisiert.“
(Die Fotoausstellung zu Walter Dick ist noch bis zum 29. Februar zu sehen.)