Städtischer Mitarbeiter, Hausbesetzer, Aktivist, Landtagsabgeordneter. So könnte sich bald die Vita von Kalle Gerigk lesen. Der Kölner kandidiert für den Landtag NRW.
„Kalle für alle“Kölner Aktivist will in die Politik und den „Großen“ an den Kragen
von Adnan Akyüz (aa)
„Kalle für alle“. So lautet das Motto des Kölners Kalle Gerigk (62), der für den Landtag Nordrhein-Westfalen kandidiert. Bundesweite Bekanntheit hatte er vor acht Jahren durch die Zwangsräumung aus seiner Kölner Wohnung erlangt. Seitdem engagiert sich der langjährige städtische Mitarbeiter für Ungerechtigkeiten, vor allem beim Thema Wohnen und will jetzt als Aktivist in die Politik.
Kalle Gerigk aus dem Agnesviertel tritt als parteiloser Kandidat der Partei „Die Linke“ für den Kölner Wahlkreis 6 Innenstadt/Kalk an. Am Samstag (29. Januar) wurde sein Listenplatz 8 bestätigt. Sollte „Die Linke“ also die Fünf-Prozent-Hürde in NRW nehmen, hat Kalle Gerigk beste Aussichten auf einen Platz im Landtag.
Köln: Aktivist Kalle Gerigk kandidiert für den Landtag
Der Kölner, über 30 Jahre beim städtischen Wohnungsamt angestellt und seit kurzem im Amt für Stadtentwicklung und Statistik tätig, ist gleichzeitig Aktivist, der etwa leerstehende Gebäude besetzt und dabei auch stets nicht zu kurz die Politik kritisiert. Dadurch hat er in der Stadt auch an einigen Stellen angeeckt. Ist das jetzt ein Wechsel der Fronten?
Kalle Gerigk sagt dazu: „Ich habe die Politik, auch die Linke, oft kritisiert. Ich möchte als Aktivist dazu beitragen, die wohnungspolitischen Umstände zu verbessern. Ich werde weiter in der Bewegung aktiv sein und nicht nur am Schreibtisch sitzen. Wenn nötig, auch bei einer Hausbesetzung.“
Der Kölner Wohnraumaktivist setzt sich für bezahlbaren Wohnraum ein, etwa der Initiative „Recht auf Stadt“. Kürzlich war auch bei der Aktion für Obdachlose am Kölner Hauptbahnhof dabei, wo er neben anderen auch mit Journalist Günter Wallraff eine Nacht auf der Straße geschlafen hat. Die beiden spielen in ihrer Freizeit Tischtennis, wobei „ich gegen Günter keine Chance habe“, erklärt Kalle.
Warum er sich „Die Linke“, für die er bei den vorherigen Wahlen schon angetreten war, ausgesucht hat? „Wir haben gemeinsame Forderungen und Ziele. Etwa, dass Menschen, die Häuser, die seit Jahren aufgrund von Immobilienspekulation leer stehen, besetzen, straffrei bleiben sollen. Wir haben es aus der Bewegung heraus geschafft, dass unserer Forderungen jetzt im Wahlprogramm stehen“, erklärt er.
Sein Ziel in der Politik sei, eine bessere Wohnungspolitik für alle zu erreichen. Ein Augenmerk liege dabei bei profitorientierten Wohnungsgesellschaften, die an der Börse sind. „Da geht es nur um Gewinnmaximierung. Ich werde mich dafür einsetzen, dass diese Unternehmen demokratisch vergesellschaftet werden. Das bedeutet, dass Kommunen Anteile abkaufen und somit der soziale Aspekt gesichert ist. Für die Menschen, die in diesen Häusern leben, würde das eine große Erleichterung bedeuten“, so Kalle.
Sollte Kalle Gerigk also am 15. Mai bei den Landtagswahlen gewählt werden, gebe es noch eine weitere Sache, die Kalle zu „einem rundum glücklichen Mann“ machen würde: „Ich bin glühender FC-Fan und hoffentlich landen wir dieses Jahr wieder auf einem Europapokalplatz.“