Sein Veedel nimmt Abschied von einem besonderen Kölner. Ein Nachruf.
„Bin schon im Paradies“Kölner Veedel trauert um Lebenskünstler „Gigi“ Bergmeister
Ein besonderer Kölner ist von uns gegangen. Alois „Gigi“ Bergmeister starb am 9. Januar 2025 im Alter von 87 Jahren.
Bekannt ist Bergmeister als langjähriger Verkäufer des Straßenmagazins „Draussenseiter“ auf dem Braunsfelder Markt in der Kitschburger Straße.
Köln: Alois „Gigi“ Bergmeister vom Braunsfelder Markt ist gestorben
Noch am 14. Dezember 2024 wollte er seinem gewohnten Alltag nachgehen und sich von der treuen Kundschaft verabschieden.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, war Bergmeister eine bekannte Figur in Braunsfeld und bei den Menschen im Veedel über Jahre hinweg eine beliebte Anlaufstelle.
Geboren 1937 in Südtirol, absolvierte er eine Kochlehre und arbeitete wahrscheinlich bis in die 1980er Jahre im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in Berchtesgaden. Nach dem Ende der Anstellung in einem Kölner Restaurant wurde Bergmeister obdachlos und begann, das Straßenmagazin zu verkaufen.
Seiner Unabhängigkeit blieb er stets treu und bezog aus Prinzip kein Bürgergeld. Dank seiner sozialen Fähigkeiten konnte er Kontakte knüpfen und kam so zu einem Schlafplatz in einer Kleingartenanlage, wo er sich mit eigenem Obst und Gemüse versorgte.
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Auch bekannte Persönlichkeiten wie die Oberbürgermeisterin Henriette Reker gehörten zu Bergmeisters Bekanntenkreis. Ein Foto von 2015 zeigt sie gemeinsam auf dem Markt. Reker bewunderte seinen Mut und seine Höflichkeit. Kurz danach passierte das Attentat auf sie, Gigi war einer der Ersthelfer.
Obgleich sein Leben auf der Straße eine bewusste Wahl war, gestand Bergmeister später, dass das Alter es erschwere, dieses Leben weiterzuführen. 2016 erkrankte er zunächst an Blasenkrebs, fand aber trotz fehlender Krankenversicherung eine Behandlung. Doch 2024 kehrte die Krankheit zurück.
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Seine letzten Wochen verbrachte Bergmeister im Hospiz St. Hedwig in Rondorf, wo er dank Spenden eines Unterstützerkreises untergebracht werden konnte. „Wenn wir ihn besucht haben, hat Gigi immer gesagt: ‚Ich glaube, ich bin schon im Paradies‘“, sagte Ilsetraut Popke.
Die „Pace e bene-Stiftung“ ermöglichte Bergmeister einen Hospizplatz, da sie durch seinen Unterstützerkreis auf ihn aufmerksam wurde und Spenden bereitstellte, um obdachlosen Menschen einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Bergmeister konnte seine letzten Tage in einer warmen Umgebung verbringen, zum ersten Mal seit vielen Jahren in einem richtigen Zimmer, mit allem, was dazu gehört. (KI/red)