Weil AOK ablehnteKölner Arzt operiert Krampfader-Patientin auf eigene Kosten

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Gefäßchirurg Dr. Fuchs kennt den Paragraphen-Dschungel der Krankenkassen. Er operiert Monika M. nun kurzerhand frei Haus.
Köln – Seit Jahren ist ihr Alltag geprägt von Schmerzen: Vor vier Jahren wurde Monika M. (63) vorzeitig verrentet, kann ihren Haushalt nicht mehr alleine führen und hat massive Probleme beim Gehen. Sogar der sonntägliche Kirchgang fällt für die Kölnerin seit einiger Zeit flach. Die dicken Krampfadern in beiden Beinen haben sie fest im Griff.
Das Leiden könnte mit einer ambulanten Behandlung binnen einer Stunde behoben werden. Doch Monika M.s Krankenkasse hat einen anderen Plan.
Wegen Krampfadern: Kölnerin mit massiven Schmerzen
Die AOK schlägt eine Stripping-OP vor. Die Behandlung wird mit einer Vollnarkose durchgeführt und bringt einen einwöchigen Krankenhausaufenthalt mit sich. Zudem besteht bei einer solchen Operation ein erhöhtes Infektionsrisiko.
Durch die mehrtägige Nachversorgung im Krankenhaus entstehen obendrein horrende Kosten, die bei der ambulanten Behandlung (etwa Radiowellentherapie oder Venenkleber) eingespart werden könnten.
Offenbar nicht genug Argumente für die AOK. Die teilte der Patientin schriftlich mit:
Wegen Schmerzen: Kölnerin psychisch erkrankt
Nur in Ausnahmefällen – etwa bei Lebensgefahr – könne eine Sondergenehmigung erteilt werden. Ein solcher Ausnahmefall liegt bei Frau M. allerdings vor. Aufgrund schwerer anderer schmerzhafter Erkrankungen, unter anderem Omarthrose in den Schultern sowie der damit einhergegangenen Frühverrentung, ist die Kölnerin mittlerweile auch psychisch am Limit, wie auch ihre Psychologin gegenüber der AOK bestätigte und daher auch die schonende ambulante Methode empfahl.

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Die schmerzhaften Krampfadern im Bein von Monika M.
AOK: Manipuliertes Gutachten?
Daraufhin zog die AOK den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) zu Rate. Der sollte ein Gutachten über Monika M. erstellen. Dann wurde es richtig kurios, wie uns Monika M.s Freund Uwe Malkus (60) im Gespräch erzählte: „Ich habe mich selbst beim MDK erkundigt. Das Schreiben der Psychologin, die Frau M.s Zustand beschreibt und die Radiowellentherapie empfiehlt, lag denen gar nicht vor.“

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Dauerhaft betrübt: Monika M. muss wegen der dicken Krampfadern auch bei 40 Grad Hitze stramme Kompressionsstrümpfe tragen.
Er macht der AOK deshalb schwere Vorwürfe: „Die AOK hat den MDK instrumentalisiert, indem sie das Gutachten durch Weglassen aussagekräftiger medizinischer Dokumente manipuliert hat.“
Er holt weiter aus: „Trotz eines Ausnahmefalls, der bei Frau M. unbestritten vorliegt, hat die AOK sich unsozial verhalten. Die AOK nötigt Patienten zu völlig unnötigen Operationen, die unter Vollnarkose durchgeführt werden müssen.“

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Uwe Malkus erhebt schwere Vorwürfe gegen die AOK.
Das sagt die AOK zu den Vorwürfen
Wir konfrontierten die Krankenkasse mit den Anschuldigungen von Uwe Malkus.
Daraufhin teilte uns eine Sprecherin mit:
Rudert die AOK jetzt zurück?
Als wir uns einschalteten, schlug die AOK immerhin vor, ein weiteres Gutachten durchzuführen. Monika M. sollte zum Medizinischen Kompetenzcenter gehen, um sich erneut untersuchen zu lassen.
Doch mittlerweile steigt der Leidensdruck der Patientin von Tag zu Tag. „Ich lebe nur noch auf Ibuprofen“, gesteht M. uns im Interview. Vier 800er Pillen schlucke sie tagtäglich aufgrund der unerträglichen Schmerzen. Auch ihr Freund Uwe Malkus setzt sich nun für sie ein: „Die AOK hatte 15 Wochen Zeit. Jetzt besteht akuter Handlungsbedarf.“
Ein weiteres Gutachten kommt nach dem Bürokratie-Marathon für die Kölner nicht mehr infrage.
Kölner Arzt rettet Krampfader-Patientin
Doch dann endlich ein Licht am Ende des Tunnels: Aufgrund unserer Berichterstattung vom 2. August über den Fall Monika M. meldete sich Dr. med. Jörg Fuchs (57) bei uns. Der private Gefäßchirurg aus Köln: „Ich bin schockiert von dem Vorfall und möchte der Frau helfen.“ Mit einem schonenden und ambulanten Verfahren will er die 63-Jährige nun endlich von ihren schmerzhaften Krampfadern befreien.
Auch er bestätigt uns noch einmal die Vorteile der ambulanten Therapie: „Sie ist günstiger, es ist keine Narkose vonnöten, sie bringt ein viel geringeres Infektionsrisiko mit sich und die Patienten brauchen im Anschluss keine Kompressionsstrümpfe.“
Am 26. August will Dr. Fuchs Monika M. auf eigene Kosten (ca. 1900 Euro) operieren. „Als Arzt sehe ich mich ab und zu auch in der Pflicht Gutes zu tun. Die Frau tut mir einfach leid.“