Verstörende Szene in KölnZweifache Mutter (40) will Taube helfen – Autofahrer gibt Vollgas

Fünf Tauben liegen tot auf einem Parkplatz.

Fünf Tauben liegen tot auf einem Parkplatz am Mülheimer Bahnhof. Ein Autofahrer soll sie am Freitag (12. Mai 2023) totgefahren haben.

Janina Wisbar kümmert sich um Kölner Tauben. Jetzt wurden sie und mehrere Tiere offenbar zum Ziel eines Tauben-Hassers.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Der Schock sitzt bei Janina Wisbar (40) noch tief. Die zweifache Mutter engagiert sich seit drei Jahren ehrenamtlich für Tauben – und musste offenbar genau deshalb jetzt um ihr Leben fürchten.

Der Vorfall passierte, als sie sich am Freitag (12. Mai 2023) gegen 14.30 Uhr auf einem Parkplatz am Bahnhof Mülheim um eine verletzte Taube kümmern wollte. „Ich hörte plötzlich ein Geräusch und da raste auch schon ein Auto auf mich zu, quasi im selben Moment sprang ich intuitiv zurück“, erzählt sie am Montag (15. Mai) gegenüber EXPRESS.de.

Tauben-Drama: Janina Wisbar schaltet Kölner Polizei ein

Janina Wisbar konnte sich zum Glück retten. Doch fünf Tauben wurden totgefahren, eine sechste schwer verletzt. „Das war ein furchtbares Erlebnis, ganz schlimm“, erzählt sie und schluckt schwer. Geistesgegenwärtig machte sie ein Foto des davon fahrenden Fahrzeugs, dann alarmierte sie die Polizei.

Polizeisprecher Philipp Hüwe bestätigt einen entsprechenden Einsatz. „Ein Mann soll mit einem weißen Kastenwagen absichtlich fünf Tauben überfahren haben und anschließend in Richtung Sonderburger Straße davon gefahren sein. Wir haben nun ein Verfahren nach dem Tierschutzgesetz eingeleitet“, erklärt er.

Laut Janina Wisbar war dies kein Einzelfall. Nur wenige Stunden zuvor, am Freitagvormittag, seien auf dem Parkplatz bereits drei tote Tauben gefunden worden. Zwei Tage zuvor seien es fünf gewesen.

Auf dem Parkplatz halten sich viele Tauben auf, offenbar werden sie dort von Unbekannten verbotenerweise gefüttert. Seit rund einem halben Jahr lägen dort nun verstärkt tote Tauben, so die 40-Jährige: „Im Herbst/Winter letzten Jahres gab es schon mal ein Massaker, dann waren es immer mal wieder zwei oder drei tote Tiere.“

Haare, Extensions, Fäden: Darum haben viele Kölner Tauben verkrüppelte Füße

Janina Wisbar engagiert sich in der Interessensgemeinschaft „Taubenelend“ und kümmert sich um den Bereich Mülheimer Bahnhof und Wiener Platz, tauscht unter anderem Eier gegen Attrappen. „Tauben haben keinerlei Lobby. Es interessiert sich so gut wie niemand dafür, wie es ihnen geht“, sagt sie.

Janina Wisbar hält eine Taube im Arm und schneidet ihr mit einer Schere die Verschnürungen an den Füßen ab.

Janina Wisbar (40) wollte am Freitag (12. Mai 2023) auf einem Parkplatz am Bahnhof Mülheim einer verletzten Taube helfen, als ein Autofahrer auf sie zugerast sein soll. Das Foto zeigt die 40-Jährige, wie sie eine Taube von den Verschnürungen an ihren Füßen befreit.

Besonders im Blick hat sie Tauben mit verschnürten Füßchen. „Stadttauben müssen sich von Abfall ernähren und halten sich daher den ganzen Tag auf dem Boden auf. Dabei laufen sie sich Haare, Wollfäden oder Nylonschnüre ein, wodurch ihre Füße immer mehr verkrüppeln“, erklärt die 40-Jährige. Besonders Verschnürungen mit Haar-Extensions hätten zugenommen.

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Janina Wisbar: „Wir haben uns die Prävention zur Aufgabe gemacht. Wir wollen die betroffenen Tauben frühzeitig fangen und von den Schnüren befreien, bevor sie in einen körperlich schlechten Zustand kommen – und um ihnen viel Schmerz und Leid zu ersparen.“ Weil sie regelmäßig eingreife, seien die Fälle im Bereich des Bahnhofs Mülheim inzwischen stark zurückgegangen, sagt sie.

Nahe Mülheimer Bahnhof: Weitere Taube in Tunnel getötet

Eine Taube mit verschnürten Füßen war es auch, die Janina Wisbar am Freitagnachmittag auf dem Parkplatz am Mülheimer Bahnhof retten wollte. Um sie anzulocken, ließ sie ganz vorsichtig ein paar Körner fallen, als der mutmaßliche Taubenhasser Gas gegeben haben soll. „Man denkt doch nicht, dass jemand solch eine Situation ausnutzt. Vor allem, wo ich da stand ...“, so die 40-Jährige noch immer fassungslos.

Am Sonntag der nächste Fall: In einem Tunnel an der Sonderburger Straße, wo Janina Wisbar regelmäßig Eier austauscht, entdeckte sie eine weitere tote Taube. „Ich dachte erst, sie sei von einem Auto erfasst worden“, erklärt sie. Doch dann guckte sie genauer hin.

In einer toten Taube steckt ein Blasrohrpfeil.

Im Tunnel an der Sonderburger Straße entdeckte Janina Wisbar am Sonntag (14. Mai 2023) eine tote Taube, in der ein Blasrohrpfeil steckte.

Im Rücken der Taube habe ein zirka zehn Zentimeter langer Metallspieß gesteckt, beschreibt sie das Grauen. Später erfuhr sie, dass es sich dabei um einen Blasrohrpfeil handelte.

„Ich habe bei der Kölner Taubenhilfe nachgefragt, die haben zwei weitere Fälle in Mülheim dokumentiert“, so die 40-Jährige. Das Tierschutzgesetz scheine bei Tauben Halt zu machen, sagt sie traurig: „Weil es so viele von ihnen gibt, scheinen die Menschen sie nicht als einzelnes Lebewesen wahrzunehmen.“