Büttenrednerin Ingrid KühneWie tapfer die Familie ihr Schicksal meistert

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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Sven hat mindestens so viel Energie und Lebensmut wie seine Mutter Ingrid.

von Bastian Ebel  (bas)

Köln – Diese Frau ist eine Wucht! Wo Ingrid Kühne (49) als „De Frau Kühne“ auftaucht, räumt sie als Rednerin im Karneval ab.

Immer im Gepäck: eine große Portion Selbstironie. Und manchmal ist auch Sohnemann Sven (19) dabei, der seit seiner Geburt im Rollstuhl sitzt.

Diagnose: Spina bifida – oder „Offener Rücken“. Ein Grund zum Aufgeben? „Niemals“, sagt diese lebensfrohe Familie beim EXPRESS-Besuch.

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EXPRESS-Redakteur Bastian Ebel zu Besuch im Hause Kühne

Ausbildung trotz Behinderung

Erst mal einen Kaffee mit Milch, denn schließlich waren die letzen Tage anstrengend genug. Wenn Sven freitags nach Hause kommt, hat er eine duale Ausbildungswoche zum Bürokaufmann hinter sich.

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„Weißt du“, sagt der junge Mann im Rollstuhl dem EXPRESS-Reporter, „ich liebe das Leben. Egal wie schwierig es sein mag – und das Wichtigste ist, nie aufgeben!“

Septischer Schock und Koma

Diese Aussage glaubt man ihm nur zu gerne, denn im letzten Jahr, nach einem septischen Schock und Koma, stand sein Leben auf der Kippe. Aber er hat sich zurück gekämpft.

Er sieht Papa Ralf (47) ähnlich, doch die „Schnüss“ hat er von der Mama. „Ich brauche keine Sonderstellung, nur weil ich im Rolli sitze“, sagt Sven.

So war es von Kind an. „Wir haben vor der Geburt nichts davon gewusst“, erzählt Mama Ingrid.

Nach einem kurzen Innehalten war für die Familie aber sehr schnell klar: „Wir machen alles wie vorher auch.“

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800-Meter Lauf trotz Rollstuhl

Ingrid und Ralf stellten sich dem Kampf der Behörden, Sven gewann in Kita, Grundschule – eigentlich immer – sofort die Herzen der Menschen.

Karnevalsprinz, Schützenkönig und mit dem Handbike zur Schule – alles erkämpfte sich Sven mit Löwenmut.

„Alle sind alle“ lautet das Credo der Familie. Wenn alle Kinder beim 800-Meter-Lauf starten, dann auch Sven. 

Wenn er dann noch in umgewandelter Zeit das Ding gewinnt, macht das auch die Mama stolz. „Manchmal stehe ich fassungslos vor ihm. Wo kommt diese Energie her?“, fragt sie sich.

Humor der Bühne wird auch zu Hause gelebt

Wohl auch, weil der Humor auf der Bühne auch zu Hause gelebt wird: Haut Sven wieder einen Witz raus, und er passt in die Rede, gibt’s seit einem WDR-Interview – wie Ingrid augenzwinkernd verrät – 111 Euro von der Mama.

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Entertainment op kölsch: So kennen wir „de Frau Kühne“

„Ich finde es toll, dass Mama trotz des Stresses hier zu Hause auf die Bühne gegangen ist“, sagt auch Sven nicht ohne Stolz.

„Das macht mich wirklich glücklich.“

Seinen Traum vom Glück hat Sven auch schon klar formuliert, denn seit Kurzem ist er mit Irem (23), die auch im Rolli sitzt, zusammen. „Kinder, ein Häuschen und ein ordentlicher Job“ wären Spitze, findet er. Wer diesen jungen Mann kennenlernt, versteht schnell: Das wird er packen!

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Haben Kinderwünsche: Rollstuhlfahrer Sven und seine Freundin Irem

Woher kommt der ganze Optimismus?

Bleibt noch eine Frage zu klären: Woher nimmt die Familie ihren unerschütterlichen Optimismus? „Da gibt es zwei Möglichkeiten“, so Sven. „Entweder ich heule den ganzen Tag rum oder ich lache. Da finde ich es besser, wenn ich mit einem Lächeln den Menschen begegne.“

Sagt er und holt noch einen Kaffee mit Milch. Denn das Leben ist anstrengend genug.

(exfo)