Es war einmal in KölnHornochsen-Tour: So ging es früher auf dem Schlachthof zu

schlachthof

Auf dem regennassen Kopfsteinpflaster des Schlachthofs an der Liebigstraße entstand dieses Bild.

von Ayhan Demirci  (ade)

  1. Kölner Unternehmer kaufte das umfangreiche Dick-Archiv.
  2. Dick fotografierte drei Fußball-Weltmeisterschaften.
  3. Ulrich Hermanns arbeitet den Fotoschatz auf

Köln – Mehr als 100.000 Negative lagen in Ordnern, viele in einem Keller. Kölns größter Bilderschatz: das Lebenswerk des Fotografen Walter Dick (1914-1976). Er fotografierte seine Heimatstadt über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten.

Walter Dick

Der Kölner Fotograf Walter Dick

Kölner Unternehmer kaufte das umfangreiche Archiv

Die Bilder, die Sie hier sehen, sehen Sie mutmaßlich zum ersten Mal. Zu verdanken hat Köln das dem Unternehmer Dr. Frank Warda, der Walter Dicks Archiv kaufte und nun nach und nach erschließt.

Die Hüter des Archivs, Frank Warda (l.) und Ulrich Hermanns

Die Hüter des Archivs, Frank Warda (l.) und Ulrich Hermanns

Walter Dick (1914-1976), Chronist seiner Zeit

Dick-Fotos wurden schon vor Jahrzehnten in mehreren Bild-Bänden publiziert. Besonders durch die Fotos des zerstörten Köln und die rührenden Bilder des Straßenkarnevals inmitten der Trümmer erlangte Walter Dick Bekanntheit. Er fotografierte auch vieles aus dem Alltag, so aus der Arbeitswelt. Ford oder auch der ehemalige Schlachthof an der Liebigstraße.

Alles zum Thema Ford

Schlachthof innen

Hart: Ein Ochse wird an einem geschlachteten Artgenossen vorbeigeführt.

Geboren wurde er 1914 in Köln, sein Vater war Maler und Anstreicher. Er fiel 1915 als Soldat im Ersten Weltkrieg.

Faltrad

Wir sehen: Im EL-DE-Haus, unter den Nazis Gestapo-Quartier und heute Sitz des NS-Dok, befand sich 1955 das Standesamt. Der korpulente Herr trägt ein Faltrad und sorgt so für Aufsehen.

Walter und sein älterer Bruder wuchsen als Halbwaisen auf. Er besuchte die Volksschule in der Friesenstraße. Als 19-jähriger Fotograf trat Dick in den Verlag M. DuMont Schauberg ein, wo er bis 1935 blieb. 1936 war er als Sportfotograf bei den Olympischen Spielen in Berlin dabei.

skelett

Fünf Jahre nach Kriegsende stieß ein Bauarbeiter auf diese menschlichen Überreste, vermutlich das Skelett eines Bombenopfers.

Front-Fotograf im Zweiten Weltkrieg

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges begann für Dick eine Odyssee durch halb Europa – und nach Afrika. In Libyen erstellte er 1939 einen Bildband im Auftrag der italienischen Regierung.

Bis 1945 diente er als Kriegsfotograf in verschiedenen Propaganda-Kompanien. Das führte ihn zu „Militärmissionen“ bis in den Irak, er war auch in Athen und auf dem Balkan. Im besetzten Belgrad heiratete Dick 1944 die Wehrmachtshelferin Annaliese Zehl.

Haile_selassie

Hier ist alles ungewöhnlich: Der Mann links ist Haile Selassie I., Kaiser von Äthiopien, an der Versuchsstrecke der Alweg-Bahn in Fühlingen. Umgesetzt wurde das Projekt übrigens nie.

Dick fotografierte drei Fußball-Weltmeisterschaften

Nach dem Krieg arbeitete Dick für die Stadt Köln, für private Auftraggeber wie Ford, Continental oder die Lottogesellschaft, für Magazine und auch wieder als Sportfotograf: Er war bei den Fußballweltmeisterschaften 1954, 1958 und schließlich 1962 in Chile dabei.

Es gibt ein witziges Bild, das zeigt ihn bei der Arbeit im Stadion: als Fotografen-„Pass“ trägt er eine Pressebinde am Arm – vom Festkomitee des Kölner Karnevals...

millowitsch

Willy Millowitsch und Teile des Theaterensembles bei der Trümmerräumung. 

Dick lebte zuletzt gegenüber der Oper

Dick, der zuletzt in einer Wohnung an der Glockengasse lebte, starb 1976. Der ehemalige Kölner Lehrer, der Fotoexperte und Hobbyhistoriker Ulrich Hermanns erzählt: „Walter Dick hat testamentarisch verfügt, dass nach dem Tod seiner Frau sein Freund und Kollege Dietrich Maguhn Inhaber des Archivs wird.“

weißer clown

Dick war auch ein populärer Fotograf des Kölner Karnevals. Hier hielt er den weißen Clown inmitten einer Kölner Brachlandschaft fest.

Maguhn, der Fotograf und auch Kameramann beim WDR war und heute Rentner ist, übergab es vor einigen Jahren an den Gründer des Fotoportals „Bilderbuch Köln“, Frank Warda.

In dessen Auftrag bearbeitet Ulrich Hermanns den Fotoschatz mit Leidenschaft und Akribie: „Ich traf in einem Keller auf alte Aktenordner, verrostet, mit brüchigen Papierhüllen, in denen schätzungsweise 50.000 Negative steckten. Insgesamt umfasst das Archiv um die 100.000 Negative. Das ist eine spannende Herausforderung!“