Drei Sportvereine in Köln-Rath-Heumar fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Nun haben sie zu einem besonderen Mittel gegriffen und Medienvertreter zu einer emotionalen Pressekonferenz eingeladen.
Ein Veedel schlägt AlarmKölner Sportvereine fürchten um Existenz und ergreifen besonderes Mittel
Am Mittwochnachmittag (19. Januar 2022) haben drei verzweifelte Kölner Sportvereine der „Schäl Sick“ zu einem ganz besonderen Mittel gegriffen: Der Fußballverein RSV Rath-Heumar sowie die Tennisclubs TC Grün-Weiß Königsforst und der TC Rath haben Medienvertreter zu einer Pressekonferenz eingeladen.
„Das ist wohl die erste PK in unserer Vereinsgeschichte“, sagte Hans-Georg Offermann, der erste Vorsitzende des RSV Rath-Heumar, einleitend. Der Grund für die spezielle Maßnahme: Die Vereine fühlen sich von der Politik und der Verwaltung im Stich gelassen und fürchten um ihre Existenz.
Köln: Sportvereine in Rath-Heumar bald heimatlos?
Denn neben der für Amateursportvereine sowieso schon schwierigen Situation innerhalb der Corona-Pandemie könnten die drei Vereine, die alle in der Straße „An der Rather Burg“ beheimatet sind, demnächst heimatlos sein. Die Pachtverträge für die Sportanlagen sind bereits abgelaufen oder laufen kurz- oder mittelfristig ab. Der Verpächter wolle das Gelände zusammen mit einer Investorengruppe zukünftig anderweitig nutzen.
„Das ist auch in Ordnung“, sagt RSV-Präsident Offermann, „der Ort hier ist ein Filetstück im Dorf. Dahingehend gibt es von unserer Seite kein böses Blut.“ Die Vereine sind zusammen mit der Politik und der Verwaltung bereits seit zehn Jahren über einen alternativen Standort am Rather See im Austausch – doch es kommt immer wieder zu Verzögerungen.
Dreimal sei eine entsprechende Entscheidung über den Umzug der Sportvereine im Stadtentwicklungsausschuss bereits verschoben worden. Auch am 27. Januar 2022, an dem der Ausschuss zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt, wurde der Tagesordnungspunkt von der Liste genommen.
Köln: Abwanderungswelle beim RSV Rath-Heumar
Die Entwicklung hat prekäre Folgen, vor allem für den Fußballverein RSV Rath-Heumar, wie Hans-Georg Offermann bei der Pressekonferenz schildert: „Unsere Platzanlage hier ist in einem katastrophalen Zustand. Wenn es regnet, steht das Wasser an den beiden Seiten des alten Aschenplatzes knöchelhoch. Wir wollen uns ja von diesem prestigeträchtigen Standort hier trennen, aber die Entscheidung wird immer wieder blockiert. Wir fühlen uns von der Stadt wirklich im Stich gelassen.“
Erste Konsequenzen sind bereits jetzt bemerkbar: Denn immer mehr Akteure aus Rath-Heumar wandern ab – zu Vereinen mit besseren Gegebenheiten und Perspektiven. „Vor acht oder neun Jahren hatten wir hier beim RSV noch um die 1100 Mitglieder. Mittlerweile sind es nur noch 520. Wenn die Entwicklungen so weitergehen, ist dieser Verein in wenigen Jahren Geschichte“, sagt Offermann sichtlich bewegt. Er hängt am RSV, spielte selbst von Kindesbeinen an in dem Verein, der 2019 sein 100-jähriges Jubiläum feierte.
Köln: Sportvereine in Rath-Heumar wollen eine Entscheidung
Ähnlich schlechte Bedingungen, doch eine gänzlich andere Entwicklung gibt es beim Tennisclub Grün-Weiß Königsforst, wie der Kommunikations-Vorsitzende Daniel Rettig es auf der Pressekonferenz beschreibt: „Anders als beim benachbarten RSV platzen wir derzeit aus allen Nähten, der Mitgliederzuwachs ist enorm. Allerdings ist die Situation der sanitären Anlagen einfach nicht mehr tragbar. Für knapp 500 Mitglieder haben wir derzeit beispielsweise jeweils zwei Duschen für die Herren und die Damen.“
Wolfgang Müller, Vorsitzender des TC Rath, ergänzt: „Wir wollen von der Stadt so langsam einfach eine Entscheidung haben, um unseren Mitgliedern eine Zukunftsperspektive zu geben. Dabei ist es uns auch egal, ob die Entscheidung positiv oder negativ ausfällt. Aber dieser momentane Schwebe-Zustand ist nicht mehr auszuhalten.“
Für RSV-Präsident Offermann steht bei seinem Anliegen nicht nur der sportliche Erfolg des Vereins im Vordergrund: „Die Platzanlage hier ist ein sozialer Treffpunkt im Dorf. Hier wird sich getroffen, gesprochen, gelacht oder über Gerüchte im Veedel getuschelt. Das darf nicht wegfallen, aber genauso sieht es momentan aus.“ Ob Köln eine Sport-Stadt ist, wird Offermann zum Abschluss der Pressekonferenz gefragt. Die klare Antwort: „Nein. Wir haben zwar den FC und die Haie, die als Aushängeschilder fungieren. Aber an der Basis wird viel zu wenig getan, da sind nicht nur wir ein gutes Beispiel für.“