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Pro und ContraKöln streitet über Muezzin-Ruf: Ja bitte oder bloß nicht?

Blick Kölner Moschee an der Venloer Straße

Die Kölner Moschee an der Venloer Straße vom Herkuleshochhaus gesehen, fotografiert am 3. Februar 2021.

Muslimische Gemeinden können unter Auflagen in Köln per Muezzin zum Gebet aufrufen. Das Modellprojekt der Stadt Köln wird in den sozialen Medien kontrovers diskutiert.

Köln. An Freitagen wird in Köln demnächst wohl auch der Ruf des Muezzins zu hören sein. Die Stadt hat ein auf zwei Jahre befristetes Modellprojekt gestartet. Demnach können Moscheegemeinden auf Antrag und unter bestimmten Auflagen zum Freitagsgebet am Mittag rufen.

Die Ankündigung von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ruft Unterstützung, aber auch Kritik hervor. Vor allem in den sozialen Netzwerken wird heftig diskutiert. EXPRESS.de-Redakteurin Madeline Jäger und ihr Kollege Jan Wördenweber haben Pro- und Contra-Argumente aus ihrer Sicht zusammengetragen.

Pro: Warum der Muezzin-Ruf in Köln ertönen soll

  1. Köln feiert sich zu Recht als liberale Großstadt, nicht nur wegen des Christopher-Street-Day (CSD). Jeder soll hier nach seiner Façon selig werden, wenn er sich an Recht und Ordnung hält. Und dann ist der Ruf des Muezzins nur ein weiteres Zeichen für Vielfalt, Toleranz und vor allem Akzeptanz.
  2. Ein oft gehörtes Argument der Islam-Gegner in Deutschland ist ein schwaches: Nur weil in vielen Ländern dieser Erde christliche Minderheiten unterdrückt werden, ist es nicht richtig, Ungerechtigkeit mit eigener Ungerechtigkeit zu vergelten. Übrigens: Christlich ist so ein Verhalten schon gar nicht. Und wer das jetzt nicht glaubt, der fragt mal seinen Pastor.
  3. Vielleicht sollte man auch mal sprichwörtlich die Kirche im Dorf lassen. Denn so revolutionär ist die Ankündigung von Kölns OB Henriette Reker gar nicht. Im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel ertönt der islamische Gebetsruf bereits seit 20 Jahren jede Woche zum Freitagsgebet, berichtet der WDR. Und: Aus der Fatih-Moschee in Düren ist bereits seit den Neunzigerjahren dreimal am Tag der Ruf des Muezzins zu hören. Köln ist also gar kein Vorreiter.
  4. Es gibt immer noch Menschen, die behaupten, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört. Und die Erde ist eine Scheibe? Fakt ist: In Köln leben rund 120.000 Muslime, es gibt insgesamt etwa 45 Moscheen. Das Grundgesetz schützt die freie Religionsausübung. Wenn nun in Köln freitags an einigen Orten zum Gebet gerufen, statt mit Glocken geläutet wird, ist dann wirklich die viel zitierte „christlich-abendländlische Kultur“ in Gefahr? Mitnichten! 

Contra: Warum der Muezzin-Ruf in Köln nicht ertönen soll

  1. Muezzin-Rufe und Glockengeläut: Das wird gern auf eine Stufe gestellt. Aber inhaltlich gibt es schon einen Unterschied: Glockengeläut ist ein textfreies Signal, im Ruf des Muezzin ist von Allah, dem einzigen Gott, die Rede. Da die meisten Kölnerinnen und Kölner kein Arabisch verstehen, mag das schon befremdlich klingen. Umgekehrt wäre es auch fragwürdig, wenn einer von Kardinal Woelkis Gesandten vom Kirchenturm die zehn Gebote herunterrufen würde: „Du sollst keinen Gott neben mir haben ...“ 
  2. Jetzt mal ehrlich: Muss man daran erinnert werden, dass gleich das Gebet ansteht? Das gilt übrigens auch für die Christen: „Immer wieder sonntags, kommt die Erinnerung?“ Nein, auch den Schlager von Cindy und Bert braucht heutzutage keiner mehr, auch nicht freitags auf Arabisch.
  3. Die Zahl derer, die mit dem Glauben nichts am Hut haben, wächst. Ob man sie nun Gottlose oder Atheisten nennt - Humor haben sie vielleicht: Das Glockengeläut hilft ihnen zumindest bei der Frage nach der Uhrzeit. Das hat die Kirche der Moschee voraus. 
  4. Autos, Sirenen, Baustellen. Geht es nicht auch ein bisschen leiser? In Köln ist der Geräuschpegel auch ohne Muezzin-Ruf schon heftig. Natürlich sind auch Kirchenglocken nicht jedermanns Sache, aber die gab es schon Jahrhunderte, bevor überhaupt der Dom stand.