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Es war sein letzter Wunsch„Ferrari-Günter“ bekommt Kölns wohl ungewöhnlichste Beerdigung

Melaten hat schon einige außergewöhnliche Beerdigungen gesehen. Einen Ferrari hat es aber noch nie gegeben.

von Ayhan Demirci  (ade)

Melaten hat schon vieles gesehen, aber das gab es noch nie: Eine Beerdigung mit einem Ferrari.

EXPRESS.de war dabei, als der Motor des 328 GTS Baujahr 1989 gestartet wurde und das rote Traumauto von der Trauerhalle losrollte – mit einer Urne auf dem Heck.

Köln: Beerdigung mit Ferrari auf dem Friedhof Melaten

So haben Familie und Freunde am Freitag (14. März 2025) Abschied genommen vom mit 79 Jahren verstorbenen Dr. Günter Dyckmanns aus Köln-Ehrenfeld.

Am Tag vor seinem Tod hatte der Unternehmensberater, Oldtimerfan und leidenschaftliche „Ferraristi“ aus dem Veedel diesen letzten „sehnlichsten“ Wunsch dem Bestatter Heinz Schieffer aus Pulheim-Brauweiler mitgeteilt.

Schieffer zum EXPRESS: „Ich habe ihm gesagt: Ich mach das.“ Auch die Kölner Friedhofsverwaltung ließ die Familie Dyckmanns um Sohn Rüdiger und Günters Lebensgefährtin Christa nicht im Stich, musste dafür aber dem Vernehmen nach ein paar Augen zudrücken, ist doch der Unterschied zwischen den elektrobetriebenen schwarzen Friedhofsmobilen und einer feuerroten italienischen Göttin groß.

Doch: Jeder stirbt nur einmal. Der Pfarrer fand in seiner Trauerrede passende Gleichnisse – Günter Dyckmanns (gesprochen: Deickmanns) habe in seinem bewegten Leben auch viele Kurven nehmen müssen, die einen Menschen raustragen können, er habe auch mal das Tempo drosseln müssen, er habe schließlich zufrieden auf ein erfülltes Leben geblickt, das ihn in viele Länder der Welt geführt habe. Am Ende, als er merkte, es geht nun bald zu Ende, „fuhr er geradeaus ins Ziel“.

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Kurz nach 14 Uhr hieß es dann: „Der Ferrari fährt voraus.“ 271 PS, das Modell vergleichbar dem Gefährt aus der US-TV-Serie „Magnum“ mit Tom Selleck.

Entgegen erster vorsichtiger Überlegungen Wochen zuvor saß am Steuer nicht Bestatter Schieffer („Ich bin noch nie Ferrari gefahren in meinem Leben – aber ich kann das üben“), sondern es fuhr ein Weggefährte von „Ferrari-Günter“ aus dem Kreis der Oldtimerfreunde.

Die Urne mit Ferrari-Motiv wurde auf einem rutschfesten Untergrund am Heck abgelegt und los ging die Fahrt im Schritttempo.

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Nach einer kurzen Geraden bog das Auto mit dem nachfolgenden Trauertross links ab, es ging vorbei am Grab von Horst Muys („Ene Besuch em Zoo“), der Sportwagen kreuzte die Millionenallee, in der Trauergemeinde machte eine Dame angesichts des Qualms aus dem Auspuffrohr die spitze Bemerkung, das sei ja eine „Umweltverschmutzung erster Güte“, worauf ein anderer erwiderte „Schwamm drüber“, da war es auch schon vollbracht.

„Ferrari-Günter“ und sein Ferrari waren am Ziel. Zufällige Augenzeugen des roten Spektakels nahmen fasziniert Anteil an einer der ungewöhnlichsten Beerdigungen, die Melaten erlebt hat.