Ukrainische Flüchtende in KölnPorzer Familie steht zusammen: Katharina (67) feiert traurigsten Geburtstag

Eine Kölner Familie aus Porz hat Angehörige aus der Ukraine aufgenommen, die vor dem Krieg geflüchtet sind. Bei EXPRESS.de erzählen von ihrer Flucht, ihren Hoffnungen und ihren Ängsten.

Ihren 67. Geburtstag hatte sich Katharina Svodoba sicherlich nicht so erhofft. Die Ukrainerin ist vor zwei Wochen mit ihrer Schwiegertochter und zwei Enkelinnen als Flüchtende nach Köln gekommen. Bei ihrer Tochter Oksana haben sie einen sicheren Zufluchtsort gefunden. EXPRESS.de hat die Familie am Donnerstag (10. März 2022) in Porz besucht.

Es klingelt an der Tür – eine Frau mit einem Blumenstrauß und einer Tüte voller Geschenke für Katharina Svoboda kommt herein. Sie ist eine Freundin von Oksana Svoboda. Eine von vielen Personen, die der Familie in dieser schweren Zeit zur Seite stehen. Groß nach Feiern ist der Familie aber gerade nicht zumute.

Köln: Familie aus Porz nimmt Angehörige aus der Ukraine bei sich auf

Bei Oksana Svodoba in Porz-Wahn ist zu Hause gerade viel los. Ihre Mutter Katharina und ihre Schwägerin Anna (34) mit ihren zwei Kindern (9, 13) sind aus der Ukraine zu ihr und ihrer Familie gekommen. Sie sind vor dem Krieg geflüchtet.

Oksanas Ehemann hat die Familienangehörigen an der tschechisch-slowakischen Grenze abgeholt und nach Porz-Wahn gebracht. Das Schicksal der Familie steht exemplarisch für viele ihrer Landsleute, die gerade Ähnliches durchmachen.

Eine ukrainische Familie sitzt auf einem Sessel und schaut in die Kamera.

Oksana Svodoba (rechts) hat ihre Angehörigen, die aus der Ukraine wegen des Krieges flüchten mussten, bei sich in Porz aufgenommen. Ihre Mutter hat zu ihrem Geburtstag einen Blumenstrauß bekommen. Ihre Schwägerin Anna (2.v.l) ist mit ihren Töchtern gekommen.

Annas Ehemann Vladimir (42) musste in der Ukraine bleiben, um für sein Land zu kämpfen. „Wir stehen täglich in Kontakt. Wir sorgen uns sehr um ihn und unsere Heimat“, erklärt Anna. Oksana übersetzt für sie.

Vom Krieg hat Oksana Svoboda von ihrer Mutter erfahren. „Sie hat mich am 24. Februar angerufen und von Kampfflugzeugen am Himmel und Alarmsirenen berichtet. Ich konnte es erst gar nicht glauben. Es war unvorstellbar“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Jetzt sei sie froh, dass ihre Familie in Sicherheit ist.

Anna musste am 24. Februar, als die russischen Kräfte einmarschierten, noch zu ihrem Job an einer Tankstelle. „Die Leute haben getankt, wie verrückt. Alle wollten so schnell wie möglich das Land verlassen. Wir sind dann am Abend in Richtung Slowakei losgefahren. Für eine Strecke von 600 Kilometern haben wir 20 Stunden gebraucht. Da wir Angst davor hatten, dass wir in Gefechte geraten könnten, sind wir durch Wälder und über nicht asphaltierte Wege gefahren“, schildert sie.

Die Familie ist froh, dass die Kinder den Krieg nicht vor Ort erleben müssen. „Sie bekommen dennoch viel mit. Wir versuchen, sie zu schützen, soweit es geht. Wir schauen keine Nachrichten und versuchen, neben ihnen nicht viel über die Situation in der Ukraine zu sprechen“, erklärt Oksana Svodoba, die als Altenpflegerin arbeitet und seit 21 Jahren in Köln lebt.

Zwei Frauen und zwei Mädchen sitzen an einem Tisch beim Essen.

Auf dem Weg nach Köln hat die Familie Halt für eine Stärkung an einer Raststätte gemacht. Wo genau, konnten sie nicht sagen.

Die Familie hat ihre Angehörigen aus der Ukraine in Köln ein wenig herumgeführt, damit sie auf andere Gedanken kommen. Dom, Altstadt, Rheinufer – was man in Köln sehen muss. Wie Köln Anna gefallen hat? „Wow!“, sagt sie.

Dennoch möchte sie nicht in Köln bleiben. Sie hofft, dass der Krieg bald vorbei ist und sie mit ihren Töchtern zurück zu ihrem Ehemann kann. „Wir haben erst kürzlich eine Dreizimmerwohnung gekauft und alles schön eingerichtet. Jeden Tag frage ich Bekannte, ob unser Haus noch steht. Ich habe täglich zwölf Stunden gearbeitet. Mein Mann war Schlosser bei einer Autofirma. Wir hatten ein normales, gutes Leben, bis der Krieg ausgebrochen ist. Jetzt hoffen wir, dass wir in unser Leben zurückkönnen“, sagt sie.

Die große Hoffnung der Familie und vieler anderer Menschen aus der Ukraine ist, dass der Krieg die Städte nicht so sehr zerstört, dass eine Rückkehr in naher Zukunft möglich sein wird. Doch die Kämpfe gehen weiter.

In ihrer Heimatstadt Berdytschiw mit 80.000 Einwohnern (vor Ausbruch des Kriegs, die Red.) im Süden der Ukraine gebe es schon jetzt keine Lebensmittel mehr in den Supermärkten. „Mein Mann berichtete mir, dass er für 20 Liter Benzin vier Stunden anstehen musste. Es wird alles knapp“, macht sie sich Sorgen.


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Doch diesen schweren Zeiten kann die Familie auch etwas Gutes abgewinnen. „Die Hilfsbereitschaft in unserem Umfeld ist überwältigend. Alle helfen uns, wie sie können“, sagt Oksana Svodoba. Auch Anna ist überwältigt: „Das sind sehr gute Menschen. So eine Hilfsbereitschaft habe noch nicht gesehen und hätte ich auch nicht erwartet.“

Ukraine-Krieg: Kölner Verein „City of Hope“ fährt Hilfsgüter zu Flüchtenden

Eine dieser helfenden Hände ist Tanja Schmieder. Sie hilft der Familie mit Rat und Tat. Die Kölnerin hatte während der Flüchtlingskrise 2015 schon das „Drehkreuz“ am Flughafen Köln/Bonn koordiniert, wo massenhaft Spenden für Flüchtende gesammelt wurden. Das war auch die Geburtsstunde des Vereins „City of Hope“, den sie gegründet hat.

Eine Frau packt eine Kiste in einen Transporter.

Tanja Schmieder hat einen Transporter gekauft, den sie am Freitag (11. März) mit Hilfsgütern für ukrainische Flüchtende befüllt. Am Sonntag will sich auf den Weg nach Polen machen.

Seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hilft sie mit ihrem Verein weiter, wo sie nur kann. Vor wenigen Tagen hat sie ein altes Feuerwehrfahrzeug gekauft, es lackieren lassen, umgemeldet und will am Sonntag (13. März 2022) damit in Richtung Ukraine losfahren.

Ihr Plan: „Wir bringen einen Transporter voll Hilfsgüter wie Schlafsäcke, Lebensmittel, Hygieneartikel, Verbandsmaterial oder Medikamente erst nach Kattowitz in Polen. Von dort schauen wir dann, wohin es weitergehen wird. Die Spenden haben wir von Privatpersonen, einem Supermarkt aus Wesseling oder einer Apotheke in Porz. Auch das Zentrallager für Sachspenden in Bonn hat uns geholfen. Wir werden weitermachen, solange es nötig ist.“