Köln-GesprächGeorg Schäfer: Kölsch hält unsere Stadt zusammen!
Köln – Er ist der Herr von gleich fünf Kölsch-Marken: Unter dem Dach im „Haus Kölscher Brautradition“ der Radeberger-Gruppe verantwortet Geschäftsführer Georg Schäfer (53) die Marken Sion, Sester, Peters, Dom und Gilden.
Herr Schäfer, welches Kölsch trinken Sie denn selber am liebsten?
Gemeine Frage! (lacht) Zuerst einmal trinke ich gerne Bier, insbesondere Kölsch – und wenn ich ganz ehrlich bin: nur Kölsch.
Und da jede unserer Marken ihre eigene Geschmacksrichtung und Rezeptur hat, kann ich alle genießen. Jede Marke hat ihre Berechtigung, jede ihre Herausforderung und jede ihre eigene Position im Markt.
Wie entscheidet sich, für welches Segment welche Marke entwickelt wird?
In einem wettbewerbsintensiven Markt ist die Positionierung enorm wichtig. Zum einen ergibt sich das aus der jeweiligen Historie: Wo hat die Marke ihre Wurzeln?
Aus der Analyse und der Beschreibung verschiedener Faktoren entwickeln wir den sogenannten Markenkern.
Gilden ist beispielsweise in den 86 Veedeln zu Hause und schon lange im Sport engagiert, 25 Jahre Partner der Haie, das hat Tradition.
Sion hingegen hat den Schwerpunkt in der Gastronomie. Peters ist insbesondere in der Brauhaus- und traditionellen Gastronomie zu Hause und hat als einzige Kölschmarke eine 0,33-l-Bügelverschlussflasche.
Bei Dom wurde gerade die Farbgebung gewechselt: Treten Sie damit in Konkurrenz zu Ihren roten Mitbewerbern Früh und Reissdorf?
Darum geht es uns nicht. Wir haben Marktforschung betrieben.
Dabei kam erstens heraus, dass der bisherige Auftritt nicht mehr zeitgemäß war. Und zweitens: Wenn eine Kölschmarke rot sein sollte, dann Dom – weil sie das Wahrzeichen der Stadt im Namen und im Logo trägt und somit eng mit den Stadtfarben verbunden ist.
Erste Reaktionen der Verbraucher oder der Gastronomen bestätigen das.
Mit der Lanxess-Arena laufen derzeit Verhandlungen. Wie wichtig ist die Halle für Sie?
Sehr wichtig! Wir sind von Beginn an Partner der Arena, das heißt seit über 16 Jahren.
Darüber hinaus sind wir über die Haie und jetzt auch die Rheinstars mit der Arena gut verbunden.

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Georg Schäfer ist Geschäftsführer im „Haus Kölscher Brautradition“ (Radeberger-Gruppe).
Jetzt stehen wir bei der Ausschreibung im Wettbewerb – und da gilt wie immer im Leben: Mal gewinnt man, mal verliert man. Klar ist: Wir werden uns anstrengen, die Partnerschaft wie bislang, mit viel Herzblut fortzusetzen …
Aber die Arena ist schon ein besonderes Objekt?
In der Tat. Die Arena ist ein einzigartiges Aushängeschild für die Stadt. Und alle Marken, die dort ein Zuhause finden, haben die Chance, sich eng mit dem lebendigen und pulsierenden Leben in der Stadt zu verbinden.
Die Halle hat darüber hinaus auch eine große überregionale Bedeutung.
Und wie sieht es beim Gürzenich aus, wenn dort der Chef Jochen Blatzheim wie angekündigt Anfang 2017 ausscheidet?
Unser Vertrag von Dom-Kölsch endet zeitgleich. Auch da werden die Karten dann neu gemischt. Es wird da im Laufe des Jahres Gespräche geben. Und auch hier werden wir uns anstrengen, die gute Stube Kölns weiter zu beliefern.
So sieht die Zukunft des Kölschs aus
Wie sieht die Zukunft des Kölschs aus, was können Sie dazu beitragen?
Der Biermarkt steht erheblich unter Druck, davon ist auch der Kölschmarkt betroffen. Jede Marke ist gefordert, ihre eigene Position zu festigen, um damit die Sorte als Ganzes und als wichtigstes Getränk unserer Stadt zu erhalten.
Kölsch wird immer hier eine große Bedeutung haben. Unser Bier hält die Stadt auch ein Stück weit zusammen. Köln wäre deutlich ärmer ohne Kölsch!
Bei aller Konkurrenz sind sich die Brauer da auch einig?
Es ist eine komplexe Aufgabe, die Sorte Kölsch weiter zu entwickeln und gleichzeitig zu schützen. Das ist auch Aufgabe des Kölner Brauerei-Verbandes.
Das ist nicht leicht. Aber Kölsch hat einen Vorteil: sein gutes Image und die enge Verbundenheit zur Stadt und den Menschen.
Und alle Wettbewerber machen da einen guten Job: Jede Marke hat ihre Fans. Die Kölner stehen zu ihrem Kölsch, egal, welche Marke sie favorisieren - und das ist eine starke Basis.

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Georg Schäfer im Gespräch mit den EXPRESS-Redakteuren Bastian Ebel (Mitte) und Christian Lorenz.
Hat Bier allgemein ein Problem – die Absätze sind rückläufig?
Dabei gibt es in Deutschland kein einziges schlecht gebrautes Bier. Es gibt höchstens schlecht geführte Marken.
Hat Ihr Unternehmen die Auswirkungen von Silvester in Köln gespürt?
Es gab zu Beginn 2016 gleich mehrere ungünstige Faktoren: Die Session war sehr kurz. Und dann war da die diffuse Angst vor Terror.
Die Ereignisse an Silvester haben ebenfalls Leute dazu bewegt, zu Hause zu bleiben. Und schließlich noch das Wetter.
Aber: Das wichtigste ist doch, dass nichts passiert ist, und dass der Rosenmontags-Zug ging. Das hat der Stadt extrem gut getan, dass wir dieses Fest friedlich und fröhlich gefeiert haben.
Nach den vielen Skandalen der jüngeren Vergangenheit: Wie steht es um das Kölner Image?
Wir haben vielleicht nicht immer die richtige Kommunikationsform gefunden, um Außenstehenden zu erklären, wie interessant, wie pulsierend, wie stolz diese Stadt ist.
Dass einige Medien sich am angeblich proletarischen Image Kölns abarbeiten, kann ich nicht nachvollziehen. Da ist vor allem auch das Stadtmarketing gefragt.
Was kann man tun?
Diese Stadt hat so viel zu bieten. Die lässige und offene Art wird uns ja manchmal negativ ausgelegt. Ich glaube aber, dass sie positiv ist.
Köln ist leidenschaftlich, bunt, offen. Damit können wir punkten. Zumal die Gesellschaft eher unterwegs ist „weg vom ich, hin zum wir“ – das entspricht doch gerade Köln.
Die Menschen in der Stadt sind der ausschlaggebende Faktor: Köln ist absolut lebenswert!