Die kalte Jahreszeit hat begonnen. Gerade jetzt haben die Bewohner und Bewohnerinnen eines Wohnkomplexes von der Hausverwaltung eine Hiobsbotschaft erhalten.
Heiz-Horror in Kölner WohnkomplexZettel hängt im Treppenhaus –„gefragt, ob es ein Scherz sei“
Langsam wird es draußen kalt und viele drehen die Heizung auf, um es zu Hause gemütlich zu haben. In den sogenannten Arbeiterhäusern in Köln-Mülheim sitzen die Menschen stattdessen im Mantel, mit Wärmflaschen oder dicken Decken in ihren Wohnungen.
Ein Aushang im Treppenhaus hat sie alle geschockt. Darin teilt die Hausverwaltung mit, dass die Heizungsanlage aufgrund erheblicher Sicherheitsmängel stillgelegt worden sei.
Arbeiterhäuser in Köln-Mülheim: Hiobsbotschaft von Hausverwaltung
Rund 30 Parteien in den unter Denkmalschutz stehenden Häusern an der Keupstraße 97 bis 117 sowie Holweider Straße 46 seien betroffen, erklärt Hüseyin Öksüz (53) am Freitag (4. Oktober 2024) gegenüber EXPRESS.de.
Darunter sei auch seine 73 Jahre alte Mutter. Öksüz: „Sie wohnt seit 1980 dort. Als es Mitte September bereits so kalt war und die Heizung nicht funktionierte, habe ich bei der Verwaltung angerufen. Kurz darauf hing der Zettel da. Daraufhin habe ich noch mal angerufen und gefragt, ob sich da jemand einen Scherz erlaubt.“
Denn den Mieterinnen und Mietern wurde erklärt, dass nach Prüfung durch mehrerer Fachfirmen auch eine Reparatur oder Wiederinbetriebnahme der Heizungsanlage mittelfristig nicht möglich sei. Daher müssten sie sich darauf einstellen, dass ihre Wohnung auch im Winter wegen fehlender Beheizung nicht bewohnbar sei. Damit nicht genug.
Die Verwaltung untersagt auch ausdrücklich das Aufstellen von Heizlüftern – aufgrund der veralteten Elektrik in den Häusern! Sie empfiehlt den Bewohnerinnen und Bewohnern daher, sich eine neue Wohnung zu suchen. Die Eigentümer seien auch bereit, so heißt es in dem Aushang, sie kurzfristig aus dem Mietverhältnis zu entlassen.
Der Ausgang, der EXPRESS.de vorliegt, ist nicht datiert und lediglich mit „Abt. Hausverwaltung“ gezeichnet.
Heizung stillgelegt: Kölner fassungslos – Mutter (74) betroffen
Hüseyin Öksüz ist fassungslos. „Meine Mutter friert, wärmt sich mit mehreren Wärmflaschen. Noch hält sie es aus, aber, wenn es noch kälter wird, werde ich sie zu mir nehmen müssen“, erklärt der Postmitarbeiter.
Plötzlich, kurz vor dem Winter, ohne Heizung: Der 53-Jährige kann das nicht nachvollziehen. „Es fing schon Anfang des Jahres an, dass die Heizung zwischendurch nicht funktionierte“, erinnert er sich. Auch seien im Sommer diesbezüglich bereits Handwerker dagewesen.
Maurice M. (64) wohnt mit Frau und vier Kindern ebenfalls in einem der Häuser. Sein jüngster Sohn (10) ist behindert. „Es ist ein großes Problem, denn es ist jetzt schon kalt in der Wohnung“, erzählt er und schüttelt den Kopf: „Wir haben immer die Miete bezahlt und jetzt kommt so was...“
Die Familie zieht bereits mehrere Pullover übereinander, wärmt sich mit Decken. „Ich trage in der Wohnung meinen Mantel“, so Maurice M. Was der 64-Jährige überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist die Kurzfristigkeit der Hiobsbotschaft.
Inzwischen ist auch die Stadt an dem Fall dran. Hüseyin Öksüz hatte Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs eingeschaltet. „Ich habe daraufhin die Leiterin des Wohnungsamtes angerufen. Sie hatte noch keine Kenntnis davon“, erzählt er gegenüber EXPRESS.de.
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Die Amtschefin habe aber sofort gehandelt. „Sie hat sich an den Vermieter gewandt und von ihm gefordert, die Heizung wieder instand zu setzen. Zudem hat sie ein Wohnraumschutzverfahren eingeleitet“, so Fuchs.
EXPRESS.de hat am Freitag mehrfach vergeblich telefonisch und per Mail versucht, die Hausverwaltung zu erreichen. In der Vergangenheit soll sich der Name der Verwaltung mehrfach geändert haben, aber die Telefonnummer immer gleich geblieben sein. Doch da soll, so die Aussage von Betroffenen, selten jemand drangehen.