Müssen „Jeck im Sunnesching“ und das „Hype Festival“ dieses Jahr in Köln verschoben oder gar abgesagt werden? Eine bedrohte Vogelart könnte den Veranstaltungen einen Strich durch die Rechnung machen.
Kleine Eule, große ProblemeKölner Festival „Jeck im Sunnesching“ auf der Kippe? „Nicht genehmigungsfähig“

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Das Festival „Jeck im Sunneshing“, hier eine Aufnahme aus dem Jugendpark in Köln 2023, zieht mehrere Tausend Menschen an.
Diesen Termin hatten die Organisatorinnen und Organisatoren offenbar nicht im Blick. Für „Jeck im Sunneshing“ und das „Hype Festival“, die im Kölner Jugendpark in Deutz stattfinden sollen, steht die behördliche Genehmigung noch aus. Grund ist der Steinkauz, der dort lebt.
Weil der Jugendpark hinter der Zoobrücke zwischen Deutz und Mülheim ein Landschaftsschutzgebiet ist, muss dort jede Veranstaltung einzeln genehmigt werden, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Köln: Naturschutzbeirat muss über Genehmigung für „Jeck im Sunneshing“ entscheiden
Dieses Jahr kollidieren die Festival-Termine mit der Brutzeit der Steinkäuze. Die kleinen Eulen stehen in Nordrhein-Westfalen auf der Roten Liste und sind als gefährdete Art eingestuft.
Für die diesjährigen Auflagen von „Jeck im Sunnesching“ und dem „Hype Festival“ könnte sich der kleine Vogel zum großen Problem entwickeln. Beide Festivals finden nämlich in diesem Jahr genau während der Fortpflanzungszeit des Steinkauzes statt. Das „Hype“ am 14. Juni, „Jeck im Sunnesching“ am 21. Juni.
Sollten Steinkäuze vor oder während der Veranstaltungen Brutplätze angelegt haben, ruft das sofort die Untere Naturschutzbehörde auf den Plan. Der Veranstalterinnen und Veranstalter müssen dann dafür Sorge tragen, dass Konzerte die Brut nicht beeinträchtigen.

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Der Steinkauz gilt als gefährdet, er findet keine geeigneten Nistplätze mehr.
Sollte das nicht gelingen, kann das im schlechtesten Fall dazu führen, dass es keine Genehmigung gibt. „Sollte sich herausstellen, dass der Eintritt artenschutzrechtlicher Zugriffsverbote nicht durch spezifische Vermeidungsmaßnahmen abgewandt werden kann, wird dies dazu führen, dass die betroffene Einzelveranstaltung aus artenschutzrechtlicher Sicht nicht genehmigungsfähig ist“, heißt es in einer Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde für den Naturschutzbeirat.
Er soll am 5. Mai darüber entscheiden, ob der Beirat mit der Nutzung des Jugendparks für Veranstaltungen einverstanden ist oder nicht.
In der Vergangenheit gab es während der Brutzeit der Steinkäuze im Juni bereits Genehmigungen für ein Zeltlager der Pfadfinder. Wurden dabei aktive Brutplätze entdeckt, mussten diese mithilfe von Absperrungen und einer anderen Verteilung der Zelte geschützt werden.
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„Mit 7.500 beziehungsweise 10.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen handelt es sich beim „Hype Festival“ und „Jeck im Sunnesching“ um Veranstaltungen, welche aufgrund des Besucheraufkommens nicht mit dem Zeltlager vergleichbar sind“, sagte die Untere Naturschutzbehörde.
Aufgrund des abweichenden Veranstaltungstyps betreffe die Umplanung und Verteilung nun keine Zelte, sondern anderweitige Aufbauten wie Bühnen, Licht- und Tontechnik in der Nähe der Niströhren oder der mittels vorgreifender Kontrolle festgestellten natürlichen Brutplätze.
In den Vorjahren gab es den Terminkonflikt zwischen den Festivals und den Steinkäuzen nicht. Der Veranstalter der beiden Festivals zeigte sich auf Anfrage zuversichtlich. „Derzeit liegt uns kein Hinweis vor, dass der Steinkauz eine oder mehrere der Nisthilfen bewohnt oder zur Brut nutzt“, sagt Arda Kus, Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft Dionysos Events GmbH, die mit der Umsetzung von „Jeck im Sunnesching“ im Jugendpark beauftragt ist und dort auch das „Hype Festival“ veranstaltet.
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Die Eulen-AG des NABU prüfe die Nistkästen regelmäßig auf Aktivitäten. In diesem Jahr seien bislang drei weitere Nisthilfen auf dem Gelände des Jugendparks installiert worden.
Die Termine für das Jahr 2025 seien im dritten Quartal 2024 fristgerecht bei den zuständigen Ämtern der Stadt Köln eingereicht und ordnungsgemäß bestätigt worden.
Neben der naturschutzrechtlichen Genehmigung benötigen die Einzelveranstaltungen ebenfalls Genehmigungen durch das Bauaufsichtsamt und das Ordnungsamt.
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Steinkäuze waren früher häufig anzutreffen, inzwischen sind sie nach Angaben des NABU jedoch selten geworden. Das liege vor allem an der Zerstörung ihrer Lebensräume in den vergangenen Jahrzehnten, weshalb die Eulen keine geeigneten Nistplätze mehr finden.
Die kleinen Vögel leben gerne auf Streuobstwiesen, auf Flächen mit alten Kopfweiden und in Parkanlagen – wie dem Kölner Jugendpark. (att)