Große Träume in KölnJohn will unbedingt ins All – trotz seines schweren Handicaps

Der ESA-Reserve-Astronaut John McFall mit Felix in einem Zimmer in der Uniklinik Köln.

Der ESA-Reserve-Astronaut John McFall schaut sich in der Uniklinik Köln das Dynamometer-Kraftmessgerät in Form einer Rakete an, indem der elf Jahre alte Felix seine Kraft gemessen hat. Das Foto wurde am 23. Mai aufgenommen.

Mit amputiertem Unterschenkel ins All – John McFall hat einen großen Traum. Auch in Köln will er damit zu einem Vorbild werden.

John McFall, Astronaut in Ausbildung, ist „ziemlich optimistisch“, dass er trotz eines amputierten Unterschenkels demnächst ins All fliegen kann. „Die Tests verlaufen wirklich gut“, sagte der 43 Jahre alte Paralympics-Leichtathlet am Donnerstag (23. Mai 2024) in Köln.

Die Europäische Raumfahrtagentur Esa prüft derzeit, ob eine Weltraum-Mission des „Parastronauten“ prinzipiell möglich wäre. „Im Moment sieht es so aus, als ob es technisch gehen würde“, sagte McFall. „Auf dieser Grundlage und in Anbetracht der Esa-Ambitionen auf diesem Gebiet denke ich, dass es eine wirklich gute Chance für mich gibt.“

John McFall hat einen amputierten Unterschenkel – kann er trotzdem ins All fliegen?

Der Brite hatte als 19-Jähriger einen Motorradunfall und verlor dadurch seinen rechten Unterschenkel. Neben seiner beruflichen Ausbildung zum Orthopäden und Unfallchirurgen erzielte er sportliche Erfolge als paralympischer Athlet.

2022 wurde er als Mitglied der Astronautenreserve der Esa ausgewählt, um an der Machbarkeitsstudie „Fly!“ teilzunehmen. Mit dieser Studie sollen noch bestehende Hindernisse für Astronautinnen und Astronauten mit einer körperlichen Behinderung untersucht und überwunden werden.

Esa-Chef Josef Aschbacher hatte vor zwei Jahren angekündigt, seine Organisation sei bereit, das All für alle zu öffnen. Man brauche dafür spezielle Studien und eventuell Anpassungen.

John McFall mit Felix und Oberarzt Eckhard Schönau in Kölner Uniklinik.

John McFall (l.) hatte Spaß mit Felix und Oberarzt Eckhard Schönau in Kölner Uniklinik. Der behinderte Astronaut möchte auch Kindern als Vorbild dienen.

McFall sagte, es sei wichtig, so oft wie möglich über das Thema Inklusion zu sprechen, weil es dadurch immer selbstverständlicher werde, dass Menschen mit einer körperlichen Einschränkung in allen Bereichen einbezogen würden.

„Das Ziel ist, die Einstellungen der Menschen zu verändern, Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen abzubauen und die Welt dadurch wirklich zu einem besseren Ort zu machen.“ Wenn es tatsächlich gelingen sollte, einen Menschen wie ihn ins All zu schicken, gehe davon eine großartige Botschaft aus, die für die Gesellschaft als Ganzes relevant sei.

McFall besuchte in Köln ein neues Muskel-Labor im Zentrum für Kinder- und Jugendrehabilitation der Uniklinik. Dort werden die gleichen Methoden wie auf der Internationalen Raumfahrtstation ISS angewandt, um Muskeln zu stärken – was auf der ISS wegen der Schwerelosigkeit eine Notwendigkeit ist.

Die Uniklinik arbeitet deshalb mit dem in Köln ansässigen Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen.

„Wir wollen die Folgen von körperlicher Inaktivität untersuchen“, sagte Eckhard Schönau, ärztlicher Leiter an der Uniklinik Köln. Zum gleichen Zweck suchte das DLR zuletzt auch wieder Menschen für den vermeintlich einfachsten Job in Köln – 18.000 Euro für zwei Monate im Bett!

„Bei den Astronautinnen und Astronauten sind es die Folgen der Schwerelosigkeit, bei den Kindern sind es zum Beispiel die Folgen angeborener genetischer Erkrankungen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.“ McFall sagte, er hoffe, dass sein Weg die Kinder auch ein Stück weit darin bestärken könne, ihre eigenen Träume zu verwirklichen. (dpa)