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Menschlichkeit bei MinusgradenKölner Kältebus für Obdachlose – Freiwillige erzählt, was wirklich hilft

Menschen stehen in einer Warteschlange vor einem Bus.

Personen stehen am Freitag (15. Dezember) in einer Warteschlange, um vom Kältebus Essen und Getränke zu bekommen.

Der Verein „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“ hilft Obdachlosen mit dem Kältebus in Köln. Doch der Job ist nicht einfach.

Trotz der bitteren Kälte gibt es viele obdachlose Menschen in Köln, die gerade nachts Hilfe benötigen. Für sie fährt der Kölner Kältebus des Vereins „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“ durch die Stadt und bietet ihnen Trost, warme Getränke, Essen und winterfeste Ausrüstung.

Ein eisiger Wind fegt am Freitagabend (16. Dezember) über den Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs. Die Menschenmenge wird immer größer. Ungeduld macht sich langsam breit. Trotz unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft bringt sie hier eines zusammen: der Hunger und die Kälte.

Köln: Kältebus hilft obdachlosen Menschen am Hauptbahnhof

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter räumen Klapptische aus dem Kältebus, stellen Teekannen auf und beginnen den „Gästen“, wie sie von den Freiwilligen genannt werden, wärmende Mahlzeiten und Kleidung zu spenden. Vor allem in den kältesten Nächten des Jahres ist der Bedarf groß, bis zu 110 Personen können versorgt werden.

An diesem Dezembertag sind es aber ein paar Menschen weniger, viele schaffen es bei der Kälte nicht zum Bus. „Bei Minusgraden sind wir jeden Abend draußen, da haben wir Bereitschaftsdienste“, erzählt Ehrenamtlerin Feyza Bayraktar der „Deutschen Presse-Agentur“ und schöpft aus einem dampfenden Behälter Eintopf für die Wartenden.

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Die 39-Jährige ist langjährige Mitarbeiterin des Vereins „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“, der 2015 gegründet wurde. Bayraktar fährt neben ihrem Vollzeitjob einmal pro Woche mit dem Kältebus durch die Stadt - oft bis in die frühen Morgenstunden, obwohl sie in ihrem regulären Job schon um 8 Uhr am Schreibtisch sitzen muss.

Der Kältebus in Köln versorgt bedürftige Menschen nicht nur mit Essen und winterfester Ausrüstung, sondern auch mit „Gesprächen auf Augenhöhe“. Bayraktar kennt hier fast alle. Besonders bei den eisigen Temperaturen werde ihr immer wieder klar, warum sie den Menschen helfen wolle. „Eben war eine Dame da, die von ihrem Tumor erzählt hat – da haben wir dann gemeinsam die Daumen gedrückt, dass er nicht bösartig ist“, sagt sie.

Eine Frau hält einen Teller mit Eintopf in der Hand.

Eine Helferin gibt am Freitag (16. Dezember) am Kältebus in Köln einen warmen Eintopf an Bedürftige aus.

Solche Situationen gibt es oft. „Manchmal sind das für uns kleine Probleme, die aber für die Gäste riesengroß sind“, sagt sie. Am Weihnachtsabend im vergangenen Jahr sei sie auch am Bus gewesen und habe Essen verteilt. „Da kam eine Dame, die meinte, sie hätte nach Jahren endlich wieder das Gefühl, daheim Heiligabend gefeiert zu haben.“

Nachdem das Essen verteilt ist, läuft Bayraktar noch eine Runde durch den Bahnhof, um Menschen auf den Bus aufmerksam zu machen, die es nicht rechtzeitig geschafft haben. „Bei Minustemperaturen muss man sich besonders Sorgen machen, die meisten trinken viel und merken gar nicht, dass ihnen kalt wird“, berichtet sie. Im vergangenen Jahr habe es wieder einige Kältetote gegeben.

Nach Bayraktars Schätzung leben in Köln rund 7000 Menschen auf der Straße, Tendenz steigend. Viele verbringen die Nacht in Notunterkünften, aber das ist nicht für jeden das Richtige.

Für Amy zum Beispiel nicht. Sie ist jetzt seit vier Monaten obdachlos. „Da wird man nur beklaut, und es gibt viele Drogenabhängige“, erklärt sie, während sie sich an dem warmen Tee festhält. „Da ist man lieber draußen und tut sich zusammen.“ Die 36-Jährige verbringt die Nächte in einem Zelt und besucht fast jeden Tag den Kältebus. Die Unterstützung sei eine Riesenhilfe - wenn auch nicht genug. Erst gestern habe sie in der Kälte vor dem Bahnhof eine Freundin verloren.

Der Einsatz des Kältebusses fängt vor dem Hauptbahnhof an, endet aber oft erst am anderen Ende der Stadt. „Wir sind in Köln der einzige Kältebus, der mobil ist“, sagt Bayraktar, während sie Tische zusammenklappt und sich auf die Abfahrt des Busses vorbereitet. Der Verein finanziert sich durch Spenden von Privatpersonen, „aber es gibt auch Firmen, die wie jetzt, kurz vor Weihnachten, Aktionen machen“, erklärt sie. „Man kommt mit den Spenden gerade mal so hin.“

Das „Kälte-Telefon“ in der Hand der 39-Jährigen klingelt nun fast ohne Pause. Darüber können Passanten und Anwohner die ehrenamtlichen Mitarbeitenden kontaktieren, um Orte zu melden, an denen Hilfe benötigt wird. Es ist 21.00 Uhr, aber „bis jetzt haben wir schon 20 Stellen geschickt bekommen, und wenn ich die Mailbox abgehört habe, werden noch einige dazu kommen“, sagt sie.

An den einzelnen Orten angekommen, schaut Bayraktar nach den Menschen. Ist die Körpertemperatur hoch genug? Falls nicht, wird das kooperierende Taxiunternehmen oder der Rettungswagen gerufen, um die Menschen in Notunterkünfte oder ins Krankenhaus zu bringen.

Der Kältebus kümmert sich aber ebenso um die Tiere der Menschen mit Hundekleidung und Tierfutter. Die „besten Freunde des Menschen“ seien auch der Grund, warum sie nicht in Notunterkünfte gebracht werden möchten. „Die Menschen wollen sie sich auch nicht von ihren Tieren trennen, die in ein anderes Heim kommen müssen“, erklärt Bayraktar.

Heute muss Bayraktar aber erst einmal das übrige Essen an die Bedürftigen verteilen. Zum Abschied umarmt sie manche Menschen, denn sie hat jetzt auch eine kleine Urlaubspause. „Ich bin im Neujahr wieder da, aber falls was ist, die Leute sind hier und ich bin in Gedanken bei dir“, sagt sie mit entschlossenem Blick. (dpa)