„Er hat die Gäste geliebt”Bekannter Veedels-Kellner (†53) tot in Kneipe gefunden

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Kai Steinkühler, hier ein Foto aus dem September 2020, war Kellner im „Weißen Holunder“ in Köln.
Köln – Wirt Michael Kampert steht noch unter Schock. Am Montag (11. Januar) wurde sein Mitarbeiter Kai Maria Steinkühler tot in seiner Kneipe „Weißer Holunder“ in der Gladbacher Straße aufgefunden – aus bisher noch ungeklärter Ursache.
Köln: Kai Maria Steinkühler tot in Kneipe „Weißer Holunder” gefunden
Optimistisch, freundlich, Spitzenklasse – Kampert braucht nicht lange zu überlegen, was er an seinem Mitarbeiter schätzte. „So Menschen bekommt man selten in der Gastro. Es hat einfach immer Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten“, sagt der Wirt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger”. Steinkühler war seit März 2019 bei ihm angestellt.
Die Corona-Krise trifft die Gastronomie derzeit hart. Auch wenn die angekündigten Wirtschaftshilfen noch nicht eingetroffen sind, sei es für Kampert nicht in Frage gekommen, Steinkühler zu kündigen. Er ließ ihn etwa Reinigungsarbeiten in der Kneipe erledigen, so auch am Montag.
Jan Krauthäuser: „Er war uns sehr ans Herz gewachsen“
Steinkühler, der aus Köln stammte, war auch Drehbuchautor, Schauspieler und Filmemacher. Er studierte in Köln, arbeitete jahrelang in der freien Theaterszene, unter anderem auch mit der renommierten Theaterregisseurin Karin Beier. Er gewann Autorenpreise und machte keinen Wirbel darum. Es existiert sogar ein Eintrag bei Wikipedia über ihn.
„Das hat mich gewundert“, sagt Konzertveranstalter Jan Krauthäuser, der ihn seit zwei Jahren von der Mitsing-Veranstaltung „Singender Holunder“ kennt. Manch einer zeigt sich auf Facebook auch über Steinkühlers vielfältige Tätigkeiten als Kreativer überrascht. „Er war bescheiden, hat seine Projekte stets unter den Scheffel gestellt. Obwohl ich ihn noch nicht lange kannte, war er mir – ich glaube so geht dem ganzen Holunder-Klüngel – mit seiner sanften, klugen, humorvollen Art sehr ans Herz gewachsen“, sagt Krauthäuser.
Tod von Kai Maria Steinkühler: „Ich kann das noch nicht glauben”
Da Steinkühler die Mitsing-Konzerte in der Kneipe stets geschätzt habe und hinter der Theke erstaunlich viele Lieder auswendig mitsingen konnte, widmet Krauthäuser ihm die nächste Ausgabe des „zoomenden Holunder“ am kommenden Sonntag. Das Online-Mitsingkonzert sei ein virtueller Notbehelf während der Corona-Krise, so der Konzertveranstalter.
„Wir haben da stets mitgefühlt, mitgesungen“, erzählt auch Kampert, der zur Zeit den Lockdown aussitzt. Die Situation sei insgesamt „beschissen“ – er könne derzeit nichts unternehmen außer warten, auf die Hilfen hoffen und seine Stammgäste beim „zoomenden Holunder“ wieder treffen.
„Ich kann das immer noch gar nicht glauben mit dem Kai. Es ist zwar komisch, dass das in der Kneipe passiert ist, aber für ihn war das, wie wenn ein Schauspieler auf einer Bühne stirbt. Er hat den Ort und die Gäste geliebt“, sagt Kampert. Kai Maria Steinkühler wurde 53 Jahre alt. (red)