Die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio sind erst seit wenigen Wochen beendet und schon stehen die kommenden Spiele in Paris 2024 für viele Athleten im Fokus. So auch für die Kölner Studentin Hannah, die bis an die Weltspitze klettern will.
Abrutschen verbotenKölsche Olympia-Hoffnung Hannah will mit Extremsport nach Paris
Frechen/Köln. Die 20-jährige Hannah Meul hängt ganz entspannt mit einer Hand an einem Griff der geneigten Kletterwand und kann dabei noch entspannt in die Kamera grinsen. Es wirkt fast so, als würde sie das überhaupt nicht anstrengen. In den nächsten Jahren will Hannah aber nicht einfach nur an der Kletterwand abhängen, sondern mit harter Arbeit immer weiter nach oben klettern. Denn die in Frechen aufgewachsene Hannah hat ein großes Ziel vor Augen: Olympia 2024 in Paris!
Köln: Kletterin Hannah Meul will 2024 zu Olympia in Paris
Wir treffen die ambitionierte Kletterin da, wo sie vor 13 Jahren ihre ersten Schritte machte. „Mit sieben Jahren habe ich angefangen, im Chimpanzodrome zu klettern und seitdem gehört es einfach zu meinem Leben“, erklärt Hannah. Um die 20-Jährige im Sommer in der Frechener Kletterhalle zu treffen, braucht es aber ein gutes Timing.
Vor zwei Tagen erst aus dem WM-Camp zurück, geht es für Hannah in wenigen Tagen schon weiter nach Slowenien, wo der nächste Weltcup auf sie wartet. Denn Sommerzeit heißt im Klettersport auch Wettkampfzeit. Zwischen April und Oktober wird sie an 15 bis 18 Wettkämpfen teilnehmen. Das Highlight steht für Hannah noch vor der Tür: „Der größte Event ist für mich diese Saison die WM in zwei Wochen in Moskau.“
In ihrem ersten Jahr, in dem sie komplett aus der Jugend raus ist, möchte die gebürtige Frechenerin zeigen, dass sie bis ins Halbfinale klettern kann und sich in den Top 15 der Welt etablieren. Das soll aber nur ein Zwischenziel sein, denn der große Traum heißt Olympia 2024 in Paris. Hannah will die kommenden Wettkämpfe noch nutzen, um Erfahrung zu sammeln, bevor es dann in zwei Jahren so richtig ernst wird, wenn die Qualifikation für die Sommerspiele auf dem Plan steht.
Köln: Hannah Meul trainiert fleißig für Olympia 2024 in Paris
Und dafür schuftet die 20-Jährige, die Teil des deutschen Nationalkaders ist, schon jetzt fleißig. „Ich trainiere in der Wettkampfzeit meistens fünfmal die Woche und wenn keine Wettkämpfe sind, schon sechs- bis siebenmal in der Woche“, sagt die ehrgeizige Kletterin.
Neben dem ganzen Training und den Weltcups hat Hannah im Alltag aber noch eine ganz andere Herausforderung zu bewältigen. Wie viele Athleten und Athletinnen studiert sie nebenbei. Es gibt zwar finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Sporthilfe und Sponsoren, aber das große Geld gibt es im Klettersport noch nicht. Hannah studiert Soziale Arbeit an der TH Köln im dritten Semester. Zudem zieht sie nun mit ihrer Schwester gemeinsam in eine Wohnung in Köln.
Die junge Kletterin sieht noch einen langen Weg für den Sport, hofft aber durch die erstmalige Austragung bei Olympia 2021 in Tokio auf mehr Aufmerksamkeit für ihre große Leidenschaft. „Es war ein Riesenschritt für unseren Sport, da ist man auch Stolz drauf, auch wenn man selber vielleicht Teil davon war.“
Köln: Hannah Meul auf den Spuren von Olympia-Kletterer Jan Hojer
2024 will sie dann endlich auch mit am Start sein. Dann wird es nicht mehr nur eine Gesamtwertung aus den drei Disziplinen Bouldern, Speed und Lead geben, sondern eine Wertung für Speedklettern allein und eine für Lead und Boulder in Kombination. Und genau das macht Hannah Hoffnung, denn Lead und Bouldern sind ihre Paradedisziplinen.
- Speed: Beim Speedklettern geht es darum, eine weltweit einheitliche Route mit einer Höhe von 15 Metern schnellstmöglich nach oben zu klettern.
- Bouldern: Beim Bouldern wird in Absprunghöhe ohne Seil geklettert. Hier geht es darum, komplexe und immer wieder neue Routen zu meistern und richtig zu lesen. Ziel ist es, den obersten Griff mindestens drei Sekunden lang stabil zu halten.
- Lead: Beim Lead-Klettern wird mit Seil geklettert. Ziel ist es eine definierte Route in einer vorgegeben Zeit möglichst sturzfrei zu durchklettern – beziehungsweise höher als die anderen Starterinnen und Starter zu kommen.
Sollte sie ihren großen Traum erreichen, wäre sie nicht die erste, die es aus dem Chimpanzodrome in Frechen bis nach Olmypia schafft. Bei der Premiere der Kletterer bei den Sommerspielen 2021 war mit dem Kölner Jan Hojer (29) ein Athlet am Start, der ebenfalls in der familiären Kletterhalle groß geworden ist und hier oft trainiert. Hojer verpasste das Finale in Tokio knapp.
Die Kletterhalle hat selbst bewegte Jahre hinter sich: Nachdem sie 2018 abgebrannt war, hat sie erst seit etwas mehr als zwei Monaten wieder geöffnet.
Köln: Hannah Meul heiß auf Olympia 2024 in Paris
Olympia-Luft durfte die 20-Jährige aber bereits schnuppern, als sie 2018 bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires an den Start ging. „Das war super inspirierend und ein Erlebnis, was ich bis dahin noch nicht hatte, aber das macht halt Bock auf mehr“, erklärt Hannah. Damals habe sie mit den besten Wettkampf ihrer bisherigen Karriere gehabt, jede Sekunde an der Wand genossen und einen starken vierten Platz erreicht. „Ich habe unglaublich viel Lust, nochmal an Olympia teilzunehmen – das wäre wirklich das Größte“, blickt die Kölner Studentin voraus.
„Natürlich darf man sich da auch nicht zu viel Druck machen, aber ich weiß eigentlich, was ich kann. Mir hilft es, dass ich den Spaß nicht verliere, die Freude für das, was ich tue. Sobald ich eine Kletterhalle betrete, kommt die Freude in mir auf, weil es meine Leidenschaft ist und so lange ich das nicht verliere, bin ich da glaube ich auf einem guten Weg“, weiß Hannah. Und genau diese Freude ist ihr selbst ins Gesicht geschrieben, wenn sie an einer Hand lässig an der Wand hängt, als wäre es das einfachste der Welt. (cho)