Kölner Rennrad-Ass Philip (†17)Urteil gegen Autofahrer und neue Details zum Unfall

Radrennfahrer Hürth 170711

Das Rennrad hat sich in der Frontschürze verkeilt. Rettungskräfte und Eltern müssen von Seelsorgern betreut werden.

Köln/Hürth – Nach dem Tod des Kölner Rennradfahrers Philip (†17) im Sommer 2017 ist das Urteil gefallen.

Der Autofahrer (34), der Philip damals mit seinem Fahrzeug erfasst hatte (hier mehr dazu lesen), ist vom Brühler Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden.

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Der Angeklagte (34) neben seinem Verteidiger im Gerichtssaal.

Mit gesenktem Blick saß der Familienvater vor dem Richter. Dort wurden die letzten Minuten vor dem Tod des jungen Mannes juristisch aufgearbeitet. Philip, der in der Kölner Radsport-Szene sehr bekannt war und als ein Ausnahme-Talent galt, war am 11. Juli 2017 mit seinem Freund unterwegs.

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Bei „Rund um Köln“ fuhr Philip im Jahr 2016 mit.

130 Kilometer hatten die Freunde hinter sich, als sie nach Brühl zu seiner Eisdiele wollten. Doch dort sollten sie nie ankommen. Denn dann näherte sich der Opel-Fahrer. Rücksichtslos, aggressiv und auf dem Weg zu seiner Arbeitsstätte in Brühl.

Auch Philip fuhr bei Rot in die Kreuzung

Was er sich dabei dachte, als er mit seinem Wagen aus einer Schlange ausscherte, an den anderen Autos mit hohem Tempo vorbei und über die rote Ampel donnerte und später eine weitere rote Ampel überfuhr, dazu gab der Angeklagte keine Erklärung ab. „Ich habe daran keine Erinnerung mehr“, erklärte er mehrmals.

Laut Gutachten fuhr Philip mit 41 Stundenkilometern die Nussallee herunter, bog in die Rechtskurve, missachtete dabei selbst das für ihn geltende Rotlicht und kam auf der Bonnstraße relativ weit an den Mittelstreifen. Der 34-Jährige fuhr von hinten in Philips Fahrrad. Der Junge starb an Schädelverletzungen und Genickbruch.

Das Leid der Eltern

Mutter und Vater traten als Nebenkläger auf, berichteten von ihrem unendlichen Leid.

Eindrucksvoll schilderte die Mutter auf die Frage, wie es ihr jetzt gehe: „Wenn sie am Geburtstag ihres Kindes statt Kuchen zu backen Blumen für den Friedhof aussuchen müssen, dann geht es einem schlecht.“

Fahrradlenker auf Tisch gelegt

Der Vater legte den Fahrradlenker seines Sohnes auf den Tisch. Leise sagte er: „Die Worte »fürchterlich« und »grauenvoll« haben für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen.“

Das Urteil: Ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung für den Raser, der frühestens in zwei Jahren einen Führerschein beantragen darf. Die Eltern sagten zu dem Urteil: „Der Fahrer hat eine Bewährungsstrafe bekommen, wir hingegen lebenslänglich.“

(red)