Kommentar nach UrteilVolksbühne Köln: Es gibt schon jetzt eine klare Verliererin

Tommy Engel bei seinem Konzert am 3. September 2021 in der Volksbühne am Rudolfplatz.

Viele Promis traten und treten hier auf: Tommy Engel bei seinem Konzert 2021 in der Volksbühne am Rudolfplatz.

Wie geht es weiter an der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln? Nach dem Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts herrscht bittere Tristesse an der Aachener Straße. Die Kölner Kultur hat einen Tiefschlag erlitten, meint unser Autor. Ein EXPRESS.de-Kommentar.

von Bastian Ebel  (bas)

Erinnern Sie sich noch an den 25. September 1999? Damals applaudierten die Kölnerinnen und Kölner dem großen Willy Millowitsch ein letztes Mal, als sein Sarg bei den Trauerfeierlichkeiten zu seinem Tode noch einmal an „seinem“ Theater vorbeifuhr.

Vielleicht ist der 19. Mai 2022 ein Tag, an dem ein Lebenswerk, eine Institution in Köln zum zweiten Mal beerdigt wurde. Denn das später in Volksbühne am Rudolfplatz umbenannte Kleinod der kölschen Kultur steht mit dem Urteil des Verwaltungsgerichtes vor dem Aus, Konzerte und Aufführungen könnten aufgrund des Lärmschutzes nicht mehr stattfinden. Wird das Urteil rechtskräftig: Keine Bläck Fööss. Keine Paveier. Kein „Hillig Ovend alaaf“. Nichts mehr.

Köln: Volksbühne am Rudolfplatz gehört zur kölschen Lebensart

Man darf in der Angelegenheit eine Sache nicht falsch verstehen: Es ist gut, richtig und wichtig, dass unabhängige Gerichte in unserer Demokratie entscheiden. Das ist das Fundament unserer Gesellschaft.

Dennoch: Man darf sich auch mal kräftig ärgern über ein Urteil. Denn der Richterspruch trifft die kölsche Seele ins Mark – und die kölsche Kultur und Lebensart ist die Hauptverliererin in dieser Angelegenheit. Insbesondere nach Corona kommt dieses Urteil zur Unzeit.

Apropos VOLKSbühne: Das Volk kann es nicht nachvollziehen, wie ein einzelner Nachbar es schafft, eine Kölner Institution in den Abgrund zu stürzen. Verständnis hätte man wohl aufgebracht, wenn sich die Volksbühne im Laufe der Jahre zu einem Hardrock-Tempel entwickelt hätte. Hat sie aber nicht.

Müssen Pänz auf Schulhöfen demnächst leiser spielen?

Unweigerlich fragt man sich, was wohl als Nächstes kommt: Nimmt der Kölner Dom Anwohnern und Anwohnerinnen die Sonne? Müssen Pänz auf Schulhöfen demnächst leiser spielen in der Pause?

Nach Ärger rund um das Stadion, den Auflagen für den Kölner Tanzbrunnen ist die Volksbühne nun das nächste Opfer einer richterlichen Realität, die nicht in das quirlige und urbane Köln passt. Ruhe gibt’s genug im Bergischen Land – und auch Immobilien.