Josef Rayes – der Kult-Wirt aus Kölle. Aber wie sieht eigentliche seine Erfolgsgeschichte aus?
Kölner Kult-Wirt seit 50 JahrenSeinen Biergarten kennt jeder – aber nicht immer lief alles rund
„Dieser Wirt wird abserviert“, lautete vor 20 Jahren eine Schlagzeile im EXPRESS. 2002 wollten Parteien im Rathaus verhindern, dass Josef Rayes im Grüngürtel einen festen Biergarten baut.
Doch es kam anders, er gewann die Ausschreibung – und seitdem unzählige Gäste und Generationen aus allen Schichten der Stadtgesellschaft hinzu.
Der Anfang: Met Faaß zo Fooß noh Kölle jonn
Kölns Kult-Wirt bekennt, besonders von Politikern, die er seit 50 Jahren trifft und bedient, viel gelernt zu haben. EXPRESS.de hat sein Leben aufgeschrieben:
Es war 1973, als sich der Student Yussef El Rayes aus seiner Heimat Ägypten auf den Weg nach Kanada machte. Ein Zwischenstopp im Rheinland bei seinem Bruder wurde zur Endstation: Nach dem Einstieg in die Gastronomie im Bonner Regierungsviertel lernte er Kölsch, Kanzler & Co kennen – und blieb.
Der Aachener Weiher: Kölns kleine Pyramide
In Köln leitete Rayes viele Jahre lang die Flora und den Ratskeller und gründete eine Familie. Als Reminiszenz an seine alte Heimat Ägypten baute er sich 2004 im Grüngürtel eine kleine Pyramide: Darin Küche, Theken, Toiletten für seinen neuen „Biergarten am Aachener Weiher“, den inzwischen fast jeder Kölner kennt
Kaum zu glauben: Direkt am Historischen Rathaus stand lange eine Bruchbude, in der Kinder Tischtennis spielten. Rayes erkannte die Chance und baute 2008 das „Consilium“. Es sollte Kantine, Caterer und Treffpunkt der Kölner Polit-Prominenz werden.
Ein gelbes Meer von 8000 durstigen, friedlichen Fans schwappte 2006 über den Weiher, als das WM-Spiel Schweden-England (2:2) in Müngersdorf anstand. „Das war einmalig für Köln“ so Rayes. „40 Sender waren da, halb Europa kannte uns.“ Ungezählte WM- und EM- und FC-Rudelgucken am Weiher folgten.
Norbert Walter-Borjans, Kölns Ex-Wirtschaftsdezernent, Ex-NRW-Finanzminister und Ex-SPD-(Co-)Chef ist nur einer von unzähligen Politikern, die Rayes als Gast freundschaftlich verbunden sind. Sein Erfolgsgeheimnis? „Josef ist ein unglaublich herzlicher, nahbarer Mensch, wo man sofort ein angenehmes Gefühl hat.“ Das verbinde eben sehr.
Kölner Corona-Lockdown: Mit Abstand das Schlimmste
„Zwei Jahre mehr oder weniger zu schließen – das war mit Abstand das Schlimmste, was ich in 50 Jahren Gastro erlebt habe“, so Rayes. Gäste und Tische auf Distanz halten, Einnahmeverluste, Polizeikontrollen, Personalmangel. „Küche und Service – wir suchen immer noch Leute.“
Dank Corona-Lockerungen kommen wieder mehr Gäste, laufen Partys und Events wieder an. Auch beim Medientreff „off the record“ hat Rayes volles Haus. Kaum war der neue Flughafen-Chef Thilo Schmid in Köln gelandet, legte er einen Stopp im „Consilium“ ein.
In vier Monaten wird Rayes 70. Klar, dass er darüber nachdenkt, kürzerzutreten und seine Gesundheit zu schonen: „Einen Biergarten zu führen macht Spaß, ist aber anstrengend. Da will ich noch etwas durchhalten. Das „Consilium“ will ich aber noch viele Jahre machen. An Rente mit 70 denke ich nicht. Ich habe noch lange nicht fertig.“