KVB-Fahrgast schildert heftige SzenenGedränge so groß – „Kinderwagen müssen draußen bleiben“

Gedränge vor einer KVB-Bahn an der Haltestelle Neumarkt.

Gedränge vor einer KVB-Bahn an der Haltestelle Neumarkt (hier ein Foto vom 5. März 2021): Ein Fahrgast schildert in einem Brief an die Kölner Verkehrs-Betriebe heftige Szenen in der Linie 9.

Ein KVB-Kunde fährt regelmäßig mit der Stadtbahnlinie 9. Was er dabei regelmäßig erlebt, schreibt der 78-Jährige in einem Beschwerdebrief an die Verkehrsbetriebe.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben ein Personalproblem. Seit Wochen fehlt Personal. Das hat gravierende Folgen für den Bus- und Bahnverkehr.

Bereits am Mittwoch (4. Januar 2023) hatte die KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks auf einer Pressekonferenz Details bekannt gegeben und die Lage geschildert. 

Köln: KVB leidet unter hohem Krankenstand

Die Krankenquote bei der KVB beträgt seit Wochen 15 bis 20 Prozent, heißt es seitens des Unternehmens. 50 Prozent aller derzeit kranken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entfallen aufgrund der Influenza.

Im Dezember 2022 fielen zehn bis 15 Prozent der KVB-Fahrten aus. „Die aktuelle Betriebsqualität entspricht weder den Erwartungen unserer Kunden noch unseren eigenen Ansprüchen“, verdeutlichte Haaks.

Entsprechende Fahrplanänderungen sollen ab dem 1. März 2023 die Situation entschärfen. Betroffen ist davon auch die Linie 9. Laut KVB entfällt im Rechtsrheinischen morgens eine Verstärkerfahrt.

Wie heftig die Situation gerade auf dieser Stadtbahnlinie ist, beschreibt Lothar Maurer. Der 78-Jährige wohnt in Rösrath – er fährt regelmäßig mit der Linie 9. Mit einem Schreiben hat er sich bereits vor Weihnachten an die KVB gewandt – eine Antwort hat Maurer bisher nicht erhalten. Auch EXPRESS.de liegen seine Schilderungen vor.

Das Verhalten der KVB sei trotz des hohen Krankenstandes nicht zu entschuldigen, beschwert sich Maurer.

„Was sich in der Linie 9 abspielt, grenzt schon an gewollte Körperverletzung“, beklagt der 78-Jährige. Vor allem von der Haltestelle Neumarkt Richtung Königsforst würden sich üble Szenen abspielen. 

KVB-Kunde: „Fahrgäste mit Kinderwagen müssen draußen bleiben“

Lothar Maurer weiter: „Die Bahn ist überfüllt und immer wollen noch Fahrgäste einsteigen. Vor den Türen wird gestoßen und gedrängelt, sodass die Türen nicht geschlossen werden können. Fahrgäste mit Kinderwagen müssen draußen bleiben. Sie haben keine Chance, mitzufahren. Es herrscht quasi ein Faustrecht.“

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„Bei einer Fahrt musste eine Frau den Zug verlassen, da sie kurz davor stand, in dem Gedränge ohnmächtig zu werden. Rucksäcke werden der Kundschaft an den Kopf geschlagen, es wird einem auf die Füße getreten.“

Ein anderes Problem: Die noch geltende Maskenpflicht in den Zügen werde trotz Durchsagen kaum noch beachtet.

Auch die Taktung kritisiert Maurer scharf: „Wenn man Glück hat und man will mit der Linie 9 vom Neumarkt zum Königsforst, kommt die Bahn eventuell nach 20 Minuten. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass innerhalb dieser 20 Minuten zwei bis drei Bahnen zum Beispiel der Linie 1 oder der Linie 7 ankommen. Könnten hier nicht Bahnen zum Königsforst eingesetzt werden?“ Seine deutliche Bitte an die KVB: „Bitte sorgen Sie für einen geordneten Verkehr.“

Doch es gibt auch gute Nachrichten. So hat die KVB am Montag (9. Januar 2023) pünktlich die Arbeiten an den Gleisanlagen der Haltestelle Appellhofplatz abgeschlossen. Betroffen waren die KVB-Linien 5, 16 und 18.