Wer kein Geld hat, verkauft die eigenen Wertgegenstände. So geht es in der aktuellen Krise vielen kleinen Leuten – und sogar der Stadt Köln. Nun kommen die „Rathausteppiche“ unter den Hammer!
Die Queen stand draufStadt Köln mistet aus: Historische Schmuckstücke unter dem Hammer
Es ist kaum zu glauben: Ist Köln so klamm, dass die Stadt nun wirklich ihre ganz besonderen Schmuckstücke verramschen muss?
Wenn die höchsten Staatsgäste der Welt nach Köln kamen, rollten ihnen Bundeskanzler und OB seit den 60er-Jahren im Hansesaal den roten Teppich aus – und was für einen: den größten Perserteppich, den Köln zu bieten hatte: 14 Meter lang und 6,25 Meter breit. Satte 400 Kilo schwer.
Köln: Historische Teppiche sollen verkauft werden
„Durchmustert mit dichtem Blütendekor über Kartuschen auf hellrotem Grund“, heißt es in der Beschreibung des Lempertz-Katalogs. Das Rheinische Bildarchiv bewahrt Fotoschätze auf, die prominente Ehrengäste auf diesem Teppich zeigen.
„Zu den prominentesten zählen die englische Königin und John F. Kennedy“, heißt es da. „Elizabeth II. besuchte mit ihrem Mann, Prinz Philip von Griechenland und Dänemark, am 25. Mai 1965 die rheinische Metropole, wurde dort vom damaligen Oberbürgermeister Theo Burauen und geschätzten 200.000 Kölnerinnen und Kölnern empfangen.“
Auch 1992 besuchte die Queen Köln – und setzte ihre Füße wieder auf denselben Teppich. US-Präsident John F. Kennedy stolzierte 1963 mit Bundeskanzler Konrad Adenauer über den Teppich und hielt drei Tage später in Berlin seine berühmte Rede „Ich bin ein Berliner“.
Und nun? Wird der „Große Teppich der Stadt Köln“ versteigert – für Gebote ab 30.000 Euro. Ihn vereint mit drei anderen Teppichen eine bewegende Geschichte: Zwischen 1937 und 1942 im Iran mit überdimensionalen Knüpfstühlen in eigens neuer Halle gefertigt, eigentlich für Hitlers Protzbauten, landeten von 22 Stück nach den Kriegswirren und mehrfachen Besitzerwechseln zehn Teppiche im Jahr 1962 im Kaufhof an der Schildergasse. Vier Stück davon kaufte damals die Stadt.
60 Jahre später sollen sie nun wiederum ihre Besitzer wechseln. Warum eigentlich?
Köln: Prunkvolle Teppiche sollen verkauft werden
„Wir freuen uns, dass sich die Stadt an uns gewandt hat, in ihrem Auftrag diese Teppiche zu versteigern. Der Erlös kommt der Stadtkasse zugute“, sagt Dr. Ingrid Gilgenmann von Lempertz zum EXPRESS: „Wir freuen uns darüber sehr. Wir hatten selten so große Stücke mit solcher Geschichte.“
Stadtsprecherin Nicole Trum teilte auf EXPRESS-Anfrage mit, dass der große Teppich im Rahmen der denkmalgerechten Instandsetzung des Hansasaals keine Verwendung mehr hatte.
Auch die anderen Teppiche wären seit vielen Jahren nicht mehr genutzt worden. Interessierte Teppichfans können die Stücke im Zeitraum von Samstag (12. November, 10 Uhr) bis Mittwoch (16. November, 17.30 Uhr) am Neumarkt besichtigen und am Donnerstag (17. November) ab 14.30 Uhr ersteigern.