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Der größte FeindIn der Kälte lauert der Tod: Lage für Kölner Obdachlose immer schlimmer

Eine Schlange vor der Essensausgabe der Obdachlosenhilfe mit Herz.

Armut im Schatten des Kölner Doms: Am Breslauer Platz warten 180 Menschen auf eine warme Mahlzeit.

Die Kälte hat bereits ein Opfer gefordert: Im Winter beginnt für Obdachlose immer ein Kampf ums Überleben. Ein Report über die prekäre Situation und warum Hilfe so schwierig ist.

von Alexander Haubrichs  (ach)

Wenn es Nacht wird, lauert in der Kälte der Tod. Bereits vor zwei Wochen hat es den ersten Obdachlosen in Köln erwischt und es wird nicht der letzte bleiben, soviel dürfte gewiss sein. Je tiefer die Temperaturen sinken, umso prekärer wird es für die Obdachlosen in der Domstadt.

„Wenn einer vergisst, sich dick einzupacken oder sich nachts unbewusst aus dem Schlafsack wickelt, dann kommt schnell jede Hilfe zu spät“, sagt Michaela Henke von der Obdachlosenhilfe mit Herz.

Köchin Katharina kocht für 180 Personen

Wie einige andere Hilfsorganisationen arbeitet sie seit über fünf Jahren am Breslauer Platz in Köln. Köchin Katharina, schon über 70 Jahre alt, bekocht dort zweimal pro Woche die Bedürftigen. „Sie ist das Herz unserer Organisation, zaubert mit wenigen Mitteln leckere Hausmannskost für 180 Personen. Wir geben wirklich alles, allerdings werden es immer mehr.“

Offenbar funktioniert der Obdachlosenflurfunk, weitere Bedürftige hat es in den vergangenen Wochen an den Dom gezogen. Menschen, die vorher in Haft waren, Suchtkranke, auch Menschen aus Russland, Tschechien oder Bulgarien, die in Köln gestrandet sind.

Die Kälte ist dabei der größte Feind, die Notunterkünfte oft keine Option. Henke: „Die hygienischen Zustände sind oft sehr schwierig, oft sind Matratzen eingenässt. Es gibt auch Paare auf der Straße, gemischte Unterkünfte gibt es aber nicht.“

Und dann sind da die Tiere: „Viele haben Hunde oder eine Ratte. Die sind ihr letzter Halt, dürfen aber nicht in die Unterkünfte. Aber von ihnen trennen sie sich nicht.“

Warmes Essen in eisiger Kälte: Die Obdachlosenhilfe mit Herz engagiert sich seit fünf Jahren.

Köchin Katharina versorgt bei der Obdachlosenhilfe mit Herz am Bresauer Platz in Köln 180 Obdachlose.

Deshalb bauen sie Lager, die manchen Anwohnerinnen und Anwohnern ein Dorn im Auge sind. „Dass die Stadt aber kürzlich so ein Lager unter einer Brücke räumen und alle Habseligkeiten der Obdachlosen entsorgte, war wirklich ein wenig glücklicher Zeitpunkt“, klagt Henke.

Winterhilfe-Telefon der Stadt Köln ist 24 Stunden lang erreichbar

Immerhin: Wer einen bedürftigen Menschen in der eisigen Kälte auf der Straße sieht, kann das Winterhilfetelefon anrufen. 24 Stunden lang ist dieses unter der 0221-756097310 erreichbar. Auch der Kältebus hilft Menschen ohne Obdach.

Hilfe bekommen die Obdachlosen von Wohltätigkeitsorganisationen wie „Lohmar hilft“. Manu Gardeweg hat in Troisdorf ein riesiges Lager aufgebaut, mit dem sie Menschen weit über Stadt und Region hinaus versorgt, ob den Obdachlosen in Siegburg, Bonn oder Köln, in der Ukraine oder an der griechisch-türkischen Grenze.

Gardeweg fürchtet, dass die Situation noch schwieriger wird. „Die Not der Frauen in der Ukraine, die ihre Männer verloren und nun in der Kälte ohne Strom sitzen, wird immer schwieriger. In Griechenland deutet sich auch eine neue Welle an“, sagt die Powerfrau, die an so vielen Ecken so vielen Menschen hilft.

Campingplätze für Obdachlose?

Um die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu entschärfen, schlägt sie eine Aussetzung des Dauercampingverbots in Nordrhein-Westfalen vor. Gardeweg zu EXPRESS.de: „Ich sehe das auch mit gemischten Gefühlen, denn niemand will Trailerparks wie in den USA. Aber um die Menschen von der Straße zu bekommen, könnte es helfen, solche Unterkünfte in den kommenden beiden Jahren zu nutzen, bis wir wissen, was durch Krieg und Krise noch alles auf uns zukommt.“

Doch fürs Erste gilt es, den Obdachlosen durch die kalten Tage zu helfen. Dafür braucht es viel Hilfsbereitschaft, aber auch ein offenes Auge.

Gardeweg: „Jeder kann aktiv werden, schauen, ob es Menschen schlecht geht, ob sie etwas brauchen. Eine Jacke, oder eine warme Decke. Man sollte immer was im Kofferraum haben, das kann auch helfen, wenn man mal selbst eine Panne hat. Wir alle können helfen – auch in diesen schwierigen Zeiten.“