„An der Seele vergewaltigt“Therapeutin entführt: Lange Haft für Kölner Liebespaar

Anwälte und Angeklagte in einem Gerichtssaal.

Das Paar aus Köln, einer betritt hinten auf dem Foto den Gerichtssaal und der andere versteckt sind unter seiner schwarzen Jacke, standen seit dem 12. Juni 2024 vor Gericht. Nun wurden sie verurteilt.

Im Prozess um die Entführung einer Therapeutin ist das Urteil gegen die beiden Angeklagten aus Köln gesprochen worden.

Zwei Männer sind wegen der Entführung einer Psychotherapeutin vom Kölner Landgericht zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Ein ehemaliger Patient (40) der Therapeutin, den das Gericht als Drahtzieher der Tat erkannte, muss wegen erpresserischen Menschenraubs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für elf Jahre ins Gefängnis. Sein (55), der vom Gericht als „Mann fürs Grobe“ bezeichnet wurde, erhielt eine Strafe von achteinhalb Jahren Haft.

Köln: Duo wegen Entführung von Therapeutin zu langer Haft verurteilt

„Wir haben uns hier an 16 Verhandlungstagen mit einem sehr ungewöhnlichen, bizarr anmutenden Fall beschäftigt“, erklärte der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung.

Der Fall nahm seinen Anfang, als sich der 55-Jährige unter einem Vorwand einen Termin bei der Psychotherapeutin geben ließ. Kurz nach seinem Eintreffen in der Praxis erschien der ehemalige Patient mit einer „Sackkarre und Kiste.“

Die beiden Männer betäubten die Therapeutin mit Chloroform, wobei sie heftigen Widerstand leistete. Schließlich fesselten die Entführer die Frau an Händen und Füßen, zwangen sie in die Kiste und transportierten sie mit einem gemieteten Wagen in ihre gemeinsame Wohnung. Dort hielten sie die Frau in einem Badezimmer gefangen und bedrohten sie.

In dem Prozess, der am 12. Juni gestartet war, stellte das Gericht fest, dass das Motiv für die Entführung in der narzisstischen Persönlichkeitsstörung des 40-Jährigen lag, der über mehrere Jahre hinweg sporadisch in Behandlung bei der Therapeutin gewesen war.

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Der Angeklagte fühlte sich falsch therapiert und sagte im Prozess: „Sie hat mich an der Seele vergewaltigt.“ Zudem empfand er die Beendigung der Therapie durch die Therapeutin als „schwere Kränkung.“

Für die erlittene Kränkung wollte der 40-Jährige Rache nehmen und Schadensersatz in Höhe von 1,5 Millionen Euro erpressen. Der 55-Jährige erklärte im Prozess, dass er seinen Verlobten aus „Liebe“ bei der Tat unterstützt habe.

Trotz der zu erwartenden langen Haftstrafen hielten beide Männer im Prozess wiederholt fest, dass sie ihre geplante Eheschließung nicht aufgeben wollen (dpa/aa).