Unfassbare VorwürfeKöln: Missbrauchte dieser Frauenarzt seine Patientinnen?

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Das Kölner Landgericht verurteilte den Frauenarzt Dr. Michael R. wegen sexuellen Missbrauchs.

Köln – Sicheren Schrittes betrat Dr. Michael R. (63, Name geändert) am Dienstag Saal 13 des Kölner Landgerichts. Dunkler Anzug, gepunktete Krawatte, blütenweißes Hemd. Doch wie beschmutzt ist die Weste des Mannes, der viele Jahre als Gynäkologe in Odenthal arbeitete?

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Missbrauch von Schutzbefohlenen vor. Der Facharzt soll sich an vier seiner Patientinnen vergangen haben. Er bestreitet das.

Approbation ruht

Bis Dezember 2013 hat Dr. Michael R. eine eigene Praxis geführt, seitdem ruht seine Approbation. In vier Fällen im Zeitraum von Juni 2012 bis November 2013 soll der Mediziner Behandlungen an Frauen genutzt haben, um sich sexuell zu stimulieren. Das wirft ihm die Kölner Staatsanwaltschaft vor. Die Ankläger fordern ein Berufsverbot.

Als eine Dame bei einer Vorsorgeuntersuchung wegen einer Schwangerschaft über Unregelmäßigkeiten im Zyklus klagte, soll Dr. R. laut Anklage eine „Rötung der Klitoris“ festgestellt haben. Die müsse er mit einer Creme behandeln. „Mehrere Minuten rieb er ihre Klitoris und drang in den After ein“, verlas der Staatsanwalt die Vorwürfe.

Medizinische Gründe hätten nicht vorgelegen. Am Ende der „Behandlung“ soll der Frauenarzt dann gefragt haben: „Ist das denn gut so?“ Der Patientin sei das so unangenehm gewesen, sie habe laut Anklage kein Wort mehr rausbekommen.

Bekam Patientin einen Orgasmus?

Eine weitere Patientin soll der Facharzt für Gynäkologie mit der Creme-Behandlung zum Orgasmus gebracht haben. „Dafür schämte sie sich“, so der Staatsanwalt. Die Dame war mit Wechseljahrbeschwerden in der Praxis erschienen, sei nun schwer traumatisiert. In einem dritten Fall soll der Arzt versucht haben, einer Patientin ohne Grund einen Weitungsballon einzuführen.

Der heftigste Fall soll sich am 19. November 2013 ereignet haben. Eine langjährige Patientin suchte mit Blasenentzündung und Scheidenpilz die Praxis auf. Der Facharzt soll die Dame mit Öl eingerieben und im Intimbereich rasiert haben. Laut Anklage soll der Arzt seine Patientin dann aufgefordert haben, sich auf den Bauch zu legen. Er müsse nun einen dickeren Finger nehmen, soll er gesagt haben. Doch dieser Finger war laut Anklage sein Penis! Der Arzt soll beim mutmaßlichen Missbrauch gestöhnt haben, „was für einen tollen Körper die Patientin habe.“ Später habe er sich entschuldigt, noch einen Sekt angeboten.

Arzt bestreitet Vorwürfe

Nach Anklageverlesung wurde der Prozess unterbrochen. Die Verteidigerin des Angeklagten lehnte den Richter ab.

Dem EXPRESS sagte sie, ihr Mandant weise alle Vorwürfe entschieden zurück. Dem Vernehmen nach beruft sich der Arzt auf notwendige medizinische Behandlungen. Die Patientinnen hätten wohl etwas missverstanden.

(exfo)