Kölns härteste EckeNach Aus für Miljö-Kneipe: Wird das Friesenviertel jetzt sicherer?

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Eine Straße, zwei Eckkneipen: „Beim dicken Johnny“und gegenüber das „Grön Eck“.
Köln – Es ist Kölns berüchtigtste Kneipenkreuzung: An der Ecke Friesenwall/Palmstraße trifft hart auf hart. Das umstrittene „Grön Eck“ mit Gästen aus dem Rocker- und Hooliganmilieu und gleich vis á vis „Beim dicken Johnny“.
Dem Miljö-Wirt „Johnny“ hat der neue Hausbesitzer jetzt einen Strich durch die Rechnung gemacht: Er muss schließen (hier mehr über die Schließung der Miljö-Kneipe lesen), weil der Eigentümer mit der Ecke andere Pläne hat. Stammgäste sind traurig, aber in der Straße atmen viele Anwohner erstmal kräftig durch.
Das sagen die Anwohner
Eine Anwohnerin zum EXPRESS: „Solchen Nachbarn muss man wirklich nicht hinterhertrauern. Im Gegenteil. Nun können wir hoffen, dass es von den über 300 Polizeieinsätzen pro Jahr an dieser Kreuzung zu 100 Einsätzen weniger kommt.“
Selbst die Nachbarn, die es gut mit der Kneipe meinen, stellen viele Auffälligkeiten fest. So sagt einer, ein Gast habe die unerträgliche Angewohnheit, sich mitten in der Nacht auf den Bürgersteig zu stellen, und laut zu singen.
Der Mann habe „ein unglaubliches Lungenvolumen“ ätzt ein weiterer, der vor einiger Zeit wegen der Zustände weggezogen ist. Massive Proteste bei Polizei, Ordnungsamt und Politik hätten nichts bewirkt. Die beiden Kneipen würden „über die Straße zusammenwachsen“, Wirt Schaack hatte zudem früher auch mal das „Grön Eck" betrieben. Man kennt sich gut.

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Wirt Janos „Johnny“ Schaack in seinem Lokal. Der Mietvertrag wird nicht verlängert.
Janos „Johnny“ Schaack (62) verweist darauf, dass der Laden, den er vor drei Jahren übernahm, halt sehr gut laufe. Die beiden Töchter arbeiten im Betrieb mit. „Eigentlich hat sich das gelegt“, sagt eine der beiden zu den Turbulenzen.
Zehn Polizeieinsätze pro Monat
Die Polizei erklärt, dass es in dem Bereich Palmstraße/Friesenwall einen jährlichen Mittelwert von 121,5 Einsätzen gebe (zehn Einsätze pro Monat), davon drei bis vier wegen Ruhestörungen.
Der neue Hausbesitzer hat Schaack jetzt noch eine letzte Frist bis zum März eingeräumt, Karnevals geht also noch mit. Und das in nostalgischem Ambiente: Schweres Holz, eine uralte Registrierkasse und ein alter Kachelofen – alles aus der Zeit, als die Kneipe noch „Palms Pief“ hieß: Reminiszenz an den Willi-Ostermann-Klassiker „Kutt erop!“.
Blumen statt Kneipe?
Schaack, der als einer der Protagonisten des WDR-Films „Wir waren das Miljö“ erzählte, wie er im Auftrag des Pascha-Chefs den Gästen als Köder jede Nacht eine Lokalrunde für 1000 Mark gab, steht jetzt vor der letzten Runde im Friesenviertel. Der neue Hausbesitzer kann sich anstelle der Kneipe ein Blumengeschäft vorstellen.
(exfo)