Die drei Damen vom GrillNach dem Tod des Chefs: So halten drei Kölnerinnen zusammen
Köln – Dies ist eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe. Eine, die uns in der Adventszeit einmal mehr zeigt, auf was es im Leben ankommt: „Jeden Morgen trinke ich Kaffee mit ihm“, sagt Toula (66) und schaut auf das Bild ihres Mannes. „Das haben wir immer so gemacht.“
Als ihr Theo (72) vor genau zwei Jahren den Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren hatte, schien damit auch das Ende ihres gemeinsamen Lokals am Höninger Weg in Zollstock besiegelt zu sein: Ein zu großer Kraftakt für die kleine, zierliche Frau – neben der Trauer noch die Aufgaben einer Imbiss-Wirtin zu bewältigen.
Doch jetzt sitzt Toula auf dem Barhocker ihres „Mythos-Grills“, nippt am Kaffee und lächelt ihren Theo an: „Wenn ich alleine bin, dann spreche ich auch mit ihm und erzähle ihm alles.“
Zum Beispiel, zu was ihre Freundinnen imstande sind. Sie waren es, die ihr nicht nur Halt gaben in der schwierigen Zeit, sie sprachen ihr Mut zu, den Laden weiterzuführen. Und: Sie packten selbst mit an!
Allen voran Elleni (66) und Irina (62). Statt an den Ruhestand zu denken, schmeißen sie nun zusammen das griechische Lokal.
„Freund der Ehre“
Die drei Damen vom Grill: Was sie verbindet, bezeichnet man im Griechischen als „Filotimo“, sagt Toula, was wörtlich übersetzt so viel heißt wie „Freund der Ehre.“ Und die verpflichtet.
Elleni und Toula kennen sich schon, seit sie 17 waren. „Da sind wir einmal die Woche ins Metropolis zum Ebertplatz, weil da Filme auf Griechisch liefen“, sagt Elleni.
Sie ist quirlige und temperamentvolle im Trio, die auch schon mal gerne schimpft während Irina – in Russland geboren – die Zuverlässigkeit in Person ist.
Jeden Tag pendelt sie zwischen Bergheim und Köln. „Sie ist zu mir wie eine große Schwester, die ich nie hatte“, sagt Toula.
Plan scheiterte
Wenn in ihrem Leben alles nach Plan gelaufen wäre, dann würde sie jetzt mit Theo den gemeinsamen Ruhestand in Nordgriechenland verbringen.
Bis 1990 führten sie das Haus Dörper an der Neuenhöfer Allee, danach bis 1999 den „Schwarzbrenner“ in Longerich. „Dann wollten wir zurück in die Heimat und uns dort zur Ruhe setzen“, erzählt Toula.
Aber ihr Theo, ein stolzer Grieche aus Kastoria, war inzwischen „so deutsch“ geworden, dass er mit dem „Chaos da unten“ nicht klar kam. Also Rückkehr nach Köln.
„Als wir gelandet waren und ich den Dom sah, habe ich nur geheult.“ Eines sei ihr da klar geworden: „Heimat ist dort, wo die Familie ist“, sagt Toula, die sechs Kinder und elf Enkelkinder hat. Ob ihr jüngster Sohn Giannis einmal den Mythos-Grill übernehmen wird? Achselzucken bei der Chefin.
Stammkundin hilft aus
Wie groß der Zusammenhalt im Veedel ist, zeigt das Beispiel einer Stammkundin. Ellen (60) bot sich als Putzhilfe an, als Toula mal ins Krankenhaus musste. Seitdem hilft sie auch im Service aus.
Und Karin (67) begleitete ihre Freundin auf die Kykladen-Insel Tinos: Ziel war eine Marienikone, von der sich die griechisch-orthodoxen Pilger vor allem eines erhoffen: Wunder.
(exfo)