Nackte Männer im Beichtstuhl: Diese provokante Kunstaktion hat ihren Sinn nicht verfehlt.
Täter leisten AbbitteNackt-Beichtstuhl in Köln sorgt für Aufsehen
Dieser Anblick schockiert, provoziert – und ist genau dafür geschaffen worden. Für eine Live-Installation auf der Kunstmesse „Discovery Art Fair“ in Köln hat Künstler Dennis Josef Meseg (44) aus Wesseling einen Nackt-Beichtstuhl erschaffen. Mit lebenden Darstellern!
Das Thema: wieder einmal die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.
Nackte Männer im Beichtstuhl auf Kunstmesse in Köln
„Absolvo te!“ heißt die Installation - „Ich spreche dich frei“. Dabei befindet sich ein Priester im Beichtstuhl, sechs nackte junge Männer knien auf den Kirchenbänken. Das lässt wenig Spielraum für falsche Interpretation.
„Sie hüllen sich in teure Gewänder, predigen Gottes Wort und erteilen Absolution. Dabei sind sie es, die Vergebung benötigen. Denn sie sind Wölfe im Schafspelz“, wird Meseg in der Beschreibung der Aktion deutlich. Aber: Er wolle nicht die katholische Kirche oder den Glauben an sich angreifen. Vielmehr gehe es um „Umgang und Kommunikation mit Tätern und Opfern.“
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Doch die Aktion, die noch bis Sonntag (23. April 2023) bei der „Discovery Art Fair“ zu sehen ist, hat noch eine Wendung: In späteren Szenen sind die Rollen am Beichtstuhl vertauscht. „Ich verweise die Täter auf den Platz, der ihnen zusteht. Und zwar vor ihren Opfern knieend“, sagt Meseg.
Insgesamt 15 Szenen zeigen die Darsteller über den Tag verteilt. Acht Stunden dauern ihre „Schichten“, die meiste Zeit sind sie nackt. Immerhin: Es gibt Heizstrahler. Auf der Messe bleiben viele Gäste bei der Installation stehen, diskutieren, staunen.
Von den Gästen erhofft sich Künstler Meseg mehr Aufmerksamkeit für das Thema. „Vom Tränchen, das kullert, bis zu aggressiven Ausbrüchen wäre mir jede Emotion recht. Hauptsache, es bewegt was in den Menschen“, sagt er.
Für Meseg ist das Thema ein persönliches. Er sei in frühen Jahren selbst Missbrauchsopfer geworden, allerdings nicht in Zusammenhang mit der katholischen Kirche. Das Thema sei gerade sehr präsent bei ihm. „Es taucht leider irgendwie immer wieder in meinen Arbeiten auf, obwohl man es von vornherein eigentlich gar nicht vorhat“, sagt er. (tw, mit dpa)