Zwei denkwürdige Abende lang begeisterten New Model Army im Kölner Palladium ihre treuen Fans. Denen war schnell klar: Die Band um Justin Sullivan schreibt mit den beiden Konzerten ihr Testament zum 40-jährigen Jubiläum.
Beim Familientreffen in KölnKult-Band New Model Army schreibt ihr Testament im Palladium
Zwei Konzerte, ein Vermächtnis: Im Kölner Palladium gab es an diesem Wochenende leibhaftige Musikgeschichte zu sehen und vor allem zu hören. New Model Army, die Heroen des Indipendent Rock, blickten auf 40 Jahre Musikgeschichte zurück – an zwei Abenden, mit komplett unterschiedlichen Sets, rund 50 Songs aus über einem Dutzend Alben.
„Es ist ein bisschen ein Testament, was wir hier spielen“, sagt Sullivan über den Abend, den der WDR Rockpalast übertrug. „Es sind ja eigentlich 42 Jahre, die Pandemie hat unsere Jubiläumstour immer wieder aufgeschoben.“
New Model Army: Familientreffen im Palladium
Das Highlight der Tour ist aber wieder der Abend im Kölner Palladium. Für viele Fans eine Art Familientreffen, sie kommen nicht nur aus Deutschland hierher, seit über 30 Jahren kommt die Band in die Mülheimer Schanzenstraße und viele Gesichter sieht man dort ebenfalls jedes Jahr. Auch im nächsten Dezember ist der Termin schon geblockt, ab Montag (19.12.2022) gibt es Tickets für das New Model Army Weihnachtskonzert im Palladium am 16. Dezember 2023.
Justin Sullivan, der Sänger, Gitarrist und begnadete Songschreiber ist inzwischen 66 Jahre alt und versprüht doch immer noch eine unglaubliche Energie und Kraft, seine Songs haben auch nach den vielen Jahrzehnten nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
New Model Army spielen ihre epischen Songs
Am ersten Abend durften die Fans zu Hits wie „Purity“, „Vagabounds“ oder „Poison Street“ tanzen und feiern. „Für uns war es harte Arbeit“, erzählt Sullivan, „einige aus der Band sind krank.“ Viele der Lieder kamen von den Alben „Vengeance“ und „Ghost of Cain“, am Samstag dominierten dann die Songs von der „Thunder and Consolation“, dem Klassiker von 1989.
Zum Schluss spielten Army neben dem Klassiker „Green and grey“ sogar ihren bekanntesten Hit, „51st State“, den sie oft auf ihren Konzerten meiden. „Wenn ein Song größer zu werden droht, als es die Band ist, dann werden wir ihn nicht mehr spielen“, erklärt Sullivan das gegenüber Express.de.
Doch an diesen beiden Abenden vor insgesamt fast 8000 Fans spielten sie das Beste, was ihre lange Bandgeschichte an wuchtigen, traurigen und oft wütenden Songs hervorgebracht hat, rund drei Stunden waren es allein am Samstag und die Fans in den sozialen Netzwerken und in der Konzerthalle waren begeistert. NMA klagten dabei die sozialen Missstände an, die Zerstörung des Planeten, die Ausgrenzung von Flüchtlingen, sie hadern mit dem Brexit-England, den Medien, dem Establishment.
Anpassen tun sie sich dabei nie. „Wir machen nicht die Musik, die die Leute hören wollen, sondern die, die wir machen wollen“, sagt Sullivan und das erklärt vielleicht, warum sie nie die ganz große Bühne betreten haben, wie es beispielsweise U2 oder The Cure heute noch tun.
Stattdessen bleiben sie in ihrer Nische, künstlerisch hochwertig und ehrlich und ihr treues Publikum dankt es ihnen. Viele davon sind ebenfalls seit 40 Jahren oder mehr dabei. Und sie werden wiederkommen, auch nächstes Jahr ins Kölner Palladium.