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Politik-Skandal in KölnOB-Kandidat kriegt 12 Prozent, obwohl er gar nicht antritt

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Im September 1999 steht dem SPD-Oberbürgermeister-Kandidaten Klaus Heugel das Wasser bis zum Hals. Nicht nur im Schwimmbad. 

Köln – Vor 20 Jahren musste der Kölner SPD-Kandidat Klaus Heugel kurz vor der Oberbürgermeisterwahl wegen Insiderhandels mit Aktien zurücktreten. Damit endeten 43 Jahre Vorherrschaft der Genossen in Köln.

Trotz Rücktritt kassierte Heugel 12,9 Prozent der Kölner Stimmen

Trotz seines Rücktritts stimmten noch 41 572 Kölner bei der Oberbürgermeisterwahl für den Sozialdemokraten Klaus Heugel – obwohl der wegen seiner kriminellen Aktiengeschäfte die Kandidatur kurz zuvor zurückgezogen hatte. Der gestrauchelte Spitzenmann, dessen Name noch ganz oben auf den Stimmzetteln stand, erlangte 12,9 Prozent der Stimmen. Von solcher Wählertreue kann die SPD heute nur träumen.

Öffentliches Geständnis 20 Jahre her

Am vergangenen Samstag war es 20 Jahre her, dass Heugel öffentlich zugab, mehrfach Aktien des Kölner Kabelherstellers Felten & Guilleaume gekauft zu haben. Die Staatsanwaltschaft leitete umgehend ein Ermittlungsverfahren ein. Wenige Tage zuvor hatte die Zeitung „Kölner Woche“ über eine Untersuchung des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel berichtet, es ging um den Verkauf von F&G-Aktien aus dem Depot der städtischen Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke (GEW). 

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Klaus Heugel als SPD-OB-Kandidat Ende August 1999 – eine Woche später wirft er hin.

Heugel hat das Vertrauen der Börsenteilnehmer „in besonderer Weise beeinträchtigt"

Heugel hatte sein berufliches Insider-Wissen für verbotene Aktiengeschäfte genutzt, stellte das Gericht später fest.In vertraulichen Gesprächen soll der einflussreichste Mann der Kölner Politik von einer geplanten Übernahme des Unternehmens F & G durch die Bonner Moeller-Gruppe erfahren haben. Angesichts der bevorstehenden Transaktion sei ihm ein Gewinn so gut wie sicher gewesen. Heugel habe durch seine Stellung als Oberstadtdirektor das Vertrauen der Börsenteilnehmer „in besonderer Weise beeinträchtigt“, so das Urteil vom März 2000.

Politischer Schaden gewaltig

Die Beträge, die damals genannt wurden, mögen in der Welt der Großanleger und Spekulanten verschwindend gering erscheinen. Heugel machte umgerechnet 7750 Euro Gewinn und musste 19 132 Euro an Strafe zahlen. Der politische Schaden war trotz der vergleichsweise niedrigen Summe gewaltig. Die Affäre überschattete die Endphase des NRW-Kommunalwahlkampfs.

Heugel hielt öffentlichen Druck keine Woche stand

In Köln sprach keiner mehr über politische Sachthemen. Auch andernorts bekamen SPD-Kandidaten und deren Helfer den Zorn zu spüren. Anfangs hatte Heugel noch versucht, das Wahlvolk durch die Spende seines Gewinns an eine wohltätige Organisation milde zu stimmen. Er habe als Privatmann gehandelt, verteidigte er sich. Nicht einmal eine Woche lang hielt er dem Druck stand. Ministerpräsident Wolfgang Clement legte ihm den Rücktritt nahe, von einem Ratskandidaten musste er sich auf einer Gartenparty hinauswerfen lassen, Polizeibeamte durchsuchten seine Wohnung. 

Name Heugel Synonym für Filz und Vetternwirtschaft

Der Name Heugel wurde bundesweit zum Synonym für Filz und Vetternwirtschaft in der Politik. Zwei Monate nach Bekanntwerden der Vorwürfe gab er sein Parteibuch zurück. Ansonsten hätte ihm ein Ausschluss gedroht. „Ein Albtraum“, beschrieb Clement die Wochen vor und nach der Kommunalwahl.

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CDU-Wahlkampf: Harry Blum wird am 12. September 1999 zum Kölner OB gewählt.

Neue OB Harry Blum starb ein halbes Jahr nach Wahl

Die Kölner Politik kam nach der Aktien-Affäre noch lange nicht zur Ruhe, sie befand sich über Jahre hinweg im Ausnahmezustand. Der neue OB Harry Blum starb im März 2000 ein halbes Jahr nach seiner Wahl, an einer Herzkrankheit.

Die Euphorie, mit der die CDU in die Legislaturperiode gestartet war, wich Schock und Trauer. Im Herbst 2000 setzte sich der Christdemokrat Fritz Schramma in der Stichwahl gegen die Ex-NRW-Bildungsministerin Anke Brunn (SPD) durch. Aufgrund des geänderten Kommunalwahlrechts übernahm er nicht nur die restliche Amtszeit von Blum, sondern wurde auch für die folgenden fünf Jahre bis 2009 gewählt. Dass er nicht wieder kandidierte, war seinem Agieren nach dem Einsturz des Stadtarchivs geschuldet.

Bewährungsstrafe von 21 Monaten Haft für Heugel

Gleich in den ersten Jahren der Amtszeit Schrammas wurden die Parteispendenskandale der SPD (2002) und später auch der CDU (2003) aufgedeckt. Heugel musste sich als Ruheständler erneut vor Gericht verantworten; ebenso wie andere, darunter der Viersener Müllunternehmer Hellmut Trienekens. 2008 wurde der ehemalige OB-Kandidat Heugel wegen Bestechlichkeit zu einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten Haft verurteilt.

Der einst so mächtige Mann der Kölner SPD lebt heute zurückgezogen in Lindenthal.