Schwimm-Ärger an der SpoHoKölner Olympia-Held darf nicht rein

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Studenten im Schwimmbad der Sporthochschule Köln. Schwimmweltmeister Rainer Henkel kam hier nicht hinein.
- Er war einer der großen deutschen Schwimmstars, gewann eine Olympia-Medaille und Weltmeistertitel.
- Sein Vater, ein Unterstützer des Leistungszentrums in Müngersdorf, ist mittlerweile dement. Doch ins Schwimmbad rein kamen beide nicht.
- Michael Schock, Geschäftsführer des Schwimmbads an der Sporthochschule, verteidigt die Entscheidung seines Mitarbeiters.
Köln – In den 1980er Jahren war er einer der deutschen Schwimmstars. Gewann eine Olympia-Medaille und Weltmeistertitel. Doch als er mit seinem dementen Vater mal wieder in sein altes Leistungszentrum wollte, wurde er abgewiesen. Das Leistungszentrum in Köln-Müngersdorf verteidigt sich.
Der gebürtige Opladener Rainer Henkel (55) erschwamm sich 1986 gleich zwei Weltmeister-Titel über 400 und 1500 Meter Freistil und gewann zudem 1988 mit der 4 x 200-Meter-Staffel Bronze bei den Olympischen Spielen in Seoul. Trainiert hat er in Köln – im Schwimm-Landesleistungszentrum (LLZ) an der Sporthochschule. Dort wollte er nun mit seinem dementen Vater (81) noch mal vorbeischauen – und durfte nicht rein.

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Der bereits verstorbene Trainer Gerhard Hetz nimmt 1988 die Zeit seines Schützlings Rainer Henkel.
Rainer Henkel durfte nicht in Kölner Schwimmbad
Als junger Schwimmer war Henkel einer der wenigen Vertreter des bundesdeutschen Schwimmsports, der sich neben Michael Groß in die Kategorie „Weltklasse“ einordnen ließ. Bei den Olympischen Spielen in Seoul lernte er auch seine erste Frau kennen: Hochspringerin Heike Henkel.
Rainer Henkel trainierte in Schwimmhalle der SpoHo
Rainer Henkel startete für den SV Rhenania Köln, brachte es in seiner aktiven Zeit auf 21 Deutsche Meistertitel. „Ich war regelmäßig zum Training im LLZ in Müngersdorf“, erinnert er sich. Sein Vater Werner Henkel habe damals das LLZ unterstützt und die Trainingsgeräte im Kraftraum mit Schutzvorrichtungen versehen.

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Rainer Henkel mit seinem Vater Werner Henkel (80).
Rainer Henkel: Vater Werner (80) leidet an Demenz
Nun ist Henkel senior 80 – und dement. „Er erinnert sich an Dinge, die weit in der Vergangenheit liegen. Aber nicht an die Dinge, die erst gestern oder vorgestern passiert sind“, schildert sein Sohn.
Also dachte sich Henkel junior, es würde seinem alten Herren Freude machen, noch mal in Müngersdorf vorbeizuschauen. „Er war so oft da. Das Schwimmbad gehörte zu seinem wie zu meinem Leben.“
Vater und Sohn Henkel wurden an der Rezeption abgewiesen
Dann die Enttäuschung: „An der Rezeption sagte man mir, wir kämen ohne Ausweis nicht hinein. Man würde für uns auch keine Ausnahme machen,“ so Henkel.
Er habe darauf aufmerksam gemacht, wer er sei. „Aber ich bin kein Snob“, sagt Henkel. „Ich dachte nur, dass der Mann an der Rezeption vielleicht eine Ausnahme macht, wenn er erfährt, dass ich ein Weltmeister bin. Aber er sagte nur, dass ihn dies nicht interessiere. Mich hat das natürlich verärgert. Das man mit mir so umgeht, ist mir egal. Aber doch nicht mit einem alten Herren. Ich verstehe, dass es Regeln gibt, aber man muss doch die Kirche im Dorf lassen. Ich fand das alles sehr traurig.“
Geschäftsführer bittet um telefonische Anmeldung
EXPRESS fragte beim Geschäftsführer des LLZ nach. „Mit ist diese Geschichte bekannt“, sagt Michael Schock. „Aber die Sporthochschule ist für dieses Bad und die Sicherheit dort verantwortlich und erwartet von seinen Mitarbeitern, dass sie die bestehenden Regeln und Sicherheitsvorkehrungen einhalten. Das hat unser Mitarbeiter getan.“
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Schock sagt aber auch: „Wir sind ein Dienstleister – und da sollte Freundlichkeit groß geschrieben werden. Da wir personell knapp besetzt sind, wäre es besser gewesen, Herr Henkel hätte den Besuch telefonisch angemeldet. Dann wäre es wahrscheinlich möglich gewesen, etwas zu arrangieren und vielleicht sogar eine kleine Führung zu machen.“